Schach und Shôgi im Film

Von Fabian Krahe

Schach spielt in Literatur und Film immer Mal wieder eine prominente Rolle. Und bevor ich einen kleinen Blick nach Japan werfe, möchte ich erstmal Schach im westlichen Kulturraum betrachten Das bekannteste Beispiel ist im deutschsprachigen Raum sicherlich Stefan Zweigs „Schachnovelle“, in der Zweig Schach als Metapher für den Kampf zwischen dem europäischen Kulturmenschen und dem Nationalsozialismus benutzte. Die Erzählung entstand zwischen 1938 und 1941 im Exil, in das der Pazifist 1934 aus Österreich vor den Austrofaschisten flüchtete. Dem Symbolismus der Geschichte opferte Zweig allerdings die Realität des Schachspiels, von dem er ohnehin kaum eine Ahnung hatte, so dass sich zusätzlich noch einige sachliche Fehler einschlichen. Dass so das Schachspiel auch wenig gut wegkommt, mag wenig verwundern. Siehe auch: Johannes Fischer: Ein symbolischer Rückzug. Kritische Anmerkungen zu Stefan Zweig, in: Karl Online. 20.04.2002.https://karlonline.org/kol03. 1960 verfilmte Gerd Oswald den Stoff mit Curd Jürgens und Mario Adorf in den Hauptrollen fürs deutsche Kino.

Auf die große Leinwand kam das Schach allerdings schon 1925 in Russland mit dem Film „Шахматная горячка“ (Schachfieber), der die große russische Schachbegeisterung der zwanziger Jahre satirisch kommentierte.

Der Film inspirierte auch Vladimir Nabokov zu seinem bekannten Roman „Защита Лужина“ (Lushins Verteidigung), in dem der Protagonist, dem Schach verfallen, sich am Ende (womöglich) das Leben nimmt, in dem er aus dem Badefenster springt. Marleen Gorris verfilmte den Roman schließlich 2000 mit John Turturro und Emily Watson in den Hauptrollen.

2014 wurde das Biopic “Pawn Sacrifice” (Bauernopfer – Spiel der Könige) von Edward Zick mit Tobey Maguire als Bobby Fischer zwar von Kritikern durchaus wohlwollend aufgenommen, war jedoch mit einem Einspielergebnis von 5,6 Millionen eine Box Office Bomb. Der Film schildert das Leben des großen amerikanischen Schachspielers Bobby Fischer und lässt die Handlung im „Match des Jahrhunderts“ zwischen Fischer und Boris Spasski kulminieren. Wie schon in Zweigs „Schachnovelle“ weißt das Schach hier weit über sich hinaus, wird das Spiel zum Kampf der Systeme. Fischer und Spasski sind bloß Bauern im Wettstreit von Kapitalismus und Kommunismus; die Könige sind Nixon und Breschnew.

Es ist bemerkenswert, dass in allen diesen Filmen – und es lassen sich leicht noch weitere Beispiele anführen – Schach als Obsession, gar als eine Art von Wahn dargestellt wird. Die Protagonisten sind ihm verfallen und immer fordert er, der Schachwahn, seinen psychischen, zuweilen auch physischen Tribut. Selbst in „2001 – A Space Odyssey“ nutzte der schachbegeisterte Stanley Kubrick das königliche Spiel, um zu zeigen, dass die KI HAL 9000 langsam ihren Verstand(?) verliert.

Anders ist es oft, wenn Schach der Charakterisierung einer Person dient und nicht das Hauptthema eines Filmes ausmacht. Schach dient dann oft dazu die Intelligenz, Intellektualität oder die Willensstärke eines Protagonisten herauszustreichen. Sei es in Harry Potter und der Stein der Weisen, Independence Day oder X-Men.



Und last but not least konnten wir die Erotik des königlichen Spiels in Filmen wie „The Thomas Crown Affair“ (Die Thomas Crown Affäre) von 1968 oder „Joueuse“ (Die Schachspielerin) von 2009 erleben.


So wie das Schach im westlichen Kulturraum, spielt Shôgi in Japan im Film eine ähnliche Rolle. Die japanische Wikipedia listet tatsächlich neun Filme zum Thema Shôgi auf.
Das erste Mal ist mir Shôgi in dem Film „聯合艦隊司令長官 山本五十六 -太平洋戦争70年目の真実-„ (Titel in Deutschland: Der Admiral. Krieg im Pazifik) von 2011 begegnet, denn keiner der in der Wikipedia aufgelisteten Filme wurde bisher in Deutschland veröffentlicht, abgesehen von einmaligen Aufführungen bei Filmfestivals. Der Film „Der Admiral“ zeigt die Rolle Yamamoto Isorokus (1884-1943) während des Pazifikkriegs. Isoroku entstammte einer Samurai-Familie, die im Boshin-Krieg auf Seiten des Shôgunats kämpfte. Ab 1901 begann er eine Karriere in der Marine. Von Anfang an stach er aufgrund seiner hervorragenden Leistungen hervor. Durch sie wurde er auch in den Yamamoto-Clan adoptiert und legte daher 1915 seinen bisherigen Familiennamen Takano ab. Yamamoto stieg rasch auf. 1939 übernahm er schließlich den Befehl über die Kombinierte Flotte und war maßgeblich an der Planung des Angriffs auf Pearl Habor beteiligt. 1943 wurde sein Flugzeug von amerikanischen Fliegern abgeschossen und er nahm sich noch in der Luft das Leben.
Yamamoto hatte seit seiner Jugend ein starkes Interesse am Shôgi. Dies hielt sich auch noch während er den Oberbefehl über die Kombinierte Flotte innehatte. Es heißt, er habe abends ab acht Uhr oft mehrere Stunden Shôgi gespielt. Tatsächlich ist überliefert, wie er selbst während der Schlacht von Midway, als die Nachricht hereinkam, dass die drei Flugzeugträger Akagi, Kaga und Sôryû bombardiert wurden, Shôgi spielte. Vgl. seinen japanischen Wikipediaeintrag.

