Rezension: Pirapong Patumraat: Fundamental Makruk Ouk Chaktrang

Von Jürgen Woscidlo und Fabian Krahe

Thailand, das für sein vielfältige Küche, die abwechslungsreiche Natur und die kulturellen Schönheiten berühmt ist, hat auch schachlich – zusammen mit dem benachbarten Kambodscha – einen großen Schatz zu bieten: Makruk und Ouk Chaktrang!

Beide Schachvarianten sind sehr eng verwandt, daher weisen sie historisch, aber auch gegenwärtig noch viele Gemeinsamkeiten auf. Makruk wird in Thailand und Ouk Chaktrang in Kambodscha gespielt. Dass der Autor Pirapong Patumraat beide Varianten deshalb in einem Buch behandelt, ist sinnvoll. Patumraat verweilt allerdings nicht allein in den beiden Stammländern dieser Schavarianten, sondern spannt einen schachlichen Bogen über den halben Globus, indem er immer wieder Verbindungen zu anderen Schavarianten wie Shôgi oder FIDE-Schach und zu Größen unserer europäischen Schachvariante wie Capablanca, Lasker oder Kramnik herstellt. Auf einigen Seiten geht er zusammen mit dem bekannten Hamburger Schachjournalisten René Gralla auf die internationale Bedeutung des Makruk ein, wobei ein Abschnitt sogar tatsächlich dem Makruk in Deutschland gewidmet ist. Kaum verwunderlich, sind doch die beiden Hamburger Jürgen Woscidlo und René Gralla dem Autor, der Germanistik in Deutschland studiert hat und sich selbst den Vornamen Ludwig gab, seit langer Zeit freundschaftlich verbunden und setzen sich intensiv für die Förderung internationaler Schachvarianten – wie eben dem Makruk – in Deutschland ein. Seit 2011 gibt es an der Grundschule Grumbrechtstraße in Hamburg-Heimfeld eine Schach-AG in der auch Makruk unterrichtet wird.

Der erste Teil des Buches bietet einen historischen Überblick über die Entwicklung des Khmer Reiches von Angkor (802 bis 1431) und Thailands bzw. dessen Vorgängerreiche von Sukhothai und Ayutthaya. Damals war Südostasien wie Europa eine unruhige Region mit häufigen Kriegen. Den Status einer unruhigen Region hat es bis heute kaum ablegen können, bedrohen doch die Hegemoniebestrebungen der Volksrepublik China den brüchigen Frieden in der Region. Zurzeit des Reiches von Angkor war China schon einmal die unbestrittene Hegemonialmacht Ost- und Südostasiens. Damals übte China großen kulturellen Einfluss auf die Region aus und war mit Botschaftern vor Ort präsent. Die Herrscher von Angkor haben leider keine großen Bibliotheken hinterlassen. Sehr wohl aber Reliefs an Gebäudewänden und Tempelstelen mit Inschriften in Sanskrit. Auf einem dieser Reliefs ist auch ein Spiel dargestellt, dass eine Partie Ouk Chaktrang darstellen könnte. Ob das tatsächlich die älteste Darstellung der Khmervariante des Schachs ist, ist umstritten.

Historische Ansicht von Ayutthaya, welche im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie erstellt und um 1660 in Vingboons Atlas veröffentlicht wurde. Es ist heute im so genannten Bushuis in Amsterdam zu sehen.

