Hisshi contra COVID-19 … beim 7. Kyu-Cup am 17. Oktober 2020 in Hamburg

Von René Gralla

Die SIEBEN ist mehr als eine schlichte Zahl. Die SIEBEN transportiert Mythen und Sagen, Emotionen und Traumbilder (Das Buch mit den Sieben Siegeln, Die Sieben Weltwunder der Antike pp.), adelt monumentale Leinwandwerke und All Time Greatest – von Akira Kurosawas 黒澤明 epischem Drama „Sieben Samurai“ 七人の侍 …

… über die Adaption jenes modernen Filmklassikers von 1954 im Kult-Western „The Magnificent Seven“ (1960) und dessen Remake 2016 …

… bis hin zur 1978-er Softrock-Ode „Über sieben Brücken musst du gehn“ der einstigen DDR-Band „Karat“.

Da hat es einen unverkennbar symbolischen Wert, wenn dieser Tage bereits der 7. Kyu-Cup in Hamburg ausgetragen wird, und zwar am 17. Oktober 2020 nur wenige Schritte vom Bahnhof Altona entfernt an der Max-Brauer-Allee Nr. 60 im örtlichen Konfuzius-Institut (dessen bisherige Kooperation mit der Uni Hamburg allerdings von der norddeutschen Seite auf Grund der gegenwärtigen politischen Verhältnisse in der Volksrepublik China zwischenzeitig gecancelt worden ist zum Ende des laufenden Jahres).

Die neuerliche Ausrichtung des Turniers, das 2014 seine Premiere gefeiert hat, wird in der aktuellen Saison kein Selbstläufer, vor dem Hintergrund der sich momentan wieder verschärfenden Corona-Pandemie. Entsprechend hat der einladende Uwe Frischmuth für das Fünf-Runden-Rennen am dritten Oktobersonnabend ein strenges Hygienekonzept ausgearbeitet: Maskenpflicht am Brett, und nach Partieschluss werden die benutzten Sets penibel desinfiziert.
Umso ermutigender ist es, dass – im Gegensatz zu Thailand oder China, wo die Hausnummer SIEBEN eher misstrauisch beäugt wird – die ominöse Zahl in Japan als glückverheißend gilt. Im Kaiserreich unter dem Sonnenbanner gehören nämlich die Shichi Fukujin 七福神 aka „Die Sieben Glücksgötter“ zum festen Personal des Volksglaubens. Und erfreuen sich großer Popularität, weil dem Gute Laune-Septett eine ausgesprochene Schwäche für irdische Lustbarkeiten nachgesagt wird: Die fröhlichen Geister sollen gerne feiern und trinken und obendrein – eine spannende Nachricht für alle Aktiven im Shogi – einem flotten Match niemals abgeneigt sein.

Mit den Shichi Fukujin als mächtigen Supportern sollte folgerichtig beim 7. Kyu-Cup 2020 eigentlich nichts mehr schief gehen. Zumal einer der Unsterblichen, das ist der ewig lachende Daikoku-ten 大黒天, …

Daidoku: God of Wealth. Foto by Rudolf Ammann.

… wenigstens mittelbar dem Shogi verbunden ist. Daikoku wird niemals gesehen ohne einen dicken Hammer, der im Bedarfsfall die Dinge robust zum Besseren wendet, und just das genannte fette Werkzeug überzeugte seinerseits Daimyô Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉(1537-1598), auf den Glücksgott als höchstpersönlichen Beschützer zu setzen. Der geniale Militär, einer der Drei Reichseiniger während der Bürgerkriegsphase im 16. Jahrhundert, war nach übereinstimmenden Quellenberichten ein Liebhaber des Shogi, und folgerichtig wurde denn auch von geschichtsbewussten Hamburger Aktivisten zum Gedenken an den 480. Geburtstag des legendären Feldherrn am 11. März 2017 ein „Toyotomi-Hideyoshi-Shogi-Memorial“ organisiert und wir dürfen zu Recht vermuten, dass auch der spielfreudige Daikoku den historischen Wettkampf aus der parallelen Vierten Dimension voller Wohlwollen beobachtet hat.

In diesem Zusammenhang verdient ein weiteres Mitglied der Shichi Fukujin besondere Erwähnung: das ist die anmutige Benzai-ten 弁才天 …

… ihres Zeichens enthusiastische Förderin von Musik und Kunst. Und unabhängig davon, dass Shogi selbstverständlich auch den künstlerischen Ausdrucksformen zuzurechnen ist, kann die Lichtgestalt Benzai-ten – in ihrer Funktion als einzige weibliche Gottheit im transzendenten Klub der Shichi Fukujin – nun mit Blick auf den 7. Kyu-Cup vielleicht noch eine Special Mission ausführen: den in der Vergangenheit beklagenswert Testosteron-lastigen Young And Old Boys‘ Club mutig in ein zeitgemäß diverses* Event zu transformieren.
Schließlich brillieren im Shogi auch viele junge und toughe Frauen, und absolutes Role Model ist die 28-jährige Polin Karolina Styczinska, die in Japan sensationell zum Profi aufgestiegen ist.