Leider habe ich auf YouTube keinen Zusammenschnitt mit den Shôgiszenen finden können. Aber auch der Film „軍神山本元帥と連合艦隊“ (Gunshin Yamamoto gensui to rengô kantai) aus dem Jahr 1956 hat eine längere Szene, die Yamamoto beim Shôgispielen zeigt. Nicht dass der Film gut wäre, aber immerhin hat irgendwer den bei YouTube eingestellt. Die japanische Wikipedia listet insgesamt neun Filme und ein Fernsehdrama über Yamamoto auf, inwiefern dort Shôgi gezeigt wird, konnte ich leider nicht herausfinden.

Auch in Kitano Takeshis (北野武) Yakuzafilm „Brother“ aus dem Jahr 2000 ist Shôgi in zwei Szenen zu sehen. Einmal dient Shôgi zur Gestaltung einer Szene in Form eine Deko-in-Motion, in der der Protagonist Yamamoto Aniki, gespielt von Kitano, eine Partie gegen einen seiner Mitstreiter spielt. Ein weiteres Mal spielt Shôgi auch eine kleinen dramaturgischen und Black-Humor-mäßgen Part in einer recht makabren Szene: Aniki bestraft einen Dealer, der ihn betrügen wollte, auf die Weise, dass er dem Mann Shôgi-Steine in den Mund stopft – und dann zuschlägt, gezielt auf den Mund, so dass der Getroffene reflexartig die Zähne zusammenbeiß … und wir sehen sofort das Resultat: der Bestrafte spuckt Blut und Zähne und Shôgisteine. Dass Takeshi Kitano ausgerechnet Shôgi in den Film eingebaut hat, hat einen guten Grund. Takeshi Kitano ist selber totaler Shôgifan, wie deutlich geworden ist in einem Interview, das er mit René Gralla anlässlich des Starts von „Zatoichi“ 2004 in Hamburg im Hotel „Atlantic“ geführt hat. In diesem Interview hat er nämlich am Ende, als René ihn auf Shôgi angesprochen hat, den Verlauf einer Vorgabepartie erklärt, die er gegen Habu im Fernsehen bestritten habe. Ohne Brett und Steine erklärte er René, wie ihm Habu zunächst ein komplettes Anaguma-Castle als Vorgabe in der Partie gewährt habe und wie Habu dieses Anaguma in kürzester Zeit zertrümmert habe.

Aber es gibt auch einige japanische Filme in denen das Shôgithema bestimmend ist. Das erste Mal bereits 1948 mit der Verfilmung von „王将“ (Ôsho) durch Itô Daisuke (伊藤大輔). Ôsho ist ein Theaterstück von Hôjô Hideji (北条秀司), dass am 04.06.1947 in Ôsaka uraufgeführt wurde. Es schildert die Geschichte des berühmten Ôsakaer Shôgispielers Sakata Sankichi (阪田三吉; 1870-1946). Das Stück ist nochmals 1955 und 1962 verfilmt worden. Der Film von 1962 erhielt ein Jahr später noch eine Fortsetzung. Zuletzt erschien 1973 ein Fernsehfilm, von dem ich einen Ausschnitt auf YouTube finden konnte. Der Ausschnitt ist übrigens mit einem der berühmtesten Aussprüche Sakatas betitelt: „銀が泣いている“ (Der Silber weint). 1913 spielte Sakata eine berühmte Partie gegen Sekine Kanjiro. Sakata bot Sekine ein Silberopfer an, welches Sekine jedoch durchschaute. Der Silber schrie also laut: „Nimm mich, nimm mich“, doch weil Sekine in eben nicht nahm, sagt man, „der Silber weint“. Ob Sakata wirklich wie im Film geweint hat? Vgl. 伝説の棋士・阪田三吉の名言「銀が泣いている」に込められた想いとは?

1991 erschien der Film “王手” von Sakamoto Junji (阪本順治) in den japanischen Kinos. Er schildert das Leben von Tobita Ayumi (飛田歩), einem Shinkenshi und Kayama Ryuzo (香山龍三), einem professionellen Shôgispieler. Ein Shinkenshi ist jemand, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, Shôgi um Geld zu spielen. Das der Film im ärmlichen Osakaer Stadtviertel Shinsekai spielt, ist da schon recht passend.