Im nächsten Abschnitt erklärt Patumraat die Regeln von Makruk und Ouk Chaktrang auf verständliche Weise, aber auch eindeutig an Menschen gerichtet, die bereits Erfahrung im FIDE-Schach haben. Da das gesamte Buch vollfarbig ist, sind auch die Makrukdiagramme zur Regelerklärung vollfarbig. Zur Darstellung der Figuren in den Diagrammen benutzt der Autor jedoch keine stilisierten Symbole, sondern Fotos von echten Figuren. Das mag vielleicht nicht jedermanns Geschmack sein, aber die grafische Aufbereitung ist tadellos und auch die Bebilderung des Buches sticht hervor. Obgleich der nächste Teil des Buches mit „Strategies and Tactics“ betitelt ist, widmet sich der Autor hier praktisch nur der Eröffnungstheorie, welches für die meisten Spieler aber ohnehin die theoretisch interessanteste Phase des Spiels sein dürfte. Viele taktische Manöver im Mittelspiel sollten für einen geübten Schachspieler, an den sich dieses Buch hauptsächlich richtet, ohnehin sofort Einsichtig sein. Abgerundet wird das Buch durch einige Mattaufgaben und einen Glossar, der allerdings etwas mehr Aufmerksamkeit in der Darstellung verdient hätte.

Pirapong Patumraat 2006. Foto: René Gralla.

Abschließend lässt sich sagen, dass Pirapong Patumraat, der drei Dekaden lang einer der stärksten Makruk Spieler war, dem Leser auf 147 Seiten einen guten grundlegenden Einblick in die beiden faszinierenden südostasiatischen Mitglieder der Schachfamilie bietet. Auch zeigt er, dass beide Spiele wahrlich keine Museumsschätze sind. Nicht nur in ihren Heimatländern sind sie äußerst lebendig, sondern haben auch weltweit ihre Liebhaber gefunden. Zusätzlich gibt der Autor Tipps, mit welchen Computerprogrammen bzw. wo beide Spiele online gespielt werden können. In Zeiten der Corona-Pandemie nicht unwichtig.

Für alle, die nun Lust auf diese beiden Schachvarianten Südostasiens bekommen haben, hier noch zwei Videos unserer Hamburger Makrukenthusiasten Jürgen Woscidlo und René Gralla:

Pirapong Patumraat: Fundamental Makruk Ouk Chaktrang. Naimuang, Thailand: Pasit Publishing House. 148 Seiten. 28,13 Euro.

Bestellungen sind via E-Mail möglich:
vanpatumraatludwig@me.com
Zahlungsweg: Western Union Online: Pirapong Patrumraat, Bank Saving Account 059134991, Krinthai Bank (Überweisungsgebühren: ca. 4,00 Euro) + Luftfrachtkosten 10,80 Euro.

Bericht vom Kalif Al-Ma’mun Shatranj-Memorial Hamburg 2019

Von Jürgen Woscidlo

Im Rahmen der diesjährigen Arabischen Kulturwochen fand am 30. November 2019 das Kalif Al-Ma’mun Shatranj-Memorial Hamburg 2019 im Asien-Afrika Institut der Universität Hamburg statt. Das Turnier war dem Kalifen Al-Ma‘mun (786 bis 833 n.Chr.) gewidmet. Dieser Kalif gilt als Begründer des Profischachs, denn erstmalig vergab er 819 n. Chr. – mithin vor genau 1200 (!) Jahren – den Titel des „Aliyat“, was so viel wie „Großmeister“ bedeutet.
Das ist seit der Premiere 2016 bereits die dritte Auflage des Shatranj Turniers unter der Schirmherrschaft der Generalkonsulin der Republik Tunesien, Sonia Ben Amor. Leider endet damit die Begleitung des Turniers durch die Generalkonsulin Ben Amor, da sie im August des nächsten Jahres Hamburg verlassen wird. An dieser Stelle sei ihr für die Unterstützung des Shatranj in den letzten Jahren gedankt.

Foto: Gabriele Kaminsky.
Foto: Gabriele Kaminsky.