Da wäre es doch gelacht, wenn es nicht endlich gelingen würde, auch einige der ehrgeizigen Sportlerinnen aus dem deutschen Talent Pool für einen Start in Hamburg zu gewinnen.
Die passende Hymne zur Motivation – und insofern voll auf Linie mit Benzai-ten, die ihre göttliche Aufmerksamkeit eben auch den Kreativen der Tonkunst schenkt – hat die wunderbare Marsha Hunt, eine Ikone der Pop-Kultur in den Roaring Sixties und Seventies, schon 1970 vorgetragen: „Keep The Customer Satisfied“ …

… ein ohne Übertreibung programmatischer Titel, bei dem Shogifans statt „Customer“ bloß „Castle Keeper“, zu Deutsch: „Burgvogt“, mitsummen müssen …
… und letzteres ist außerdem ein prima Tipp für den 7. Kyu-Cup an der Elbe: ein klasse Castle garantiert krasses Punkten!
„Keep The Castle Keeper Satisfied …“ – mit den Shichi Fukujin als schützenden Spirits In The Sky** und der atemberaubenden Marsha Hunt, die uns anfeuert, setzen wir das nervige Virus unerschrocken Matt: HISSHI CONTRA COVID-19!

Marsha Hunt-Follower forever: der Autor René Gralla (hier aufgenommen am Ostersonntag des 14. April 1974 in seiner studentischen Mansarde unter dem Dach des Elternhauses im holsteinischen Elmshorn). Foto: Ingrid Gralla (Reproduktion 2020: Wolfgang Geise).

* Klarstellung zwecks Wahrung der Genderetikette: bei allen Formulierungen, die in diesem Text gegebenenfalls einen Genderbezug haben, sind selbstverständlich alle Möglichkeiten geschlechtlicher Orientierung und Selbstdefinition mitzudenken.
** Reverenz des Autors an den Psychedelic Rocksong und Megahit „Spirit In The Sky“ (1969 vom US-Sänger Norman Greenbaum veröffentlicht)

Ein Shôgiturnier unter Coronabedingungen: Erstes Shôgi-Gartenturnier in Bremen

Von Fabian Krahe und René Gralla

Der Coronavirus hat unser Leben dieses Jahr ganz schön durcheinander gebracht. Auch der Schachsport hatte darunter zu leiden. Viele Turniere mussten abgesagt werden. Viele Aktivitäten haben sich ins Internet verlagert. Beim Shôgi, der japanischen Variante des königlichen Spiels, ist das nicht anders. Die Deutsche Meisterschaft, die eigentlich im April 2020 in Hamburg stattfinden sollte, musste abgesagt werden. Das Qualifikationsturnier für das Internationale Shôgi Forum in Japan wurde daher auch ins Internet verlegt und wurde auf der Plattform 81Dojo ausgespielt. Regelmäßige Spieletreffs mussten ebenfalls gecancelt werden.

Mit einem Einladungsturnier im kleinen Kreis und im heimischen Garten der Familie wollte der gebürtige Bremer Fabian Krahe am 29. August 2020 daher ein bisschen Normalität in die norddeutsche Shôgiszene zurückbringen. So machten neben dem Organisator an diesem spätsommerlichen Sonnabend sieben Shôgienthusiasten einen Ausflug an die Lesum. Sechs kamen aus Hamburg und Norderstedt, und einer reiste aus Wolfsburg an. Um das Infektionsrisiko möglichst niedrig zu halten, fand das Turnier komplett im Garten statt. Vor Regen schützten ein mobiler Carport und ein großer Regenschirm, doch alle Befürchtungen ob des Wetters stellten sich als obsolet heraus. Die Shôgigötter waren uns wohl gesonnen, und bei strahlendem Sonnenschein, gegen den versprengte Wanderwolken keine Chance hatten, wurden fleißig Steine geschoben über die Bretter, die die Welt bedeuten.

Das alles war nur möglich dank der großartigen Unterstützung von Uwe und Birgit Krahe, den Eltern des Organisators. Sie stellten nicht nur den wundervollen Garten bereit, in dem das Turnier ausgetragen wurde, sondern bewirteten auch als hervorragende Gastgeber die ambitionierten Mattkünstler.

Die Gastgeber Birgit und Uwe Krahe, die ihren wundervollen Garten für das Turnier bereitstellten.