Durchaus auch ein wenig internationale Aufmerksamkeit hat „聖の青春“ (Satoshi: A Move for Tomorrow) erregt. Eine Verfilmung des gleichnamigen Buches aus dem Jahr 2016. Der Film folgt dem Leben des professionellen Shôgispielers Murayama Satoshi (村山聖; 1969-1998). Murayama erkrankte als Kind am nephrotischen Syndrom, was sich fortan auf seine Gesundheit auswirkte. Er musste so als Kind viel Zeit im Krankenhaus verbringen, wo er Shôgi spielte. 1994 entschied er sich nach Tôkyô zu gehen, um Meijin zu werden. Er konnte den Titel erspielen, erkrankte jedoch an Blasenkrebs. Statt sich behandeln zu lassen, spielte er weiter Shôgi und verstarb so bereits im Alter von 29 Jahren. Ein Besprechung des Film z.B. hier.


Ein anderes Biopic über einen Shôgispieler ist “泣き虫しょったんの奇跡“ (The Miracle of Crybaby Shottan) von Toyoda Toshiaki (豊田利晃). Der Film zeigt wie Segawa Shôji (瀬川晶司; *1970) professioneller Shôgispieler wurde. Segawa besuchte die Shôreikai, er erreichte zwar den dritten Dan, jedoch nicht den vierten Dan bis zum Alter von 26 Jahren. Er musste also die Schule verlassen, was bedeutete, dass er keine normale Möglichkeit mehr hatte ein professioneller Spieler zu werden. Segawa spielte weiterhin als Amateur und konnte sich so für einige Profi-Turniere qualifizieren. Er stellte dabei den Rekord von 17 Siegen zu 7 Niederlagen gegen Profispieler auf. Daraufhin bat er den Nihon Shôgi Renmei ihm eine außerordentliche Möglichkeit zur Qualifikation als Profispieler zu gewähren, was ihm tatsächlich 2005 erlaubt wurde. Er musste dazu sechs Spiele gegen unterschiedlich Profispieler spielen und davon drei gewinnen. Da ihm dies tatsächlich gelang, wurde er der erste Shôgispieler in 61 Jahren, der den professionellen Status durch Testspiele erhielt. Mittlerweile hält Segawa den 6 Dan.


2017 erschien die 2-teilige Live-Action Adaption des Erfolgsmangas „3月のライオン“ in den japanischen Kinos. Die Mangareihe erscheint seit 2007 im Magazin Young Animal und umfasst derzeit 14 Tankôbon Bände. Protagonist des Films ist Kiriyama Rei, ein 17-jähriger Profspieler, dessen Familie bei einem Autounfall ums Leben kam, als er noch klein war. Der Film erzählt von seinen Problemen mit seiner Adoptivfamilie, seinen Freunden und dem täglichen Leben als Profispieler.

Und zuletzt habe ich noch diesen wunderbaren Kurzfilm über Karolina Styczyńska gefunden. Styczyńska erreichte als erste nicht-Japanerin im Jahr 2017 den Status als professionelle Shôgispielerin. Styczyńskas Blog in Englisch.

Wir sehen also, dass Shôgi im japanischen Kino eine andere Darstellung widerfährt, als das Schach. Im Mittelpunkt steht eher das alltägliche Leben der Spieler und ihre Probleme. Wir finden zwar auch hier die Verbindung zur Obsession, jedoch kaum zum Wahn, wie öfters beim Schach im westlichen Film.

Fundstück: „Ôsho“ von Murata Hideo – Shôgi goes Music

Von Fabian Krahe

Murata Hideo (村田英雄) landete mit seinem Song Ôsho (王将) 1961 seinen größten Hit. Die Single verkaufte sich über 1,5 Millionen Mal.

Der Song gehört zum Genre des Enka (演歌), das oft als japanischer Schlager bezeichnet wird. Der Songtext bezieht sich auf den Ôsakaer Shôgispieler Sakata Sankichi (阪田三吉; 01.07.1870-23.07.1946), dessen Leben von Hôjô Hideji (北条秀司) in einem Theaterstück mit Namen Ôsho (王将) verarbeitet wurde. Das Stück wurde am 04.06.1947 in Ôsaka uraufgeführt und ist seitdem auch mehrmals verfilmt worden. Zu Ehren Sakatas ist ein Denkmal unterhalb des Tsūtenkaku (auch bekannt als Ôsaka Tower) errichtet worden.

Nach Sakata ist außerdem eine Opposing Rook Eröffnung benannt worden, die Sakata-ryū mukaihisha. Die Eröffnung stammt tatsächlich noch aus der Edo-Zeit, jedoch spielte Sakata 1919 diese in einer berühmten Partie gegen Doi Ichitarô (土居市太郎; 1887-1973), der später Präsident des Nihon Shôgi Renmei wurde, so dass sie nach Sakata benannt wurde.

Ōshō-monument in honor of Sankichi Sakata. Foto by Mixtures via wikimedia commons.
Ōshō-monument in honor of Sankichi Sakata. Foto by Mixtures via wikimedia commons.