In diesem Jahr trafen sich 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Kampf an den Brettern. Eine erfreuliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Es gab ein Erwachsenenturnier mit sechs und ein Kinderturnier mit acht Teilnehmern. Der Maghreb war zahlreich unter den Teilnehmern vertreten: Erstmals spielten Spieler aus Marokko und Lybien mit. Mit Elo Zahlen von 1900 war die Stärke sehr ordentlich. Von der Presse waren René Gralla (Hamburg) und Abdurrahman Emhmed (Lybien) anwesend.
Die Partien waren durchweg spannend und auch humorvoll. Für die Kiebitze, die bei einem solchen Turnier nicht fehlen, dürfen gab es genug Möglichkeiten selbst zu spielen.
Bei den Erwachsenen wurde der 1. Platz im Stichkampf zwischen Uwe Frischmuth und Martin Wolff ermittelt, bei dem sich ersterer durchsetzte. Bei den Kindern gab es einen Stichkampf um Platz 2 zwischen Sven Meinköhn und Leith Aroui, den letzterer für sich entscheiden konnte. Mit fünf Siegen aus sieben Spielen lieferte Sven Meinköhn ebenso eine wirklich tolle Leistung ab. Der Überraschungsspieler war aber Leith Aroui; der verdient den 2. Platz einfuhr. Harburg war in diesem Turnier mit Ian Meinköhn, Sven Meinköhn und Elefterius Paulidis sehr gut vertreten. Elefterius, der das erste Mal antrat holte zwei Punkte.
Zum Abschluss gab es Urkunden für alle Teilnehmer und Generalkonsulin Sonia Ben Amor bedankte sich mit einem Geschenk beim Orga-Team. Großer Dank geht an Gabriele Kamensky von der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft, die für einen so guten Rahmen sorgte. Ebenso großen Dank gebührt Uwe Frischmuth, der als Schiedsrichter das Turnier mit viel Humor betreute.

Endtabelle Kinderturnier:

  1. Ian Meinköhn
  2. Leith Aroui
  3. Sven Meinköhn
  4. Elefterius Paulidis
  5. Sara Alo
  6. Tamer Alo
  7. Obaida Abdullah
  8. Yousseef Abdeldayen

Endtabelle Erwachsenenturnier:

  1. Uwe Frischmuth
  2. Martin Wolff
  3. Jürgen Woscidlo
  4. Abdurrahman Emhmed
  5. Bouhya El Hamid
  6. Dounia El Korchi

Foto: Gabriele Kaminsky.
Foto: Gabriele Kaminsky.

Xiangqi goes Altenpflege

Von Jürgen Woscidlo

Am 30.08.2019 besuchte eine Klasse angehender Pflegefachkräfte die Schule Grumbrechtstraße. Die 12 angehenden Pflegefachkräfte sind Schüler des „Pollus International College“ aus Chengdu, China. Im Rahmen der Kooperation mit der Beruflichen Schule Burgstraße, BS 12 befanden sich die chinesischen Auszubildenden in Hamburg. Daraus erwuchs die Idee, die Gäste zum Xiangqi in die Schule Grumbrechtstraße einzuladen. An der Grumbrechtstrasse wird Xiangqi seit 2010 gespielt und die Schule hatte von 2013 bis 2018 eine Kooperation mit der Primary School Nr. 6 in Podong, Shanghai. Somit trafen drei Schulen aus zwei Kontinenten zusammen, um das über 2500 Jahre alte Xiangqi zu spielen. Pflegefachlich ging es darum, spielen als ein Mittel zu verstehen, um ältere Menschen zu aktivieren; besonders demente Menschen. In China ist Xiangqi genau wie Schach in Europa ein Kulturgut. Viele ältere Menschen haben es in ihrer Jugend, daher bot es sich an, es für diesen spielerisch/kulturellen/pflegefachlichen Austausch zu nutzen.
XianqXi goes Altenpflege 001
XianqXi goes Altenpflege 002
Pünktlich um 08:30 Uhr kamen unsere chinesischen Gäste im Schachraum an und nach einer kurzen Begrüßung ging es dann an die Bretter. Dabei zeigte es sich, dass viele der chinesischen Gäste Eltern oder Großeltern haben, die selbst Xiangqi spielen oder in ihrer Jugend spielten. Von den angehenden Pflegefachkräfte waren jedoch nicht alle mit dem Spiel vertraut. Viele spielten zum ersten Mal Xiangqi und somit fand ein kleiner kultureller Re-Import statt. Neben Xiangqi wurden auch Go und Luzhangi gespielt, zwei weitere Strategispiele aus dem Reich der Mitte. Auf Seiten der Grumbrechtstraße war der Bereich Schach mit einer neunköpfigen Mannschaft präsent. Zu dieser gehörten neben Routiniers wie Mina Woscidlo, Ian Meinköhn, Finlay Paul, Kerem Kurucca und Ludwig Witte. Im Mittelfeld spielten Henry Hargens und Nayan Tawcke. Bei den Anfängern spielten Saed und Sena Ünsal. Mina Woscidlo und Finlay Paul waren für die Übersetzung ins Englische zuständig. Mit Frau Witte hatte die Veranstaltung eine exzellente Dolmetscherin für Chinesisch.
XianqXi goes Altenpflege 003
In seinem kurzem Vortrag zu Beginn ging Jürgen Woscidlo auf die Wichtigkeit ein, bei dementen Menschen die Erinnerungen des Langzeitgedächtnisses zu aktivieren, wozu Xiangqi und Go besonders geeignet sind, weil es von Millionen Menschen in China in deren Jugend gespielt wurde. Es geht, so Jürgen Woscidlo, dabei nicht darum, wer gewinnt, sondern einfach darum eine Erinnerung wieder zu beleben und so den Betroffenen ein Stück positiven Erlebens und Sicherheit zu geben.
Nach dem Kurzvortrag wurde fleißig gespielt, ausprobiert und fotografiert. Danach folgte eine Sightseeing Tour durch die Schule. Dabei wurde den Gästen das Konzept der Inklusion, des jahrgangsübergreifenden, projektorientierten Unterrichts erklärt. Dies stieß auf sehr lebhaftes Interesse. Mit der Ausgabe der Urkunden und dem Abschlussfoto endete der Tag.
Besonderen Dank gilt Frau Schwake und Frau Wyatt (beide BS 12); Frau Witte für ihre Dolmtescherdienste sowie allen Eltern, die mit Kuchen und Muffins für das leibliche Wohl sorgten.
XianqXi goes Altenpflege 004

