Xiangqi goes Altenpflege

Von Jürgen Woscidlo

Am 30.08.2019 besuchte eine Klasse angehender Pflegefachkräfte die Schule Grumbrechtstraße. Die 12 angehenden Pflegefachkräfte sind Schüler des „Pollus International College“ aus Chengdu, China. Im Rahmen der Kooperation mit der Beruflichen Schule Burgstraße, BS 12 befanden sich die chinesischen Auszubildenden in Hamburg. Daraus erwuchs die Idee, die Gäste zum Xiangqi in die Schule Grumbrechtstraße einzuladen. An der Grumbrechtstrasse wird Xiangqi seit 2010 gespielt und die Schule hatte von 2013 bis 2018 eine Kooperation mit der Primary School Nr. 6 in Podong, Shanghai. Somit trafen drei Schulen aus zwei Kontinenten zusammen, um das über 2500 Jahre alte Xiangqi zu spielen. Pflegefachlich ging es darum, spielen als ein Mittel zu verstehen, um ältere Menschen zu aktivieren; besonders demente Menschen. In China ist Xiangqi genau wie Schach in Europa ein Kulturgut. Viele ältere Menschen haben es in ihrer Jugend, daher bot es sich an, es für diesen spielerisch/kulturellen/pflegefachlichen Austausch zu nutzen.
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Pünktlich um 08:30 Uhr kamen unsere chinesischen Gäste im Schachraum an und nach einer kurzen Begrüßung ging es dann an die Bretter. Dabei zeigte es sich, dass viele der chinesischen Gäste Eltern oder Großeltern haben, die selbst Xiangqi spielen oder in ihrer Jugend spielten. Von den angehenden Pflegefachkräfte waren jedoch nicht alle mit dem Spiel vertraut. Viele spielten zum ersten Mal Xiangqi und somit fand ein kleiner kultureller Re-Import statt. Neben Xiangqi wurden auch Go und Luzhangi gespielt, zwei weitere Strategispiele aus dem Reich der Mitte. Auf Seiten der Grumbrechtstraße war der Bereich Schach mit einer neunköpfigen Mannschaft präsent. Zu dieser gehörten neben Routiniers wie Mina Woscidlo, Ian Meinköhn, Finlay Paul, Kerem Kurucca und Ludwig Witte. Im Mittelfeld spielten Henry Hargens und Nayan Tawcke. Bei den Anfängern spielten Saed und Sena Ünsal. Mina Woscidlo und Finlay Paul waren für die Übersetzung ins Englische zuständig. Mit Frau Witte hatte die Veranstaltung eine exzellente Dolmetscherin für Chinesisch.
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In seinem kurzem Vortrag zu Beginn ging Jürgen Woscidlo auf die Wichtigkeit ein, bei dementen Menschen die Erinnerungen des Langzeitgedächtnisses zu aktivieren, wozu Xiangqi und Go besonders geeignet sind, weil es von Millionen Menschen in China in deren Jugend gespielt wurde. Es geht, so Jürgen Woscidlo, dabei nicht darum, wer gewinnt, sondern einfach darum eine Erinnerung wieder zu beleben und so den Betroffenen ein Stück positiven Erlebens und Sicherheit zu geben.
Nach dem Kurzvortrag wurde fleißig gespielt, ausprobiert und fotografiert. Danach folgte eine Sightseeing Tour durch die Schule. Dabei wurde den Gästen das Konzept der Inklusion, des jahrgangsübergreifenden, projektorientierten Unterrichts erklärt. Dies stieß auf sehr lebhaftes Interesse. Mit der Ausgabe der Urkunden und dem Abschlussfoto endete der Tag.
Besonderen Dank gilt Frau Schwake und Frau Wyatt (beide BS 12); Frau Witte für ihre Dolmtescherdienste sowie allen Eltern, die mit Kuchen und Muffins für das leibliche Wohl sorgten.
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Pippi Langstrumpf in Asiens Mindsport-Matrix: Wu Caifang und Rudi Reinders aus Berlin promoten chinesisches Strategiespiel mit Überraschungsei-Effekten

Von René Gralla

Einheitlich hell oder matt dunkel schimmern die kleinen Scheiben, die akkurat auf den Schnittpunkten eines Liniennetzes platziert worden sind. Mit einigen Lücken, aber auch die folgen offenbar einem bestimmten Ordnungsprinzip. Dazu zwei Steine, die sich vom unifarbenen Rest abheben, dank rätselhafter Markierungen auf der Oberfläche.