Wer’s eher mit japanischem (Gangster?-)Rap hat, der mag sich doch einmal die Osakaer Hip-Hop-Band Infumiaikumiai (韻踏合組合) mit ihrem Song „王手“, ôte, zu Gemüte führen.

Wobei ich persönlich den gleichnamigen Song von Mori Konomi (杜このみ) besser finde…

Drama in Thailand vor 250 Jahren – wird an der Uni Hamburg diskutiert … und Thaischach ist auch dabei! Mit dem One-Day-Gedenkturnier „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“

Von René Gralla

Kleine Kegel stehen Spalier, wie aus dem Experimentierkasten eines Pagodenbaumeisters. Dazwischen die Köpfe stolzer Pferde, die sich gerade zu sammeln scheinen für einen flotten Aufgalopp. Hinweg über Reihen runder Stolpersteine, die offenbar die Grenzen zweier Territorien markieren.

Startaufstellung im Thaischach - die verblüffende Assoziationen weckt: Haben unbekannte Einflüsterer aus Japans Shogi-Szene einst gute Tipps gegeben?! Foto: Christoph Harder
Startaufstellung im Thaischach – die verblüffende Assoziationen weckt: Haben unbekannte Einflüsterer aus Japans Shogi-Szene einst gute Tipps gegeben?! Foto: Christoph Harder

Gleich wird Bewegung kommen in dieses dreidimensionale Stillleben, das die Gedanken zu verträumten Tempeln fliegen lässt, an den Ufern von Mekong und Chao Phraya. Während aus anderen Sphären sanfte Melodien rüberwehen, die allein der Betrachter hören kann. Sehnsuchtsvoll und hitzeschwer, und der Wunsch wird schier übermächtig, dass dieser süße Schmerz nie vergehen möge.
Und dabei wird hier doch eigentlich nur Schach verhandelt. Allerdings ist an diesem frühwinterlichen Sonnabend in der Universität Hamburg eben gerade nicht die handelsübliche Standardversion das Thema: Am 9. Dezember 2017 im Afrika-Asien-Institut versammeln sich Enthusiasten und spontan Motivierte, die gemeinsam eine spezielle Version der Mattkunst zelebrieren wollen – nämlich das hierzulande beinahe unbekannte, in seiner Heimat jedoch äußerst beliebte „Makruk“, aus dem viel zitierten Land des Lächelns. Und das hat auch ein bisschen mit Shogi (!!) zu tun … aber dazu später mehr.

Foto: Christoph Harder
Foto: Christoph Harder

Passender Anlass ist der Thai-Tag 2017, der Wissenschaftler, Studenten und Menschen, die sich aus beruflichen oder privaten Gründen für Politik, Wirtschaft und Kultur im südostasiatischen Raum interessieren, in der Vorweihnachtszeit zum Zentralkomplex der hansestädtischen Alma Mater führen wird, wenige Schritte entfernt vom Bahnhof Dammtor an der Edmund-Siemers-Allee.

Nach der Katastrophe nie mehr aufgebaut: Wat Chai Watthanaram in den Ruinen von Ayutthaya
Nach der Katastrophe nie mehr aufgebaut: Wat Chai Watthanaram in den Ruinen von Ayutthaya

Schließlich ist die Veranstaltung einem turbulenten Zeitabschnitt gewidmet, der vor 250 Jahren eine dramatische Zäsur in der Geschichte des Königreiches markiert hat: die Zerstörung der einst prachtvollen Hauptstadt Ayutthaya nach der Besetzung durch die Burmesen am 7. April 1767 – ein Desaster, das im kollektiven Gedächtnis der stolzen Nation bis heute nachhallt – ; und der überraschende Gegenschlag wenige Monate später, als eine neu formierte thailändische Armee am 6. November 1767 bei Thonburi triumphierte und die Wende im Dauerkonflikt mit dem benachbarten Myanmar einleitete.

Ort der Wiedergeburt von Siam: Thonburi, das in der Gegenwart zu Bangkok gehört.
Ort der Wiedergeburt von Siam: Thonburi, das in der Gegenwart zu Bangkok gehört.

Held von Thonburi war der damalige General und spätere König Taksin. Und weil der geniale Feldherr – dessen Name allein per Zufall ähnlich klingt wie der Exilpolitiker Thaksin Shinawatra in der Gegenwart – neben überragenden militärischen Fähigkeiten obendrein auch am Brett der traditionell siamesischen Schachvariante Makruk seine Herausforderer cool abstrafte, soll nun während des Hamburger Thai-Tages 2017 folgerichtig ein entsprechendes Turnier an die epochalen Ereignisse vor einem Vierteljahrtausend erinnern. Unter einem Leitmotiv, das dem Anlass gerecht wird: „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“.

Hamburger Wettkampf im Thaischach zu Ehren des Retters von Siam: Taksin der Große (1734-1782).
Hamburger Wettkampf im Thaischach zu Ehren des Retters von Siam: Taksin der Große (1734-1782).