Das kleine, aber feine Event war gewissermaßen die direkte Folgeveranstaltung jenes Open-Air-Wettkampfes, zu dem vor gut 14 Monaten das Shôgi-begeisterte Ehepaar Ritsuko und Rolf Müller in deren idyllische Grüne Oase in Lübecks südlichem Quartier Sankt Jürgen geladen hatte. Besagtes „Ôhashi Soyo Shôgi Memorial“ in der Trave-Metropole sollte am 22. Juni 2019 daran erinnern, dass vor 150 Jahren in Japan während der Edo-Restauration der Relaunch des professionellen Denksports mit Hausturnieren in den Anwesen seinerzeit dominierender Champions begonnen hatte. Einer der Frontleute damals war der ehrwürdige Meister Ôhashi Soyo (um 1835 – 1891), und der umtriebige Sensei dürfte sich auf seiner Wolke heuer garantiert himmlisch darüber gefreut haben, dass seine epochale Initiative von einst im fernen Europa des digitalen Millenniums nach der Lübecker Premiere 2019 nun bereits die zweite Neuauflage im Bremen dieser Tage erleben würde. 

Durch die informelle und freundschaftliche Atmosphäre war es möglich, an einem einzigen Tag ein Round-Robin-Turnier mit acht Spielern durchzuziehen, das heißt, jeder spielte insgesamt sieben Partien mit 30 Minuten + 30 Sekunden Byôyômi Bedenkzeit. Eine starke Leistung aller Turnierteilnehmer. So wurde dann auch manch denkwürdige Partie ausgefochten. In der Begegnung René Gralla gegen Fabian Krahe wogte das Gefecht hin und her. Im Endspiel gelang es Fabian zunächst, René in die Ecke seines Minogakoi zu treiben, doch ein tödlicher Schlag blieb aus. Das nutzte René, um zu einer waghalsigen Mattkombination anzusetzen mit dem Plan, Fabians König aus dessen Hidariminogakoi zu treiben und auszuknocken. Fast gelang das dem René auch, doch im Eifer des Gefechts verwechselte er das Pferd mit dem Drachen und übersah den entscheidenden Zug. Diese unverhoffte Atempause wiederum reichte Fabian, das Match komplett zu drehen und nun seinerseits den René per Blitz-Matt auf die virtuelle Matte zu schicken.

Ein Partieausgang, der René zu Recht frustrierte. Schließlich hatte er sofort nach Ausführung eines albernen Dummie-Moves – der vermeintlich die Sackgasse, in die Fabians König geflüchtet war, endgültig abriegeln sollte, leider aber bei rollender Attacke das Tempo selbstmörderisch drosselte, so dass Gote dankbar ein flottes Tsume exekutieren durfte – den alternativ möglichen und zugleich alternativlosen Coup de grâce erkannt. Der wäre robust und trocken gewesen: Die schwarze Lanze 3c rückt schnöde auf 3b vor, promoviert schulmäßig und triggert im gleichen Atemzug ein krachendes Abzugsschach, und zwar im engen Gefechtsverbund mit dem schwarzen Horse, das aus dem äußersten Winkel des weißen Lagers dem zernierten Gyokusho aka „Juwelengeneral“ stante pede einen Hammer-Huftritt serviert. „Als ich das Malheur bemerkte, poppte in mir der wilde und wütende Impuls auf, blitzschnell und kackenfrech das Ding zurückzunehmen“, wie René hinterher gestand. Ein notorischer Taschenspielertrick, den der Co-Autor dieses Berichts gelernt haben will während Rauch- und Sliwowitz-geschwängerter nächtlicher Sessions im Kreis von Schachkumpels, die stolz sind auf ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zur Balkanregion, wo harte Bandagen oft mehr Respekt verschaffen als wohlfeile Moralpredigten. Aber das internalisierte sportliche Über-Ich rief den René doch wieder streng zur Ordnung, abgesehen davon, dass dem Trottel der Saison ein verzweifelter Griff nach der (ohnehin verbotenen) Zocker-Notbremse unter Punktspielbedingungen nichts mehr genützt und auf die maximale Peinlichkeit des vergeigten Games höchstens noch anderthalbe draufgesetzt hätte.

Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Wegen überraschender Terminprobleme am frühen Samstagmorgen schlug René erst eine gute Stunde nach Anpfiff der ersten Runde in Krahes Garten auf und musste per Aufholsprint den Anschluss an das Feld suchen. Das zerrte natürlich an den Nerven, mit dem Risiko derber Aussetzer – die René während seiner Spiele prompt auch gemein und beinahe regelmäßig aus der Bahn warfen.

Beim Kansôsen der Partie René gegen Fabian zeigte sich schnell, dass René nur die beförderte Lanze auf 3b hätte ziehen müssen, um zu gewinnen. Schade, denn es wäre tatsächlich ein ziemlich cooles 11-Zügiges Matt gewesen. Foto: Fabian Krahe.