Die Frau und der Mann, die sich heute in einem Haus in Berlin-Lichtenberg gegenübersitzen, beginnen jetzt, abwechselnd die Plättchen zu bewegen und umzudrehen. Und sichtbar werden andere geheimnisvolle Schnörkel. Während manche der Steine im Anschluss sofort aus dem Arrangement entfernt werden.

„Das ist JieQi“, sagt die Frau, die sich uns als Wu Caifang vorstellt. Das chinesische „Qi“ solle signalisieren, dass es sich dabei um ein Brettspiel handele, und die Vorsilbe „Jie“ bedeute „enthüllen“ respektive „zur Schau stellen“. Ein mentales Duell, das als Clou gewissermaßen permanente Überraschungsei-Effekte einbaut: Nur schrittweise, durch Aufdecken Step by Step, kriegen die zwei Akteure raus, wo sich ihre Spieleinheiten während einer Partie verstecken.

JieQi - Im Spiel webEin wechselseitiges Abtasten, das entwickelt worden ist aus einem anderen Denksport, der zwischen Peking, Schanghai und Hongkong äußerst populär ist. Xiangqi, übersetzt: „Elefantenspiel“, heißt besagte Basisversion, die im radikal verkleinerten Maßstab einen Wendepunkt der chinesischen Geschichte widerspiegelt. Das war die Schlacht bei Gaixia, wo 202 vor unserer Zeitrechnung der Aufstieg der Han-Dynastie zum dominierenden Faktor im Reich der Mitte begonnen hat.

Im Xiangqi, zu dessen Arsenal neben den bereits erwähnten Elefanten (chinesisch: „Xiang“) sogar technologisch fortgeschrittene Geschützbatterien gehören, muss der gegnerische Oberbefehlshaber ausgeschaltet werden. Ein Leitmotiv, das an das Konzept des Internationalen Schachs erinnert, und trotzdem greift eine derartige Analogie zu kurz. Vor allem, weil die trickreiche Elefanten-Show en miniature mit Steinen, deren chinesische Schriftzeichen die unterschiedlichen Truppenteile einer kaiserlichen Armee definieren, abrollt auf einer symbolischen Landkarte.

Die Grundstellung des JieQi
Die Grundstellung des JieQi

Ein Grenzfluss trennt die verfeindeten Lager: ein realitätsnahes Szenario, das Xiangqi zu einer frühen Ausgabe des modernen E-Games „StarCraft“ adelt. Und JieQi, das an einem strahlenden Sommertag dem Verfasser dieser Zeilen vorgestellt wird, ist seinerseits die respektlose jüngste Tochter in der Familie der Strategiespiele, quasi eine frech chaotische Pippi Langstrumpf in der Mindsport-Matrix.

Jener wahre Wildfang – nämlich stets für Brüller und abgrundtiefe Seufzer gut – wurde zu Beginn der 2000-er Dekade meist in öffentlichen Parks der Volksrepublik gezockt. Seitdem hat sich aber ein regelrechter Turnierbetrieb etabliert, und folgerichtig möchte Wu Caifang das turbulente JieQi nun auch einer breiten Öffentlichkeit hierzulande näher bringen. Zu diesem Zweck hat die studierte Betriebswirtin, und insofern kongenial assistiert von Ehepartner Rudolf Reinders, den Deutschen JieQi-Verein gegründet und organisiert entsprechende Spieleabende in der Hauptstadt.

JieQi - Die deutschen JieQi-Promoter Wu Caifang (li.) und Rudolf Reinders bei einem Turnier in China im März 2018
JieQi – Die deutschen JieQi-Promoter Wu Caifang (li.) und Rudolf Reinders bei einem Turnier in China im März 2018

Wu Caifang, die aus der südchinesischen Metropole Guangzhou stammt, trägt im etablierten Xiangqi den Master-Titel und ist bei acht Weltmeisterschaften angetreten. Und Lebensgefährte Rudolf Reinders, ein gebürtiger Essener, hat sogar ein Buch mit eleganten Kompositionen zum ehrwürdigen Elefantenspiel veröffentlicht. Inspirierende Überschrift, unter der eines von fein gepinselten Problemen läuft: „Der Pflaumenbaum blüht wieder.“