Abgesehen vom biographischen Bezug zum Mann, der Siam wieder aus dem Tal der Tränen führte, gibt es überdies auch einen ohne Übertreibung genuin militärtheoretischen Grund, jetzt ausgerechnet mit einem Wettkampf im Makruk an den erfolgreichen Sturm der Taksin-loyalen Verbände auf das von Burma-Kollaborateuren besetzte Fort Thonburi zu erinnern. Dem brillanten Taktiker Taksin gelang der legendäre Coup primär deswegen, weil er die 5000 Soldaten seiner Armee mit schlanken Flussschiffen den Chao Phraya hochfahren ließ – und im Szenario des Makruk, das der gewiefte Troupier als eine Art Trockenübung schätzte, sind explizit und passend „Boote“ die kampfstärksten Einheiten (deren Part übernehmen im internationalen Schach die vergleichsweise fantasy-like konzipierten „Türme“).


>> Thaischach ist eine amphibische Battle – wie die Makruk-Aktivisten Jürgen Woscidlo und René Gralla an einem Mega-Set (aus der Heimwerkstatt Gralla) vorführen, während eines Testmatches, das am 16. April 2017 in Sinstorf ausgefochten wurde.

Vor diesem Hintergrund bietet das „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“ die unverhoffte Gelegenheit, Taksins Vorstoß Richtung Thonburi quasi als Versuchsanordnung im verkleinerten Maßstab nachzustellen.

Per Schiff zum Sieg gleiten - im Szenario des Makruk, das beeinflusst ist von der Topographie Südostasiens, wo Wasserwege oft die besten Verkehrsverbindungen sind (ein armiertes und bemanntes rotes Boot ankert oben rechts im Theatre of Operations ). Foto: Christoph Harder
Per Schiff zum Sieg gleiten – im Szenario des Makruk, das beeinflusst ist von der Topographie Südostasiens, wo Wasserwege oft die besten Verkehrsverbindungen sind (ein armiertes und bemanntes rotes Boot ankert oben rechts im Theatre of Operations ). Foto: Christoph Harder

Das Turnier verwandelt sich gewissermaßen in eine Geschichtswerkstatt; ein pädagogischer Aspekt, der augenfällig wird vor einem Set, das der Verfasser dieser Zeilen (der Autor René Gralla) gefertigt hat und im Spielsaal installieren wird. Semi-realistische Optik (unter Verwendung von Playmobil-und Legofiguren) ersetzt das abstrakte Design des Originals.

Was eine Partie Makruk wirklich darstellt: Hauen und Stechen in überschwemmten Reisfeldern; im Bild ein entsprechendes Reenactment im Bonsai-Format mit dem von "Ayutthaya-Thonburi-Memorial"-Planer René Gralla produzierten Showroom-Set. Foto: Christoph Harder
Was eine Partie Makruk wirklich darstellt: Hauen und Stechen in überschwemmten Reisfeldern; im Bild ein entsprechendes Reenactment im Bonsai-Format mit dem von „Ayutthaya-Thonburi-Memorial“-Planer René Gralla produzierten Showroom-Set. Foto: Christoph Harder

Eine blau eingefärbte Fläche symbolisiert Überschwemmungsgebiete – wie sonst könnten maritime Einheiten zum Makruk-Arsenal gehören?! – , und über mehrere Planquadrate zieht sich der schicksalhafte Schriftzug „Thonburi“, in thailändischen Lettern.

Schach aus dem alten Siam im Playmobil- und Lego-Look an der Universität Hamburg: eine  interaktive Geschichtswerkstatt, um den in Thailand unvergessenen Tag von Thonburi (6. November 1767) nachzuspielen, siehe der weiße Schriftzug in der Mitte des Spielplans. René Gralla (li.) stellt sich dem Makruk-Talent Paul Geißler (2. v. re.), während die Jungstars Ghreesham Manjunath (2. v. li.) und Konrad-Leo Adler (re.) wertvolle Tipps geben. Foto: Christoph Harder
Schach aus dem alten Siam im Playmobil- und Lego-Look an der Universität Hamburg: eine interaktive Geschichtswerkstatt, um den in Thailand unvergessenen Tag von Thonburi (6. November 1767) nachzuspielen, siehe der weiße Schriftzug in der Mitte des Spielplans. René Gralla (li.) stellt sich dem Makruk-Talent Paul Geißler (2. v. re.), während die Jungstars Ghreesham Manjunath (2. v. li.) und Konrad-Leo Adler (re.) wertvolle Tipps geben. Foto: Christoph Harder