Janggi auf dem Korea-Tag 2018

Von Jürgen Woscidlo

Die spannende koreanische Schachvariante „Janggi“ ist nun bereits zum dritten Mal auf dem Hamburger Korea-Tag präsentiert worden. Am 15. Dezember 2018 lud die Deutsch-Koreanische Gesellschaft Hamburg e.V. (DKGH) ein zum Koreanischen Festival 2018 in das „Museum am Rothenbaum“ (kurz: MARKK), und dort mischte an diesem Adventssonnabend auch die „Janggi Platform Germany“ mit an mehreren Tischen im Kuppelsaal des imposanten Traditionsbaus, der unlängst noch unter dem Namen „Völkerkundemuseum“ firmierte.

Hauptevent war das „Admiral Yi Sun-sin Janggi Memorial 2018“. Das Turnier wurde dem Retter Koreas (geb. am 28. April 1545) gegen die Japaner gewidmet, weil sich der Todestag des heldenhaften Flottenkommandanten (16. Dezember 1598) einen Tag nach der Veranstaltung zum 420. Mal jährte.

20181215_114614 webDen geschichtsträchtigen Leistungsvergleich gewann Niels Meinköhn vor seinem Bruder Ian; hinter dem Spitzenduo überquerten der Drittplatzierte Kerem Kuruca sowie Verfolger Sven Meinköhn die Ziellinie.

IMG-20181215-WA0003

Parallel zum Wettkampfgeschehen luden Bretter die Festivalbesucher dazu ein, das Janggi näher kennenzulernen und gleich praktisch auszuprobieren. Dabei durften Jürgen Woscidlo und Dr. René Gralla, die Norddeutschlands Janggi-Community im MARKK vertraten, einen besonderen Gast an ihrem Stand begrüßen: Herrn Lee Jeong Pil vom Busan Metropolitan Traditional Orchestra. Der Kulturbotschafter aus der Hafenstadt am Japanischen Meer (anderslautend die offizielle Sprachregelung in Südkorea: Donghae, übersetzt: „Ostmeer“) erwies sich auch als Meister der Mattkombinationen: Gegen Jürgen Woscidlo bestritt er ein freundschaftliches Match über drei Runden und markierte nach spannungsgeladenen Duellen mit einem makellosen 3:0-Saldo seine echte Klasse.