Einen Überraschungssieg durfte Jürgen Woscidlo feiern, als Uwe Frischmuth im beiderseitigen wilden Handgemenge in eine Mattfalle stolperte. Damit ging unser Schachlehrer aus Harburg mit einem dicken Achtungspunkt nach Hause, war Uwe doch als 3 Kyu der nominell zweitstärkste Spieler des Turniers.

Martin Wolff gegn Jürgen Woscidlo. Im Hintergrund Ingo Köhler gegen Fabian Krahe. Foto: Alexandra Bumagina.

Auch Martin Wolff konnte sich einen Punkt erspielen, und zwar gegen Jürgen, sodass niemand ohne Sieg das Turnier beendete. Mit jeweils einem Punkt teilten sich beide dann allerdings auch die undankbare Rote Laterne. Schlanke zwei Zähler in der Schlussbilanz bedeuteten Rang sechs für René, der nicht nur im Treffen gegen Fabian quasi frei stehend vor dem Shôgi-Tor den Ball über die Latte semmelte, sondern auch mit einem ärgerlichen Nifu bei besserer Stellung gegen Ingo Köhler patzte. Es war definitiv nicht Renés Tag. Aber so ging immerhin der fünfte Platz an unseren Spieler aus Wolfsburg. Ingo errang drei Siege und fuhr – mit seiner Leistung zufrieden – total gechillt und lächelnd zurück in die Autostadt.

Uwe Frischmuth gegen Ingo Köhler. Ingo sicherte den fünften Platz für die Autostadt Wolfsburg. Foto: Fabian Krahe.

Den vierten Platz belegte der Gastgeber und Organisator Fabian Krahe mit insgesamt vier Punkten. Er war sichtlich zufrieden. Nicht nur mit seiner Spielleistung, sondern auch mit dem reibungslosen und erfolgreichen Ablauf des Turniers.

Der Turnierorganisator Fabian Krahe (re.) traf gleich in der ersten Partie auf Uwe Frischmuth und musst direkt eine deutliche Niederlage einstecken. Da half selbst angestrengtes Nachdenken nicht mehr. Foto: Alexandra Bumagina.

Ein großer Dank geht an dieser Stelle aber auch ausdrücklich an die selbstlos engagierte Alexandra Bumagina. Die Mutter unseres 15-jährigen Supertalents Anton Borysov schoss stimmungsvolle Fotos und bereicherte den Tag durch ihre freundliche und offene Art.

Uwe Frischmuth und das Nachwuchstalent Anton Borysov holten jeweils fünf Punkte und teilten sich den zweiten respektive dritten Rang. Da aber Anton im direkten Vergleich gegen Uwe eine Niederlage einkassierte, setzte der Organisator in der Endauswertung Uwe auf Platz zwei und Holsteins Rising Star Anton auf Platz drei. Eine Entscheidung bloß für die Stringenz der Tabelle, weil ansonsten beide eine derart herausragende Leistung bewiesen haben, dass sie eigentlich Silber im Doppelpack verdient hätten.

Anton Brysov im Spiel gegen den Turniersieger Yuki Nagahori. Foto: Alexandra Bumagina.

Beim bislang letzten Hamburger Kyu-Cup 2019 musste Yuki Nagahori, der in Chiba nahe Tokio aufgewachsen ist, noch einen Punkt an Anton abgeben. Diesmal blieb der 31-jährige jedoch ungeschlagen und durfte als souveräner Sieger den Pokal mit nach Hause nehmen. Damit kam der Gewinner des historisch ersten Shôgiturniers auf Bremer Boden aus der ewigen Konkurrenzstadt an der Elbe. Aber darüber konnten sich auch die Bremer Gastgeber freuen. Denn Yuki hat hervorragend gespielt und noch wichtiger: mit viel Spaß und Freude. Und genau das ist es, was Shôgi ausmacht.

Es bleibt zu wünschen, dass das erste Bremer Shôgi-Gartenturnier sich bald wiederholen möge. Aber vielleicht kann ja – selbstverständlich unter gewissenhafter Beachtung aller behördlichen Auflagen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie – in diesem Jahr trotzdem wieder in Hamburg das Kyu-Cup-Open ausgetragen werden. Insider munkeln, dass schon intensiv über einen entsprechenden Termin im Oktober 2020 nachgedacht wird. Dem Shôgisport und seinen Fans wäre das von Herzen zu wünschen.