Makruk-Partien simulieren im Ergebnis amphibische Operationen, im Fahrwasser des Siegers von Thonburi. Aber damit nicht genug: Das Siamschach-Event im Rahmen des Thai-Tages 2017 weist last not least eine spannende spielhistorische Komponente auf. Denn der sperrige Denksport in seiner aktuellen Form, wie sie zu Beginn des dritten Millenniums sogar Chefredakteure von Lifestyle-Magazinen neugierig macht – ein Verdienst des trendbewussten norwegischen Weltmeisters Magnus Carlsen, der im Nebenjob als Posterboy für G-Star-Jeans posiert – , ist in Wahrheit bloß die radikal veränderte Fassung jenes Originals, das vor gut 1500 Jahren in Indien erfunden wurde. Die Regeln des ehrwürdigen „Chaturanga“ vom Subkontinent kamen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kompromisslos auf den Prüfstand; eine Initiative spanischer und italienischer Revoluzzer, die freilich im fernen Siam ohne Resonanz blieb.
Im Makruk fehlen zwei Figuren, die Amateure am modernen Normaloschach oft abturnt: die gnadenlose Killer-Queen und die schnellen Läufer. Stattdessen begleiten den Siamkönig ein bescheidener Adjutant und zwei wuchtige, wenngleich langsame Elefanten; eine respektvolle Verbeugung vor den Vätern des indischen Prototyps Chaturanga.
Aber worin besteht eigentlich die eingangs erwähnte Shogi-Connection? Der Elefant aus dem Makruk verfügt über denselben Aktionsradius wie der Silbergeneral im Shogi, und die jeweils um eine Reihe vorgeschobenen Ausgangsstellungen der Makruk-Soldaten decken sich mit den ähnlich exponierten Startpositionen der Shogi-Infanterie.
Vielleicht haben sich ja die Communities der Gamer in beiden Ländern vor etlichen Generationen lebhaft miteinander ausgetauscht?! Zumal Anfang des 17. Jahrhunderts ein japanischer Bezirk in Siams Kapitale Ayutthaya prosperierte. Die Zone gewann eine Autonomiestatus unter dem Abenteurer Yamada Nagamasa (1590-1630), den es in den Süden verschlagen hatte aus der Hafenstadt Numazu, in der Präfektur Shizuoka auf Nippons Hauptinsel Honshu. Ein Expatriate, der zur Legende wurde als „Samurai von Ayutthaya“, indem er für Siams König Songtham (1590-1628) ein Freiwilligenkorps rekrutierte, das mutig an der Seite thailändischer Verbände focht.

Das „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“ öffnet demnach das Stargate zu einem mentalen Trip, der die Gesetze von Zeit und Raum überwindet: Das Open, bei dem auch Neueinsteiger willkommen sind, vermittelt echtes Schach-Feeling pur aus einer Vergangenheit, die sich als verblüffend präsent erweist.

Cool Cat versus Kid: Sumet "Thon" Kraiphlaeng (li.) vor einem knallharten Duell contra Konrad-Leo Adler (re.). In einer vorentscheidenden Runde des "PTT King Naresuan The Great Tournament" 2015, dem Vorläuferturnier zum diesjährigen "Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial" im Afrika-Asien-Institut der Universität Hamburg. Foto: Christoph Harder
Cool Cat versus Kid: Sumet „Thon“ Kraiphlaeng (li.) vor einem knallharten Duell contra Konrad-Leo Adler (re.). In einer vorentscheidenden Runde des „PTT King Naresuan The Great Tournament“ 2015, dem Vorläuferturnier zum diesjährigen „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“ im Afrika-Asien-Institut der Universität Hamburg. Foto: Christoph Harder

Gaming back to the roots – eine intellektuelle Wellnesskur ohne nervige Nebenwirkungen: Selbst Anfänger halten routinierten Gegnern lange genug stand, um Niederlagen nicht als demütigend zu empfinden. Im Einklang mit der thailändischen Mentalität, die peinlichen Gesichtsverlust tunlichst zu vermeiden sucht. Langeweile ist trotzdem ausgeschlossen: Den Rundentakt diktiert ein Blitz-Modus (zehn Minuten pro Partie und Kandidat/-in), in Anlehnung an das hohe Tempo, das Siams Retter Taksin seinen Leuten abverlangte.
Mit dem „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“ zum Auftakt des zweiten Adventswochenendes 2017 organisieren der Sinstorfer Schachlehrer Jürgen Woscidlo und der Hamburger Journalist René Gralla den dritten Leistungsvergleich in Siams populärem Mind Sport. Die Mini-Turnierserie feierte Premiere im Mai 2012 an der Universität Hamburg. Die Fortsetzung folgte am 13. Juni 2015 als „PTT King Naresuan The Great Makruk Tournament“, das an den 460. Geburtstag des Kriegerkönigs Somdet Phra Naresuan Maharat (1555-1605) erinnerte. Der Herrscher – dessen Agenda gewisse Ähnlichkeiten aufwies zur Lebensleistung von Amtsnachfolger Taksin rund zwei Jahrhunderte später – wehrte burmesische Expansionsversuche ab und schätzte privat ebenfalls das Makruk als strategische Übung.

Erdöl liefert Energie für Makruk: Thailands Staatskonzern PTT steuerte Hauptpreis und Spielsets bei für das "PTT King Naresuan The Great Tournament" 2015 an der Universität Hamburg (zur Freude des Orga-Duos Jürgen Woscidlo, li., und René Gralla, re., die mit dem avisierten "Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial" im ausklingenden Jahr 2017 schon ihr drittes Thaischach-Event auf die Beine stellen). Foto: Christoph Harder
Erdöl liefert Energie für Makruk: Thailands Staatskonzern PTT steuerte Hauptpreis und Spielsets bei für das „PTT King Naresuan The Great Tournament“ 2015 an der Universität Hamburg (zur Freude des Orga-Duos Jürgen Woscidlo, li., und René Gralla, re., die mit dem avisierten „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“ im ausklingenden Jahr 2017 schon ihr drittes Thaischach-Event auf die Beine stellen). Foto: Christoph Harder

Wichtiger Supporter des 2015’er Makruk-Memorials war Thailands staatlicher Erdölkonzern PTT, der in seinem Stammland häufig Meisterschaften ausrichtet. Die Marketingabteilung stiftete den Hauptpreis, ein Deko-Set aus Kristall (räumte der 53-jährige Weeraphon Junrasatpanich ab), plus diverse Spielsätze.