Volle Pulle für Busan: Gegen Lee Jeong Pil (li.) konnte Hamburgs Jürgen Woscidlo (re.) keinen Stich landen.
Volle Pulle für Busan: Gegen Lee Jeong Pil (li.) konnte Hamburgs Jürgen Woscidlo (re.) keinen Stich landen.

Allen Teilnehmern am „Admiral Yi Sun-sin Janggi Memorial 2018“ ein großer Dank für tollen Sportsgeist und herzliche Glückwünsche zu den erfolgreichen Platzierungen. Und ein Extradank gilt Dr. René Gralla, der mit seinem 3D-Janggi-Set aus der Heimwerkstatt die Blicke der Festivalcrowd auf sich zog.

Janggi im 3D-Design aus der Heimwerkstatt von Dr. René Gralla. Foto: Jürgen Woscidlo
Janggi im 3D-Design aus der Heimwerkstatt von Dr. René Gralla. Foto: Jürgen Woscidlo

Flying Turtle Ship respektive Kanone der Roten Fraktion im phantasievollen Gralla-Design vor dem Abheben.
Flying Turtle Ship respektive Kanone der Roten Fraktion im Dystopian Wars-style Gralla-Design vor dem Abheben.

Ein Luftkreuzer aka Cannon der Blue Army macht sich bereit zum Durchstarten.
Ein Luftkreuzer aka Cannon der Blue Army macht sich bereit zum Durchstarten.

Das Match hat begonnen, und beide Parteien haben Flying Turtle Ship-Cannons jeweils ins Zentrum der eigenen Verbände einfliegen lassen.
Das Match hat begonnen, und beide Parteien haben Flying Turtle Ship-Cannons jeweils ins Zentrum der eigenen Verbände einfliegen lassen.

Fazit: Janggi auf dem Koreanischen Festival 2018 ließ auch manche Expatriates aus Fernost das spannende strategische Spiel ihrer Heimat wiederentdecken. Eine Rückbesinnung auf die Wurzeln der eigenen Spielkultur, die in Zeiten einer globalisierten Medienwelt notwendiger denn je zu sein scheint. Siehe die kessen Mädels der neuen K-Pop-Superband BLACKPINK: Im Clip zu ihrem aktuellen Megahit „DDU-DU DDU-DU“ haben Jisoo, Jennie, Rose und Lisa zwar ein Schach-(!!)-Motiv eingebaut …

… aber ab Minute 0:29 sehen wir dort leider nicht das ehrwürdige Janggi, sondern schnöde die Figuren des Internationalen Schachs!
Die „Janggi Platform Germany“ mit Frontmann Jürgen Woscidlo muss also noch heftige Überzeugungs- und Nachhilfearbeit leisten – sogar in Südkorea.
Eine erste Gelegenheit an ziemlich prominenter Stelle bietet sich dafür später in diesem Jahr, wenn BLACKPINK im Rahmen ihrer Welttournee 2019 das einzige Deutschlandkonzert in Berlin geben.

Bloß der Himbeerkuchen hat diesen Tag nicht überlebt … Zweites Internationales Janggi-Open am 13. Oktober 2018 in Hamburg