Shôgi-Gartenturnier Bremen 2020; Bremen, Germany, 2020-08-29

NrNameNatGradeELO1234567Pts+/-
1NagahoriYukiJP2 Kyu1720 5+3+7+8+4+6+2+7+15
2FrischmuthUweDE3 Kyu1340 4+7+6+3+8-5+1-5+28
3BorysovAntonUA5 Kyu1356 8+1-5+2-6+4+7+5+40
4KraheFabianDE5 Kyu1294 2-6+8+7+1-3-5+4+31
5KöhlerIngoDE5 Kyu1285 1-8+3-6+7+2-4-3+6
6GrallaRenéDE5 Kyu1297 7+4-2-5-3-1-8+2-19
7WolffMartinDE8 Kyu1022 6-2-1-4-5-8+3-1+21
8WoscidloJürgenDE10 Kyu1005 3-5-4-1-2+7-6-1+68

Promoting Borysov Anton to 4 Kyu
Promoting Woscidlo Jürgen to 8 Kyu

Thailand’s Most Glamorous Chess Fan Yingluck Shinawatra Celebrates 53rd Birthday

By René Gralla

She is one of the most brilliant and attractive chess fans these days: Yingluck Shinawatra who became Thailand’s first female Prime Minister on August 5th, 2011, after a landslide victory of her Pheu Thai Party as the result of the general elections on July 3rd, 2011, by conquering 265 of the 500 seats in The House of Representatives at Bangkok. The younger sister of elder brother Thaksin Shinawatra who ran „Prathet Thai“, translation: „Land Of The Free“, as being its Prime Minister from 2001 to 2006 – until he was toppled and forced into exile by a military coup on September 19th, 2006 – has celebrated her 53rd Birthday on June 21st, 2020. Though Yingluck Shinawatra’s schedule uses to be busy and challenging, the tough and charming career woman regularly finds the time for some relaxing moments to chill out at the board of 64 squares. Whilst shaping politics at the beginning of the second decade of the third millennium, Thailand’s most glamorous Head of Government supported the renowned Bangkok Chess Club, and she helped to bring new attention to Siam’s traditional chess variant „Makruk“ by closely working together with Kittirat Na-Ranong who was Deputy Prime Minister in her cabinet apart from having been elected President of the Thailand Chess Association in 2013.

Prime Minister Yingluck Shinawatra (right) meets Bangkok Chess Club Chairman Kai Tuorila (left) on the occasion of the 12th Bangkok Chess Club Open in April 2012 (at the center in the background: Deputy Prime Minister Kittirat Na-Ranong – who will be elected President of the Thailand Chess Association one year later).

After having got to the helm of chess sports in The Kingdom of Smiles,  Kittirat Na-Ranong not only has focused on International Chess but has started to intensively promote Makruk as well. His most spectacular stroke of genius in that respect: He has taught the rules of Makruk to former World Chess Champion Garry Kasparov  when the latter paid a visit to Bangkok in December 2013.

Former World Champion Garry Kasparov (left) discusses Makruk with Kittirat Na-Ranong (right), President of the Thailand Chess Association, at Bangkok in December 2013.
Quelle: http://www.chessasiapacific.com/kasparov-sees-chess-of-all-kinds-in-thailand/

Siam’s own brand of The Game of Games is very popular throughout Thailand, therefore it is a quite surprising fact that there can not be purchased any downsized magnetic sets of Makruk. That is deplorable because Makruk editions en miniature would be very helpful in view of the current restrictions on social life worldwide that have been taken  in order to fight the Corona pandemic. Magnetic Makruk would enable aficionadas and aficionados to comfortably play on the lawn of a park or on the beach. That obvious deficiency has motivated Hamburg-based author René Gralla to tinker a little bit in his quiet closet. The result: René Gralla has transformed a miniaturized set of International Chess …

Portable edition of International Chess (photograph by: Bernd-Jürgen Fischer).

… into a corresponding prototype of magnetic Makruk. 

Handmade prototype of magnetic Makruk that has been fabricated by René Gralla (photograph by: Bernd-Jürgen Fischer). Please pay attention to the four elephants that are actually waiting on those positions that are occupied by „Bishops“ in International Chess (the elephants en miniature have been purchased at the specialized shop for Asian handicrafts „Om Shankari“ at Hamburg, Germany, in the street Hahnenkamp No. 12 close to the railway station Hamburg-Altona). Talking of several markups on some squares of the playground: these hotspots are the legacy of the ancient Indian game Ashtapada. Those special zones had been „castles“ where pieces were safe from being captured. Later Chaturanga, the prototype of chess that has been created in India sometimes during the 5th century A.D., has been played on the board of Ashtapada as well – with the initial protective function of the old „fort“-style sections having been abolished, therefore the obsolete strongholds only used to fullfill decorative purposes from now on. Since Makruk is that very living variant of chess that actually is closest to the original Indian edition Chaturanga, therefore the traditional design of the board of Chaturanga – the typical ornaments of Ashtapada including – has been used to transform a set of International Chess into Makruk. That shall underline the strong cultural links between India’s Chaturanga and Thailand’s Makruk.