Wird Weeraphon Junrasatpanich (vorne re.) auch beim "Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial" ins Rennen gehen? Dann dürfte der "Präsident", das ist sein stilgerechter Kampfname, in den heiligen Hallen der hansestädtischen Hochschule ähnlich souverän die Konkurrenz auf Distanz halten wie 2015 am selben Ort beim "PTT King Naresuan The Great Tournament" (hier im präsidialen Thaischach-Dialog mit Sumet "Thon" Kraiphlaeng, li.). Foto: Christoph Harder
Wird Weeraphon Junrasatpanich (vorne re.) auch beim „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“ ins Rennen gehen? Dann dürfte der „Präsident“, das ist sein stilgerechter Kampfname, in den heiligen Hallen der hansestädtischen Hochschule ähnlich souverän die Konkurrenz auf Distanz halten wie 2015 am selben Ort beim „PTT King Naresuan The Great Tournament“ (hier im präsidialen Thaischach-Dialog mit Sumet „Thon“ Kraiphlaeng, li.). Foto: Christoph Harder

Die Co-Sponsorin Naresuan University schickte aus dem thailändischen Phitsanulok eine Statuette ihres royalen Patrons und vereinbarte zugleich – nach hartnäckiger Lobbyarbeit durch Makruk-Aficionado René Gralla – eine Kooperation mit Hamburgs Afrika-Asien-Institut. Ehrgeizige Projekte sind inzwischen auf den Weg gebracht: eine Studie, die nach den Wurzeln des Makruk schürft und die Verankerung des Spiels im Kontext der thailändischen Gesellschaft analysiert; und begleitend eine ambitionierte praktische Aktion, die Makruk in entlegene Dörfer bringen soll. Die Planer möchten die Generationen im Spiel vereinen: Kinder aus benachteiligten Familien gewinnen mathematisches Verständnis, ohne auf teure Unterrichtsmaterialien angewiesen zu sein; und Senioren, die per Makruk mit den Kids kommunizieren, bleiben geistig fit und beugen Demenzerkrankungen vor.

Chess Siam-style verbindet die Generationen: Paul Geißler (re.) misst sich 2015 im "PTT King Naresuan The Great Tournament" mit Surasak "Pi Woey" Pradaenschat (li.), und ähnliche Zusammentreffen wird es natürlich auch 2017 beim "Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial" geben. Foto: Christoph Harder
Chess Siam-style verbindet die Generationen: Paul Geißler (re.) misst sich 2015 im „PTT King Naresuan The Great Tournament“ mit Surasak „Pi Woey“ Pradaenschat (li.), und ähnliche Zusammentreffen wird es natürlich auch 2017 beim „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“ geben. Foto: Christoph Harder

Generationendialog und unterhaltsame Entwicklungshilfe: Makruk macht’s möglich. „Wir haben eine lange und herausfordernde Reise begonnen“, schreibt Professor Dr. Volker Grabowsky, Dekan des Hamburger Fachbereichs Thaiistik und Hausherr des Thailand-Tages 2017, in einem Grußwort zum „Ayutthaya-Thonburi-1767-Makruk-Memorial“.
Spielen und Dinge bewegen, kann es eine glücklichere Kombination geben?!
Die ersten Schritte sind leicht getan: persönlich einchecken zum Thaischach-Turnier am 9. Dezember 2017 bis spätestens 13:00 Uhr in Hamburgs Afrika-Asien-Institut, Edmund-Siemers-Allee 1, Ostflügel, Raum 121.
Makruk?! Makruk! Mehr geht nicht!

Daumen hoch für das dritte Thaischach-Turnier in Hamburg: Co-Organisator René Gralla (Foto: Quang Nguyen-Chi).
Daumen hoch für das dritte Thaischach-Turnier in Hamburg: Co-Organisator René Gralla (Foto: Quang Nguyen-Chi).r

Hamburg Thai Tag 2017 Flyer.pdf

Time Schedule-Symposium-Ayutthaya_final.pdf

Oh Yeah … Janggi goes TV!

Außerhalb Asiens dürfte es dafür wenig Konkurrenz geben: An der Hamburger Schule Grumbrechtstraße bringt Jürgen Woscidlo seinen Schachschülern neben Shôgi auch andere Versionen des Königlichen Spiels bei – und darunter eben auch das koreanische Janggi.

Das wiederum haben die Newsmacher vom südkoreanischen Auslands-TV-Sender Uri News – der seine Zentrale in Frankfurt/Main hat – derart ungewöhnlich gefunden, dass sie darüber ein Feature produziert und gesendet haben.