Von Jürgen Woscidlo

Nun bereits zum zweiten Mal rief Hamburg an einem Oktobersonnabend zum Internationalen Janggi-Open in den Norden der Republik. Gespielt wurde im Johannes-Brahms-Konservatorium, das sich im noblen Elbvorort Othmarschen nach der Turnierpremiere 2017 und verschiedenen Workshops als neues Zentrum für die Kultur des Koreanischen Schachs in der Hansestadt etabliert hat.
Zugleich war der frühherbstliche Wettkampf in Wahrheit bereits das dritte Janggi-Event in der Elbmetropole, und zwar nach einem Jugendturnier im Sommer 2015; als Ausrichterin fungierte seinerzeit die Integrative Grundschule Grumbrechtstraße in Hamburg-Heimfeld. Folgerichtig bildeten dann auch vier geniale Kids aus dem Kader der Grumbrechtstraße am 13. Oktober 2018 den stärksten Block unter den Kandidaten des diesjährigen Janggi-Open im Johannes-Brahms-Konservatorium. Wobei mit Ian Meinköhn ein echter Rising Star ins Rennen ging, aber auch dessen Brothers in Arms – das waren Kerem Kuruca, Sven Meinköhn und Niels Meinköhn – durften tunlichst nicht unterschätzt werden.

Gleich wird an der Pforte des gegnerischen Palasts gerüttelt: Shin-Gyu Kang, Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft Hamburg (rechts am Brett), und Turnierdirektor Jürgen Woscidlo (li.) eröffnen mit dem symbolischen ersten Zug das 2. Internationale Janggi-Open am 13. Oktober 2018 in der Hansestadt. Und auch Deutschlands Janggi-Spitzenspieler Uwe Frischmuth (vorne links) hat sich voller Tatendrang für einen spannenden Wettkampf in Position gebracht … während vordergründig bescheiden in der letzten Reihe schon der spätere Turniersieger Krzysztof Stoigniew Sieja wartet … (ganz hinten rechts).
Gleich wird an der Pforte des gegnerischen Palasts gerüttelt: Shin-Gyu Kang, Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft Hamburg (rechts am Brett), und Turnierdirektor Jürgen Woscidlo (li.) eröffnen mit dem symbolischen ersten Zug das 2. Internationale Janggi-Open am 13. Oktober 2018 in der Hansestadt. Und auch Deutschlands Janggi-Spitzenspieler Uwe Frischmuth (vorne links) hat sich voller Tatendrang für einen spannenden Wettkampf in Position gebracht … während vordergründig bescheiden in der letzten Reihe schon der spätere Turniersieger Krzysztof Stoigniew Sieja wartet … (ganz hinten rechts).

In seiner Begrüßungsrede zeichnete Turnierdirektor Jürgen Woscidlo die rasante Entwicklung nach, die der Janggi-Sport in Hamburg seit 2014 genommen hat, und er versprach, den eingeschlagenen Weg unbeirrt zu verfolgen. Anlässlich des 70. Geburtstages der Republik Korea drückte Woscidlo, der zugleich die Janggi-Online-Plattform Deutschland vertritt, gegenüber allen Koreanern, die der Eröffnungsfeier beiwohnten, die starke Hoffnung aus, dass ungeachtet der volatilen Lage in Fernost dort der Frieden bewahrt werden und sich der Wohlstand der Menschen weiter mehren möge.
Die Auftaktveranstaltung wurde musikalisch abgerundet durch eine Sonate des Komponisten Sergei Prokofjew (1891-1953). Prokofjew, ein Zeitgenosse von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975), repräsentiert den ungestümen Musikstil der jungen Sowjetunion, entsprechend leidenschaftlich auch der Vortrag auf der Bühne an diesem Vormittag. Als zweites Stück kam Koreas inoffizielle Hymne „Arirang“ zu Gehör; in instrumentaler Interpretation an Cembalo und Klavier durch Künstlerinnen und Künstler, die mehrfach schon bei „Jugend musiziert“ ausgezeichnet worden sind.
Den Startschuss für das eigentliche Turnier gab der Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft Hamburg (DKGH) persönlich: Herr Shin-Gyu Kang führte am Spitzenbrett symbolisch den ersten Zug aus. Während sich die unmittelbar anschließenden Rundenkämpfe, die im Round Robin-Modus (jeder gegen jeden) ausgefochten wurden, treffend unter der Überschrift „Klein schlägt Groß“ zusammenfassen ließen.
Ian Meinköhn watschte sowohl Uwe Frischmuth als auch Hamburgs-Janggi-Godfather Jürgen Woscidlo (!) schmerzhaft ab; Ian Meinköhn setzte sich auf diese Weise nicht allein als bester Schüler durch, sondern eroberte obendrein einen tollen dritten Platz im Gesamtklassement. Herzlicher Glückwunsch!

