Shôgi. Eine Einführung
3. Eröffnungsphase

Eröffnungsphase

Die erste Phase einer Shôgipartie bis der Hauptkampf ausbricht, kann als Eröffnungsphase (序盤 joban) bezeichnet werden. Für die Eröffnungsphase sollte man sich eine Strategie zurechtlegen (戦法 senpō). Im Laufen der Zeit hat sich eine elaborierte Eröffnungstheorie zum Shôgi entwickelt. Zu den viel gespielten Eröffnungen gibt es besonders studierte Zugsequenzen (定跡 jôseki). Klassische Eröffnungen gehen davon aus, Angriff und Verteidigung auszubalancieren. Auszubalancieren heißt nicht, dass eine Eröffnung nicht weiter Richtung Verteidigung lehnen kann, wie eine Anaguma (穴熊) Eröffnung, oder Richtung Angriff wie eine Bôgin (棒銀) Eröffnung. Aber gerade Anfänger sollten auf beide Aspekte achten.

Für gewöhnlich ist der Turm der wichtigste Angriffsstein, mit dem auf einer Flanke der Angriff initiiert wird, während der König auf der anderen Seite des Bretts mit zwei bis vier Generälen verteidigt wird. Solch eine Verteidigungsformation des Königs wird als Kakoi (囲い) bezeichnet, was ursprünglich etwa umzäunen, einzäunen bedeutet. In Deutschland wird dafür meist der englische Begriff Castle oder ins Deutsche übertragen Burg benutzt. Kakoi sind integraler Bestandteil einer klassischen Eröffnung. Es wurden aber auch Eröffnungssysteme entwickelt, die den König auf seinem Ursprungsfeld belassen und sich allein auf Schnelligkeit im Angriff verlassen, um den Gegner zu besiegen. Solchen Eröffnungen sei Anfängern allerdings abgeraten, da sie ohne die nötige Präzision schnell zum Verlust der Partie führen. Nicht umsonst gibt es das Shôgisprichwort:

居玉は避けよ
igyoku wa sakeyo

„A sitting King is a sitting duck.“

Arten von Eröffnungen

Die Eröffnungsphase wird meist nach der Positionierung des Turms klassifiziert:

  1. Aiibisha (相居飛車)
    (Statischer Turm vs. Statischer Turm)
  2. Ibisha (居飛車) vs. Furibisha (振り飛車)
    (Statischer Turm vs. sich bewegender Turm)
  3. Aifuribisha (相振り飛車)
    (sich bewegender Turm vs. sich bewegender Turm)

Eine Auswertung von 2169 Profi-Partien in der Zeitschrift Shûkan Shôgi ergab, dass 80% der Profipartien mit ☗7六 und 19,6% mit ☗2六 eröffnet werden. Danach folgt in 99% aller Fälle der Zug ☖3四 oder ☖8四. Als Anfänger sollte man sich diese vier Züge unbedingt einprägen. Der Zug ☗7六 öffnet die Läuferdiagonale und lässt für Schwarz noch offen, ob ein Ibisha oder ein Furibisha gespielt wird, während auf ☗2六 praktisch immer ein Ibisha von Schwarz folgt.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 4-Zuege-rot-1024x825.png

Daraus folgt, dass wenn Schwarz eine Ibishaeröffnung spielt, er meist eine Burg auf der linken Flanke baut und umgekehrt bei einer Furibishaeröffnung meist auf der rechten Flanke. Zu den Furibishaeröffnungen zählt auch der Nakabisha 中飛車, also eine Eröffnung mit dem Turm auf der mittleren, der fünften Linie. Vor allem in der Variante als Gokigen-Nakabisha ゴキゲン中飛車, einer schnellen und aggressiven Eröffnungsstrategie, wird der Nakabisha auch gerne von Amateurspielern gespielt.