Was reizt solche Kenner und Könner des traditionellen Xiangqi an der verrückten neuen Variante? Verfälscht das Glücksmoment im JieQi nicht die mathematisch strenge Schönheit des Xiangqi? Doch genau die Herausforderung, am Brett rechnen und gleichzeitig pokern zu müssen, begeistert Rudolf Reinders, der sich vor dem Eintritt ins Rentenalter einen Namen in der Fachwelt als Physiker gemacht hat. Die zufälligen Startpositionen der Figuren sowie die anfänglich stark limitierten Informationen über den tatsächlichen Wert verdeckter Steine sorgten unablässig für Überraschungen, die in der Konsequenz „sehr brisante Stellungen“ kreierten, schwärmt der energiegeladene Mittsiebziger.

Und ihm fällt spontan eine verblüffende Parallele ein. Nachdem sich Volleyball als anerkannte Sportart durchgesetzt habe, sei Beachvolleyball dazu genommen worden; denn es vermittele „einen Hauch von Freizeitgefühl und Strandurlaub“. Doch mittlerweile würden beide Disziplinen von den Medien als „gleichberechtigt“ wahrgenommen; unbestreitbar seien Aktive beiderlei Geschlechts im Beachvolleyball technisch und konditionell ähnlich gefordert wie die konventionell ausgerichtete Kollegenschaft. Eine vergleichbare Entwicklung sei auch im Verhältnis vom vordergründig Spaß-orientierten JieQi zum Klassiker Xiangqi zu erwarten, prophezeit Rudolf Reinders.

Wu Caifang, die einen Meistertitel im Xiangqi besitzt, im Spiel
Wu Caifang, die einen Meistertitel im Xiangqi besitzt, im Spiel

Abgesehen davon darf der Zufallsfaktor im Beachvolleyball asiatischer Strategiekunst nicht überbewertet werden. Das merkt Wu Caifang, die Powerfrau im kreativen Zweierteam, warnend an. Manchmal mögen auch Anfänger im JieQi punkten, aber auf lange Sicht landeten die stärkeren Konkurrenten vorne. Ausgesprochenes Pech könne ein Match kippen, „Hasardeure“ hätten trotzdem „höchst selten“ Erfolg, beobachtet Wu Caifang.

Auf jeden Fall sei JieQi eine spannende Einladung, sich unterhaltsam mit chinesischer Kultur und Geschichte zu beschäftigen, resümieren Wu Caifang und Rudolf Reinders. Schließlich schlägt JieQi eine Brücke zu den Anfängen fernöstlicher Spielkultur: Xiangqi, die Mutter des JieQi, wurzelt vermutlich im 3500 Jahre alten Liubo – und damals entschieden wahrscheinlich Würfel über Sieg und Niederlage.

Und im dritten Millennium schließt sich der Kreis, Urenkelin JieQi flirtet wieder heftig mit Fortuna. Mehr generationenübergreifend geht ja wohl nicht.


Weitere Infos zum Überraschungsei-Spiel JieQi: www.jieqi.de
Infos zum nächsten Spielamt bei Rudolf Reinders, Emailadresse: Reinders-rudolf@kabelmail.de


Wu Caifang, die zusammen mit ihrem Mann von Berlin aus das Projekt JieQi in Deutschland gestartet hat (Foto: privat).
Wu Caifang, die zusammen mit ihrem Mann von Berlin aus das Projekt JieQi in Deutschland gestartet hat (Foto: privat).

SCHEINRIESEN MACHEN SICH DICKE

Chinas strategisches Enthüllungsspiel „JieQi“ wird gespielt mit Sets, die sich für wenige Euro in jedem Asia-Shop finden. Denn Basis ist das sowohl in der Volksrepublik als auch im Nachbarland Vietnam beliebte Xiangqi respektive Co Tuong, in denen rote und schwarze Armee darum kämpfen, den zentralen Grenzfluss in der Mitte des 90-Positionen-Bretts zu überschreiten und den Oberbefehlshaber der anderen Partei auszuschalten in der Palastzone des gegnerischen Lagers.

Die beiden Holzscheiben, die für die verfeindeten Warlords stehen, werden in der Vorbereitung auf eine Partie JieQi unverdeckt platziert auf den betreffenden Punkten, die den Feldherren nach dem Regelwerk zugewiesen sind in Co Tuong aka Xiangqi (wörtlich übersetzt: „Elefantenspiel“).

