Ôhashi Sôkei I. 初代大橋宗桂 (1555-06.04.1636) gilt traditionell als erster Meijin im Shôgi und erster Leiter des Shôgi-Dokoro. Außerdem begründete er die Ôhashi-Familie, die wichtigste der drei Shôgi-Schulen der Edo-Zeit (1600-1868). Besondere Bekanntheit erlangte er für seine Komposition von Tsumeproblemen.
Ôhashi war der Sohn eines wohl relativ wohlhabenden Händlers aus Kyôtô, der den Namen Sôya oder Munenari 宗也 trug. Ältere Theorien, dass Sôkei ein Mönch war, gelten im Wesentlichen als widerlegt. Zur Feier des 200ten Todestags von Ôhashi Sôkei I. erstellte Ôhashi Sôkei XI. einen Stammbaum, der die Herkunft der Familie von den Sasaki-Genji 佐々木源氏 ableitete, womit die Familie von Kaiser Uda 宇多天皇 abstamme. Aber das kann getrost in das Reich der Familienmythen verwiesen werden.
In seiner Kindheit trug Ôhashi Sôkei I. den Namen Tatsumasa 龍政, änderte ihn dann zu Sôkin 宗金, dann zu Sôkei 宗慶 und schließlich zu Sôkei 宗桂. Es heißt, Sôkei hätte seine Namenskanji geändert, weil er von Oda Nobunaga 織田信長 (1534-1582) für seinen Gebrauch des Springers gelobt wurde. Möglicherweise erhielt er von Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 (1537-1598) bereits ein Stipendium als Shôgispieler und wurde von ihm eingeladen, an seinem Hof Shôgi zu spielen. Der bekannte Shôgihistoriker Masukawa Koichi 増川宏一 (1930-) bestreitet allerdings, dass Sôkei unter Nobunaga und unter Toyotomi Hideyoshi gedient habe, daher ist auch die Anekdote, wie Sôkei seine Namenskanji tauschte, als fraglich anzusehen.
1607 spielte Sôkei gegen Hon’inbô Sansa, der zu dieser Zeit wahrscheinlich die Leitung des Go- und Shôgi-Amts innehatte. Dies ist die älteste vollständige Aufzeichnung einer Shôgipartie, die uns überliefert ist. Laut dem Shôgishu sollen Hon’inbô und Sôkei insgesamt 124 Partien gegeneinander gespielt haben. Allein 70 davon sollen die beiden bis 1612 ausgetragen haben. In der Zeit zeigte sich, dass Sôkei der eindeutig bessere Spieler war. Ôhashi Sôkei erhielt 1612 den ersten Titel des Meijin im Shôgi. In diesem Jahr wurde auch das Shôgi-Amt vom Go-Amt unabhängig. Sôkei soll die Leitung übernommen und dafür 50 koku Reis und 5 Diener erhalten haben. Damit wäre das Shôgi-Amt ebenso gut finanziert gewesen, wie das deutlich prestigeträchtigere Go-Amt. Dieses Amt wurde weiterhin, bis zu seinem Tod, von Hon’inbô Sansa gehalten. Masukawa stellte auch hier die These auf, dass dies nicht den historischen Tatsachen entspräche und lediglich eine Konstruktion späterer Zeit auf Grundlage der Verleihung des Meijin-Titels an Sôkei in jenem Jahr gewesen sei.
Am bekanntesten ist Ôhashi Sôkei für seine Tsumesammlung Shôgizôbutsu 象戯造物 (dt. etwa Shôgikreationen). Diese Tsumesammlung gilt als die erste ihrer Art und wurde während der Keichô-Ära (1596-1615) das erste Mal veröffentlicht. 1616, als Ôhashi das Shôgidokoro bereits vier Jahre geleitet haben soll, soll er eine Kopie dieser Sammlung dem Shôgunat übergeben haben. Viele weitere Shôgimeister folgten diesem Beispiel, ihre Tsumesammlungen dem Shôgunat zu präsentieren und so gilt Ôhashi als Begründer dieser Praxis. Ôhashis Tsume wurden als kriegerisch und kraftvoll beschrieben, die sich mit ihren pragmatischen Zügen von den extravaganten Zügen der mittleren Edo-Zeit unterscheiden.