Niels Meinköhn (li.) gegen Kerem Kuruca (re.)
Niels Meinköhn (li.) gegen Kerem Kuruca (re.)

Kerem Kuruca bestritt äußerst erfolgreich sein erstes Janggi-Turnier: Er belegte in der Sonderwertung für Schüler den dritten Rang und durfte seinen ersten Pokal mit nach Hause nehmen. Zugleich schrieb Kerem Kuruca ein Stück Janggi-Geschichte: In einem Wettkampf nach den Regeln des Koreanischen Schachs ist er der vermutlich erste Denksportler mit türkischem Pass gewesen.
Niels Meinköhn demonstrierte solide Leistungen am Brett und erreichte Platz 5 in der Schlussabrechnung. Auch dieses Mitglied aus der hungrigen Truppe der Jungen Wilden zeigte keinen Respekt vor vermeintlich verdienten Namen und trickste gleich in der ersten Runde seinen vormaligen Lehrmeister Jürgen Woscidlo aus.
Keine Schonung gewährten sich die beiden Lokalmatadoren Uwe Frischmuth und Jürgen Woscidlo, sobald das einander in herzlicher Rivalität verbundene Duo vom Elbstrand in den Ring gestiegen war. Ungeniert klaubte Frischmuth rasch einen Vorteil an wichtigem Material zusammen, und der so genannte „Palast“, ergo der Schlüssel- und Angelpunkt von Woscidlos Stellung, drohte sang- und klanglos zu implodieren. Immerhin gelang dem belagerten Woscidlo ein tollkühner Befreiungsschlag per Elefant, der eine der Kanonen im Belagerungsring ausschaltete; ein Schock für den Angreifer, der plötzlich in die Defensive geriet und eilig eine notdürftige Verteidigung zimmern musste. Freilich währte Woscidlos Freude nicht lange: trotz tapferen Widerstands blieb schließlich die Kapitulation unausweichlich.

Hamburgs-Janggi-Godfather Jürgen Woscidlo (li.) gegen Turniersieger Krzysztof Sieja (re.)
Hamburgs-Janggi-Godfather Jürgen Woscidlo (li.) gegen Turniersieger Krzysztof Sieja (re.)

Ratingfavorit Krzysztof Stoigniew Sieja, der in seiner polnischen Heimat die Janggi-Szene dominiert, und Uwe Frischmuth lieferten sich zwei dramatische Duelle. In der regulären Partie behielt zunächst noch der Hamburger die Nase vorn. Als jedoch nach Abschluss der siebten Runde ein Trio – bestehend aus Krzysztof Sieja, Uwe Frischmuth und Supertalent Ian Meinköhn (!) – , an der Spitze lag, folgte unausweichliche das Tie-Break, in dem wiederum Krzysztof Sieja seine Klasse bewies und vor Uwe Frischmuth und Ian Meinköhn die Ziellinie überquerte.
Uneingeschränkter Dank für den inspirierenden Rahmen dieses Turniers gebührt dem Leiter des Johannes-Brahms-Konservatorium. Juan Carlos Reitze de la Maza, der Chef des Hauses, stellte nicht allein die schönen Räumlichkeiten bereit, sondern organisierte wie im Vorjahr das begeisternde musikalische Rahmenprogramm.
Ein herzlicher Dank an Supporterin Frau Nahe sowie an Fuat Woscidlo für die tatkräftige Hilfe beim Aufbau. Dank auch an die Familien Meinköhn und Kuruca, die das Turnier mit süßen Leckereien und Getränken unterstützten. Last not least: GAMSAHAMNIDA respektive TESEKÜR EDERIM (DANKE auf koreanisch beziehungsweise türkisch) an Eylem Woscidlo für den köstlichen Himbeerkuchen! Der hat das Turnier nicht überlebt …