Die übrigen Steine repräsentieren Leibwächter, Soldaten, Pferde, Elefanten, Kanonen und Wagen. Die konkreten Einsatzwerte ergeben sich aus chinesischen Schriftzeichen auf der Oberseite der runden Holzplättchen. Vor dem ersten Zug im „JieQi“ werden die Spielscheiben umgedreht, mit den unmarkierten Unterseiten nach oben, und durchmischt. Anschließend sind die Teile zu legen auf den Spielplan nach dem Schlüssel, der sich aus den Standardregeln von Xiangqi und Co Tuong ergibt.

Die verdeckten Steine werden im ersten Zug verschoben gemäß der Vorgaben, die für den jeweiligen Stein gelten, der üblicherweise auf dem betreffenden Feld steht. Anschließend werden die Spielscheiben erneut gewendet, und das Folgemanöver orientiert sich wieder an der Einheit, die tatsächlich von der besagten Figur repräsentiert wird. Konsequenz: schwächere Steine entwickeln manchmal ungeahnte Kräfte im Lucky Moment des Erstaufschlags – zum Beispiel eine Anscheins-Kanone, die im feindlichen Territorium dreinschlägt … und sich nach Demaskierung als bescheidener Infanterist entpuppt.

Entsprechend kann sich der Aktionsradius von Elefanten, die eigentlich den Fluss nicht überschreiten dürfen, und Bodyguards (müssen normalerweise im Palast ausharren) dramatisch ausweiten – weil zum Beispiel ein angeblicher Wagen frohgemut über den Grenzstrom gesteuert wird, und nach Überprüfung am Zielpunkt, ob das tatsächlich ein Kampfgefährt ist, stellt sich heraus, das der vermeintliche Tank ein Elefant oder Wachgardist ist. Was aber nicht ausschließt, dass die besagten Scheinriesen trotzdem beträchtliche Verwirrung anrichten können unter den versammelten Helden der Konkurrenz.

Rudolf Reinders (li.) und Wu Caifang im Spiel
Rudolf Reinders (li.) und Wu Caifang im Spiel

Dieser Artikel wurde auch veröffentlicht in der Tageszeitung „neues deutschland“ in der Wochenendausgabe 1./2. September 2018.
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Bericht: Shôgi, Xiangqi und Janggi auf dem Europäischen Go Congress in Oberhof vom 26.-30. Juli 2017

Bericht über die Präsentation und die Organisation eines jeweiligen Turniers von Shôgi, Xiangqi und Janggi beim Europäischen Go Congress in Oberhof vom 26. bis 30. Juli 2017


Die Organisatoren der Europäischen Go Kongresses hatten im Vorfeld angefragt, ob wir nicht asiatische Schachvarianten für die über 800 Kongress-Teilnehmer in irgendeiner Weise während der zwei Wochen des Kongresses anbieten wollen. Schließlich befänden sich unter den vielen internationalen Go Spielern mit Sicherheit einige, die mit Sicherheit eines der drei Spiele – Shôgi, das japanische Schach bzw. Xiangqi, das chinesische Schach oder Janggi, das koreanische Schach – mächtig sind und zur Abwechslung vielleicht eines von Ihnen am Rande des Hauptturniers spielen möchten?!

Dieses Angebot passte in das von mir als „Füllhorn“ beschriebene Programm des europäischen Go-Kongresses, der nicht nur eine Unsumme an GoVarianten turniermäßig angebot, sondern durchaus auch Go-fremde Brettspiele für die Teilnehmer mit im Programm hatte.

Der jährliche europäische Go Kongress bietet, ähnlich wie die Europameisterschaft im Shôgi, eine geschlossene und eine offene Europameisterschaft als deren Hauptturniere an. Da jeden Tag nur eine Partie gespielt wird, ist jede Menge Platz für allerlei weiterer Disziplinen in diesen zwei Wochen; nicht immer nur Go betreffend.

Im Rahmen des „The Siblings Of Go“ Informationszirkels sollte ein Infostand alle drei Schachvarianten erklären. Japan, China und Korea als große Go Nationen mit einer entsprechenden Anzahl von Teilnehmern am Open hatten jeweils auch eine eigene Schachvariante kultiviert, die ich nicht uneigennützig auch mithilfe eines kleines Turnier am Wochenende vorstellen bzw. im Rahmen eines kleinen Turniers spielen lassen wollte.