The simple trick: now the well-known starting out positions of „The Bishops“ in the battle formation of International Chess are occupied by exotic elephants – thus playing the part of noblemen (in Thai language: „Khon“) in the theatre of Makruk because daring noblemen were supposed to mount imposing pachyderms before storming into real battles. Plus: the so-called „Met“ of Makruk that is the counterpart of the notorious „“Queen“ of mainstream chess will be represented by a former „Bishop“ figurine piece that finds itself in a new and more prestigious role by serving the commander in chief of either the white or black army (the technical term in the world of Makruk: „Khun“) as being the close advisor of His Lordship on the board. The foregoing concept works and is real fun: that is the conclusion that has unanimously been made by Weeraphon Junrasatpanich, the winner of „The King Naresuan The Great Makruk Memorial 2015“ at Hamburg, Germany, and René Gralla after a friendly game at the rustic pub „Thämer’s“ at Hamburg’s scenic town square Großneumarkt on June 13th, 2020. Therefore René Gralla, the creator of magnetic Makruk, and Weeraphon Junrasatpanich have dedicated that innovation to Yingluck Shinawatra who is the one and only female pop star of Thai Chess.  René Gralla and Weeraphon Junrasatpanich hope for having the chance to hand over that belated birthday present to Yingluck Shinawatra sometimes and somewhere on this planet. But that will probably take a while for Yingluck Shinawatra had to flee Thailand after a cold coup d’état: she was removed from office by the Constitutional Court on May 7th, 2014, and that was the prelude to one more putsch by the Royal Thai Armed Forces on May 22nd, 2014. Today Yingluck Shinawatra is rumoured to hold a UK passport and to be in London – apart from having been granted citizenship by the government of Serbia …

Belated birthday greetings to Thailand’s former Prime Minister and chess supporter Yingluck Shinawatra: Weeraphon Junrasatpanich (left) and René Gralla with a magnetic set of Makruk that has been created by René Gralla and that has been dedicated to Yingluck Shinawatra. The photo has been taken on Saturday, June 13th, 2020, at Hamburg, Germany, in front of the Pub „Thämer’s“ (photograph by: Chatchawan Thongmi).

Um die Ehre der Ratte … in Zeiten von Corona …

Von René Gralla

Momentan regieren uns kosmische Kräfte unter dem Zeichen der Ratte, nach dem chinesischen Horoskop. Eine Erkenntnis, die während der aktuellen Corona-Pandemie, deren erstes Aufflackern im Dezember 2019 aus dem chinesischen Wuhan berichtet worden ist, nicht ernsthaft für gute Laune sorgt. Zumindest in der westlichen Hemisphäre leidet die Ratte unter einem denkbar miesen Image; das ist geschuldet einer kollektiven Erinnerung an die Pest, die von 1346 bis 1353 auf dem Alten Kontinent wütete und rund 25 Millionen Opfer forderte, das war ein Drittel der damaligen Bevölkerung Europas. Der Schwarze Tod hatte seine Schreckensreise in Zentralasien begonnen und war von Rattenflöhen verbreitet worden.

Resultat: die verheerendste Seuche der Weltgeschichte. Und daher wäre es allen echten Freunden der großartigen Kultur aus dem Reich der Mitte deutlich lieber gewesen, der Büffel – laut Kalender erst ab dem 12. Februar 2021 das astrologische Leittier der Folgesaison – hätte sich zwischendurch bereits auf die Hinterbeine gestellt und der Ratte robust bedeutet, sie solle sich vorsorglich in eines ihrer Löcher kuscheln und uns nicht bis Ende 2020 die Laune vermiesen. Eine putzige, wenngleich natürlich völlig irreale Vorstellung, zumal zwischen Beijing und Hongkong niemand ernsthaft nachvollziehen kann, welche negativen Reflexe der suboptimal beleumundete Nager bei historisch bewanderten Langnasen auslöst.

In China nämlich genießt das besagte Tierkreiszeichen einen exzellenten Ruf. Personen, die im Jahr der Ratte geboren werden, sollen ehrenhaft und ehrlich sein, und obendrein werden die Betreffenden im Freundeskreis als großzügig in finanziellen Fragen geschätzt. Ein unzweifelhaft positives Profil, und dazu passt wiederum, dass Ratten im Tierreich als High Performer gelten. Sie sind sozial und intelligent, und außergewöhnlich gelehrige Exemplare der Gambia-Riesenratte werden mittlerweile sogar für die Minenräumung trainiert, das berichtete Sinstorfs Schachkulturbotschafter Jürgen Woscidlo per E-Mail dem Verfasser dieser Zeilen.