Hier der muntere Beitrag auf Youtube, der, obwohl in koreanischer Sprache ausgestrahlt, im Ergebnis self-explanatory ist … und in dem unter anderem auch Hamburgs Shôgi-Promoter René Gralla zu Wort kommt, um ein von ihm gebasteltes Janggi-Set mit 3D-Figuren-Szenario vorzustellen:

Die depperten Schäfer treiben auch im Shôgi ihr Unwesen…

Während im internationalen Schach extreme Kurzpartien unter zehn Zügen gar nicht mal so selten vorkommen und gelegentlich sogar in Turnierbulletins vermeldet werden, scheint es im Shôgi beinahe ausgeschlossen zu sein, im Überfallstil ein Match zu entscheiden – abgesehen davon, dass einer der beiden Kontrahenten absurd patzt und seinen Feldherrn direkt ins ôte laufen lässt.

Trotzdem kann sich auch auf dem Shôgi-Brett die Lage nach wenigen Zügen zuspitzen, und mit Lichtgeschwindigkeit ist alles aus. Ein unbekannter Spieler hat das mal in einer lustigen Partie gegen seinen Computer demonstriert und die Miniatur anschließend auf Youtube veröffentlicht. Leider ist der Kurzfilm dort nicht mehr abrufbar, aber immerhin ist diese denkwürdige Begegnung dank der Sendung GAME ONE vor dem Vergessen bewahrt worden.

Denn in einem geradezu historischen Beitrag, der von MTV im Frühsommer 2011 zum Thema Shogi gesendet wurde …

… , realisieren Moderator Daniel „Budi“ Budiman (Weiß) und René Gralla (Schwarz) ein Replay des irgendwann nach dem Mai 2009 in den Tiefen des Webs verschwundenen lustigen Mensch-versus-Computer-Duells, das quasi das Shôgi-Gegenstück zum notorischen „Schäfer“-Matt im Internationalen Schach ist (mit kleineren Zugumstellungen, die aber an der Endkonstellation und dem finalen Ergebnis nichts ändern).
Und das alles mit Playmobil-(!)-Figuren (!!), die René Gralla vorher handbemalt hatte, und auf einem ebenfalls custom-made Spielplan aus der Gralla-Production. Have fun!

MTV-REPLAY DES SHÔGI-„SCHÄFER“-MATTS
EINES UNBEKANNTEN SPIELERS (mit Schwarz) GEGEN SEINEN COMPUTER (Weiß)
(mit Zugumstellungen; nachfolgend wiedergegeben wird das Protokoll der Originalpartie, die bis ca. Mai 2009 auf Youtube zu finden war)

Hamburg, im Mai 2011

Schwarz: René Gralla
Weiß: Daniel „Budi“ Budiman

1. P6g-6f P3c-3d (Figur 1)

Figur 1
Diagramm 1

Achtung, der B2b will sich den P6f schnappen!

2. P6f-6e …

Angriff ist die beste Verteidigung – der Samurai entzieht sich dem Anrempelungsversuch.

2. … P4c-4d

Recht schematisch – will wohl auf eine Ranging Rook-Strategie einschwenken?!

3. P9g-9f …

Räumt das Feld 9g für den Läufer.

3. … P9c-9d

Der typische Reflex bei Vorstößen der Randbauern – soll ein Überschreiten der Mittellinie durch den schwarzen Infanteristen auf der Linie 9 verhindern.

4. B8h-9g …

Ein seitlicher Läuferausfall – und nun schielt der schwarze Kaku begehrlich auf den weißen Fußkämpfer P5c.

Die selbst gebastelten Playmobil-Shôgifiguren verleihen dem Spiel einen besonderen Charme.
Die selbst gebastelten Playmobil-Shôgifiguren verleihen dem Spiel einen besonderen Charme. Hier der schwarze Läufer.

4. … S3a-4b

Verteidigt den attackierten Kameraden.

5. R2h-6h …

Eine Art seitenversetzte Haya-Ishida-Taktik, nämlich nicht wie üblich auf Linie 7, sondern auf der Linie 6!

5. … K5a-6b? (Figur 2)

Figur 2
Diagramm 2

Traut sich in die zentrale Magistrale, auf der sich der fliegende schwarze Streitwagen postiert hat – und das ist selten eine gute Idee, selbst wenn zwischen der feindlichen Kampfmaschine und dem König (noch!) andere Einheiten stehen.

6. B9g-6d!?!?! … (Figur 3)

Figur 3
Diagramm 3

Das Angebot eines mutigen Läuferopfers, das einen brandgefährlichen, weil vom schwarzen Tank unterstützten Infanteriestoßtrupp ganz in die Nähe des weißen Oberkommandierenden befördert.

6. … P6cx6d

Vielleicht hätte er besser nicht zugreifen sollen?!

7. P6ex6d K6b-7b???

Läuft mit tödlicher Sicherheit in die falsche Richtung. Viel bessere Aussichten bot natürlich der sofortige Rückzug auf das Ausgangsfeld 5a!

8. P6d-6c+ …

… und MATT! 1-0

Figur 4
Diagramm 4: Sieg für Schwarz

Beware of the BONKERS BISHOPS!

René Gralla