Shôgi – japanisches Schach

Jochen Drechsler, Präsident von Shôgi Deutschland, baute seinen Informationsstand für einen Mittwoch vor Ort auf und musste vieles Vielen erklären; was ihm als geübter Shôgi-Spieler und -Pädagoge aber mühelos gelang. Er hatte eine verbesserte Anfängerversion des Spiels mitgebracht, auf deren Steine jeweils eines der japanischen Schriftzeichen mit den Gangart der jeweiligen Steine zusammen aufgebracht war. Eine sehr nützliche Ausgabe, mit denen wir auch als geübte Spieler gerne gespielt haben.

Angekündigt war auf der Webseite des Kongresses (EGC) neben dem Xiangqi- und Janggi- auch das Shôgi-Turnier, in dem der Kongress als Veranstalter und Preisverleiher auftrat; mit entsprechenden Ehrungen bei der Abschlussfeier.

Da ich den Infostand noch zwei weitere Tage alleine weiterbetrieben habe, konnte ich auf dem Registrierzettel für das Turnier den Interessepegel ablesen. Bis auf einen japanischen 1Dan Amateurspieler, der begeistert gleich seine Teilnahme am Go-Wochenend-Turnier absagte, war niemand bis Freitag abend auf der Liste eingetragen.

Zu meiner Überraschung änderte sich dies am Samstag morgen. Bis 11.00 Uhr hatten sich über Nacht zwölf Leute eingetragen, die alle erschienen sind. Die meisten davon hatten Shôgi erst am Infostand gelernt.
Erstaunlich und erfreulich war dies umso mehr, da es am Wochenende für GoSpieler attraktive Veranstaltungen gab, die man entsprechend verpasste.

KRM2017С_07305559Den Spielstärken nach hatten sich besagter japanischer 1 Dan, zwei 6 Kyu Spieler und eine 9 Kyu Spielerin aus Deutschland, eine 15 Kyu Japanerin und einige Anfänger aus Deutschland und Holland, aber auch 2 japanische Rentnerinnen, in die Liste eingeschrieben. Diese gaben mir vor dem Turnier zu verstehen, dass sie beide die Regeln für Shôgi gar nicht kennen würden, aber trotzdem teilnehmen wollten. Das Bild, wie zwei japanische Rentnerinnen mit den deutschen Erklärungstafeln für die Zugfolgen in der Hand ein Turnier spielen – dies alles in einem Saal voll von Go-Spielern – hat sich als Unikum bei mir eingebrannt. Glück für uns: der japanische 1 Dan konnte mich/uns mit den Vorgaberegeln vertraut machen. Die wurden auch sogleich nach seinen Vorstellungen für das 5 rundige Turnier angewandt. Einer der Kongresshelfer nahm die Auslosungen vor. Ich spielte zwar mit, aber außer Konkurrenz, denn auf dem eigenen Turnier Buchpreise abzuräumen fand ich nicht angebracht. So kam es, dass in der offiziellen Liste ein holländischer Anfänger mit 5:0 das Turnier gewann, vor dem Japaner und der 9kyu Spielerin Birgit, die vor Jahren einmal eine Shôgi-Frauenmeisterschaft in Deutschland gewonnen hatte. Meine Vorgabepartie gegen den 1 Dan (er gab mir Turm und Läufer vor) habe ich zwar gewonnen, aber es war angesichts seiner drei Tokins, die er mirakulös bilden konnte, harte Arbeit für mich. Ein schaler Sieg.

Ein Shôgi Roll-up-Banner wurde mehrfach lobend erwähnt. Ich hatte es dekorativ neben das Turnierfeld gestellt. Die Stimmung war familiär und ausgezeichnet. Die vier japanischen TeilnehmerInnen bedankten sich mehrmals herzlich für diese Gelegenheit, Shôgi spielen zu können. Ich hoffe, sie erzählen zuhause kräftig davon.

Die drei Erstplazierten im Shôgi-Turnier:

Mandemaker, Jorik – NL
Utaka, Kiyoshi – JP
Petri, Birgit – D

Im Vorfeld hatte ich einige der reichlich anwesenden Japaner auf Shôgi angesprochen. Als ich mehrere japanische Herren vor dem Abendbrot auf Shôgi ansprach, fragten sie mich nach einigen Fachausdrücken. Jedesmal, wenn ich „tokin“ , „furigoma“ oder „anaguma“ sagte, fingen sie vor Vergnügen an zu lachen. Als ich ihre Frage nach der Anzahl von aktiven Shôgi-Spielern in Deutschland mit ca. 250 angab, klatschten sie sich am lautesten auf die Schenkel. Am Ende des Kongresses kam der offensichtliche Leiter dieser Gruppe auf mich zu. Er freue sich für mein Interesse für Shôgi und gab mir seine Visitenkarte. Sollten sich unsere Wege noch einmal kreuzen würde er dafür sorgen, dass es genügend Shôgi-Spieler bei unserm nächsten Treffen gäbe. Er war sehr angetan. Ich habe ihm sofort eine Kontaktmail gesandt. Wahrscheinlich sehen wir uns wieder beim nächsten Go Kongress in Pisa, Ende Juli bis Mitte August 2018…


Xiangqi – chinesisches Schach Die Erfahrungen mit Xiangqi wären ähnlicher Natur. Noch mehr als Shôgi wurde Xiangqi am Infostand angefragt. Es gab reichlich zu tun im Erklären und Probespielen. Einige deckten sich auch mit neuem Material ein. Das Turnier am Sonntag kam zwar ebenfalls zustande – mit 8 Teilnehmern – litt aber ein wenig unter dem ungünstigen Zeitpunkt, zu dem es angeboten worden war. Es hätte definitiv die meisten Teilnehmer zusammen bekommen. Als Novum führte ich auch hier Vorgaben ein, da die Spielstärkenunterschiede doch arg waren. Es hat keinen Teilnehmer gestört. Gewonnen hat denn auch ein Anfänger dieses Spiel, in dem er seine Schacherfahrung unter Beweis stellen konnte. Obwohl er nebenbei noch die Auslosungen übernahm ! Nachdem er seinen Preis gleich in ein neues Xiangqi Set investiert hatte, wurde abends reichlich weiter gezockt. KRM2017С_07305555

Die Gewinnerreihe im Xiangqi-Turnier:

1. Horatschek, Martin – D
2. Chen, Feiyang – D
3. Grzeschmiok, Anton – D

Bei abendlichen Xiangqi-Zockrunden stellte sich der spätere Gewinner im Janggi Turnier, Liang Zhijie


Janggi – koreanisches Schach

Markus Kottke und Anton Grzeschniok, beides Go Spieler die auch an Xiangqi Turnieren teilnehmen, bildeten eines der Gespanne, die letztlich – zu meiner großen Überraschung – auch noch das Janggi-Turnier mit 10 Teilnehmern möglich machten.
Auch hier wurde im Vorfeld reichlich erklärt und trainiert; in einem Spiel, was für mich auch immer noch relativ neu ist. Aber findige App-Sucher fanden denn auch gleich die entsprechenden elektronischen Trainer im Janggi.

Ich trat erneut als Organisator und Schiedsrichter auf, auch, um Erfahrungen für das kommende Janggi-Turnier am 14. Oktober 2017 in Hamburg zu sammeln.

Zwei Chinesen, zwei Koreaner, ein Vietnamese und die restlichen fünf deutschen Teilnehmer machten ein äußerst spannendes Janggi Turnier möglich. Die Endrunde wurde sogar im Zweikampfmodus ausgetragen, in der Markus Kottke knapp dem chinesischen Sieger Liang Zhijie aus Peking den Vortritt lassen musste. Dritter wurde schon erwähnter Martin Horatschek, der seine neuen Xiangqi-Künste auch im Janggi unter Beweis stellen konnte.

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Das erste Erwachsenenturnier im Janggi in Deutschland war ausgespielt.

Die ersten drei im Janggi-Turnier

1. Liang, Zhijie – Chi
2. Kottke, Markus – D
3. Horatschek, Martin – D

Bei der Schlussfeier am ersten Sonntag wurden die Preise vom Kongress als offizieller Veranstalter auf der Bühne überreicht.
Ich durfte dann auch noch ein paar Worte an die mehreren hundert Anwesenden richten, in dem ich auf die jeweiligen „Geschwister des Go“ in Japan, China und Korea aufmerksam machte.


Ausblick

Ich hatte Gelegenheit, mit Italienern – den Organisatoren des nächsten Kongresses – zu sprechen. Diese „Siblings Of Go “ Erfahrung hat mir sehr gut gefallen; ich würde sie fortführen wollen.

Die Italiener würden mir ebenfalls nächstes Jahr die Möglichkeit geben, die drei Schachvarianten vorzustellen. Es ist auch von ihnen aus eine Schach&Go Turnier-Variante geplant, da Schach sehr stark in Pisa und Italien vertreten ist.