Außerdem teilte Norddeutschlands Mister Multi-Kulti-Chess eine weitere staunenswerte Beobachtung zum Verhalten der neugierigen und geselligen Tiere mit: „Ich hatte 1983 das Vergnügen, in einer Tagesstätte für Körperbehinderte ein Praktikum zu absolvieren. Der dort tätige Musiktherapeut Harald Melchior intonierte jeden Dienstag und Donnerstag in seinem Raum verschiedene Stücke von Beethoven und Mozart auf der Querflöte. Und regelmäßig stellten sich dann Ratten und Mäuse als Publikum ein, die still der Musik lauschten!“

In der Konsequenz ist es dringend an der Zeit gewesen, in diesen irren Tagen und Wochen, die manchen den letzten Nerv rauben und andere in raunende Verschwörungstheoretiker verwandeln, wenigstens in Bezug auf die Ratte einen symbolischen Akt der Ehrenrettung zu wagen – bevor womöglich noch total durchgeknallte Hate Speaker auf die idiotische Idee verfallen wären, nach der Pest hätten die Ratten vielleicht auch etwas mit Corona zu tun (haben sie natürlich nicht, Stupid!).

Umgesetzt wurde das ambitionierte Projekt mit einer augenzwinkernden Reverenz an eine uralte Tradition: Gottesurteile durch Zweikampf, denen wir wahlweise fasziniert und schockiert in der spannenden TV-Fantasy-Serie „Game of Thrones“ virtuell beigewohnt haben.

Selbstverständlich haben wir uns insofern für eine zivilisierte, weil weniger blutrünstige Variante entschieden: in der Form eines mentalen Duells, dem sich eine autorisierte Vertrauensperson der stolzen Nation cleverer Spürnasen stellen sollte, und zwar am Schachbrett. Auf diese Weise ist die zauberhafte Göttin Caissa um eine Entscheidung angerufen worden – damit es künftig kein Ignorant mehr wagen dürfte, den Namen der Ratte in den Dreck zu ziehen.

Die Schachgöttin Caissa auf einer Briefmarke von Paraguay.

Die schöne Caissa war konkurrenzlos kompetent für einen derart brisanten Ratschluss. Schließlich zählt sie, wie der italienische Humanist und Dichter Marcus Hieronymus Vida (1485-1566) in seinem lyrischen Epos „Scachia Ludus“ referiert hat, zur Familie der Nymphen und ist nach griechischer und römischer Mythologie eines jener weiblichen Geistwesen, die in Bäumen, Grotten oder an stillen Wassern wohnen. Um Flora und Fauna zu beschützen – und folgerichtig auch die Ratte, die ihren unverzichtbaren Part im Orchester der Natur spielt.

Was allerdings hat eine gute Fee wie Caissa eigentlich mit Schach zu tun?! Während antike Quellen dazu schweigen, imaginierte Erfolgsautor Vida – sein 1527 publiziertes „Scachia Ludus“ war ein Bestseller im 16. Jahrhundert – ein amouröses Szenario in transzendenter Dimension: Die aus den Wäldern Thrakiens stammende Caissa habe das Herz des Kriegsgottes Ares gebrochen. Schnöde ließ die elfengleiche Schönheit den flirtwilligen Schlachtenlenker abblitzen, und der Verschmähte weinte sich bitterlich beim Co-Olympier Apollon aus. Dem unsterblichen Kollegen kam plötzlich ein Geistesblitz: Apollon kreierte Schach, als fein gestrickte Liebesgabe, die der Ares seiner spröden Angebeteten darbringen sollte.

Unzählige Generationen nach der legendären Pleite des Ares bei Caissa sollte heuer nun eine veritable Partie des Millenniums – zwecks Wahrung der lädierten Reputation der Ratte – am 16. Mai 2020 im Hamburger Lokal „Rheinischer Hafen“ steigen. Im Rahmen dieses denkwürdigen Sonnabends galten die Regeln der thailändischen Schachversion Makruk, und zwar aus einem speziellen Grund, der sich am außergewöhnlichen Spirit des Events orientierte: Siams Vintage Chess ähnelt beinahe deckungsgleich dem Proto-Schach, das Chaturanga hieß und vor gut anderthalb Jahrtausenden in Indien erfunden wurde, und dürfte deswegen aus höherer Sicht quasi eine Replik des Game of Games aus der Werkstatt des Apollon repräsentieren.

Die Partei, die der Ratte die Hölle heiß machen sollte, führte frohgemut die weißen (!) Steine (Attention, Weiß gilt als Farbe der Unschuld!), und Leitwolf der Unbefleckten war Meister Weeraphon Junrasatpanich, der am 13. Juni 2015 das „PTT King Naresuan The Great Makruk Memorial“ im Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg souverän gewonnen hatte. Der Autor und Rechtsanwalt Dr. René Gralla übernahm den schwierigen Job, im Auftrag der Ratte die schwarze Seite zu verteidigen (wie es üblicherweise sonst auch zum Berufsverständnis eines Advokaten gehört), und symbolträchtig wurde die Figur des Black King gegen eine Porzellanplastik des wieseligen Kleinvierbeiners ausgetauscht.

Corona-gerecht maskiert am Start zum freundschaftlichen Rattenrennen in der Mini-Makruk-Arena der 64 Felder unter dem Banner des Königreiches Siam im Hamburger Kölsch-Lokal „Rheinischer Hafen“ : Dr. René Gralla (re.), Prozessbevollmächtigter und Spielführer der gemein und oft geschmähten Nager (eine Ratte im Miniaturformat aus dem Sortiment von „Hegrat`s Asien-Haus“ in Hamburg besetzt am rechten unteren Bildrand in der Ausgangsposition vor Matchbeginn das Feld des schwarzen Monarchen) versus Weeraphon Junrasatpanich (li.) als Kommandeur der Weißen. Foto: Chatchawan Thongmi (c) 2020.

Und so konnte das epochale Match beginnen … das nach wechselhaftem Ringen mit einem versöhnlichen Ergebnis endete: Die Gegner einigten sich – unter gewissenhafter Beachtung der regierungsamtlichen Vorgaben zur Pandemiebekämpfung – per Jens-Spahn-Style-Ellenbogencheck auf Unentschieden.

Ein gerechtes Resultat, das an notorische Aluhutträgerinnen und -träger eine klare Botschaft sendet: Die schlaue Ratte aus dem chinesischen Horoskop hat nichts und NADA mit all` den Herausforderungen zu tun, die uns seit Beginn des Jahres 2020 beschäftigen. Das ist das Urteil der unbestechlichen Caissa.

Freuen wir uns deswegen auf den weiteren Verlauf des Jahres der Ratte: Wer die charmante Caissa an seiner Seite weiß, kann nur gewinnen!

Mattjagd mit Makruk – wer die schöne Göttin Caissa an seiner Seite weiß und ein leichtes Getränk in Händen hält, dem kann eigentlich nicht bange werden (der Autor René Gralla als Gelegenheits-Model für eine kultige Jägermeister-Kampagne in den 1970-er Jahren; das Foto wurde aufgenommen am 13. Dezember 1977 in einem Studio in Düsseldorf und veröffentlicht von der TV-Zeitschrift „Gong“ in der Programmwoche 29.9. – 5.10.1979). Reproduktion des Bildes: Bernd-Jürgen Fischer, Hamburg 2020.

Checkmate Corona – チェックメイトコロナ

Alle Wettkämpfe bis auf Weiteres gestrichen und ein Ende der Krise noch nicht in Sicht: Die Covid-19-Pandemie hat auch den Turnierbetrieb im Shôgi abrupt ausgebremst. So dass viele Leute inzwischen zu fragen beginnen: Muss das wirklich sein? Wann dürfen wir endlich wieder gemeinsam am Brett sitzen?! Leider scheinen Vorsicht und Social Distancing momentan aber noch der beste Plan zu sein, schließlich kann das fiese Coronavirus überall und nirgends lauern und unverhofft sogar in vordergründig harmlosen Alltagssituationen zuschlagen …

Beware of the Virus: ein Corona-style Lampenschirm konfrontiert den Autor René Gralla mit einem überraschenden „Close Encounter of the Third Kind“ (Mr. Steven Spielberg, bitte übernehmen Sie!). Foto: Agnieszka Skrentny.

… um so wichtiger ist es, cool zu bleiben und das Virus clever auszutricksen. Mit einer smarten digitalen Gegenstrategie, die von Shogi Deutschland e.v. jetzt gefahren wird: Nach der vom 11. bis 19. April 2020 ausgespielten Corona-Krone auf 81Dojo.com bietet die selbe Plattform in Kürze die super Chance, sich dort für das diesjährige International Shogi Forum in Tokio (23.-25.10.2020) zu qualifizieren. Die K.o-Runden starten am 15. Mai 2020 (Anmeldeschluss ist am 13. Mai 17:00 Uhr), und wer bis zum 14. Juni 2020 noch immer nicht – virtuell – zu Boden gegangen ist, räumt das Japan-plus-Shôgi-as-Shôgi-can-Ticket ab, und zwar absolut FOR FREE! Checkmate CORONA – setzen wir gemeinsam das Virus matt! Und rocken ganz lässig den Lockdown!

René Gralla

Cool bleiben und digital das Virus mattsetzen: Das lässt Corona keine Chance, meint Shôgi-Altrocker René Gralla (hier in einer historischen Aufnahme vom 18. März 1994, reproduziert von Wolfgang Geise).