Mit ausreichender Vorbereitung würde es also möglich sein, in beiden Szenen für alle drei Varianten zu werben.

In jedem Fall war es für alle ein großes Vergnügen, sich mit den Siblings und ihren Spielerinnen und Spielern zu beschäftigen.

Wohlan!

Uwe Frischmuth
Promoter of „The Siblings Of Go“

Into the Great Wide Open … with a Garden Set of Xiangqi

By René Gralla, Hamburg/Germany
(photographs courtesy of Juergen Woscidlo, Hamburg, Germany)


It’s summertime, and the living is easy … – and so it is the best time for playing Xiangqi outside in the sun. But there has been a problem until now: it is nearly impossible to get garden sets of Xiangqi, at least if you do not live in China.

What to do about that? German journalist René Gralla – who works in cooperation with the Confucius Institute at Hamburg – has realized a simple, but effective concept: He has created an outdoor set of Xiangqi by transforming and mildly modifying a garden set of International Chess.

Photo by Jürgen Woscidlo
Photo by Juergen Woscidlo

The background of developing that set: Even in The People’s Republic, those sets of International Chess (with these well-known figurine pieces of Kings, Queens, Bishops, Horses, Rooks and Pawns) are nowadays getting more and more popular – because International Chess is supposed to be more modern than old-fashioned Xiangqi, at least that is the deplorable attitude of many young people in China. One striking example: On the occasion of a chat by email, René Gralla has learned from a real super star of Chinese mind sports, namely Ms. Hou Yifan (who has been China’s Lady World Champion of International Chess for some years), that – when being a child – she had made up her mind to play International Chess because she thought back then that the figurine pieces of International Chess look „more beautiful“ than the traditional pieces of Xiangqi.

Photo by Jürgen Woscidlo
Photo by Juergen Woscidlo

And outside China there is the big problem that people often assume that the traditional design of pieces of traditional Chinese Chess (namely those typical discs) might indicate that Xiangqi is a very difficult game – because of those Kanji on the pieces – , whereas the 3-dimensional sets of International Chess seem to be more or less self-explanatory, due to their shape.

Since the Confucius Institute at Hamburg has launched the policy of integrating Xiangqi into its efforts to build bridges between the people of China and Germany – by means of motivating German people to learn more about Chinese culture and history (Liu Bang and Xiangyu and the Battle of Gaixia 202 B.C.) by inviting German people to meet Chinese people at the board of Xiangqi – , therefore the quite obvious fact could not be ignored that the original discs of Xiangqi are a not the most convincing way to persuade non-Chinese people to play Chinese Chess .

Therefore René Gralla came up with the idea of designing a garden set of Xiangqi that is based on the well-known features of International Chess. And now the big surprise: one can arrange 3-dimensional sets of Xiangqi by re-arranging the pieces of International Chess! In fact you have only to produce one (!) extra unit – that is the Xiangqi-Cannon – , whereas you can represent the bodyguards of the Xiangqi-Generals by letting additional pieces of the notorious „Queens“ of International Chess simply take over the jobs of the Xiangqi-advisors inside the palaces of Chinese Chess. And the „Bishops“ of International Chess will simply get a new label: From now on they move into battle as being the Elephants of Xiangqi.

Photo by Jürgen Woscidlo
Photo by Juergen Woscidlo

The result of that transformation: there has been created an outdoor set of Xiangqi that is the fusion of both the features of a garden set of International Chess and the basic features of Xiangqi (the latter having been adopted to the features of 3-dimensional figurine chess).

And that fusion has a deeper meaning as well: Both Xiangqi and International Chess, they are important members of the big family of chess, and therefore it is fairly justified to realize a kind of fusion like the foregoing concept.

In this context one should mention that even Chinese historians assume that there have indeed existed 3-dimensional pieces of Xiangqi during the early spring of Chinese Chess. Therefore it is no violation of the spirit of Chinese cultural tradition to replace the flat-disc pieces of Xiangqi with 3-dimensional figurine pieces.

There is one more advantage that is related to that 3-dimensional garden set of Chinese Chess that has been created by the author René Gralla: it is more easy to play with those 3-dimensional pieces outside in the open rather than being forced to handle flat discs. The Hamburg-born set has already been tested on the occasion of several Xiangqi events at Hamburg’s Confucius Institute in scenic Yu Garden, and that has always been great fun, for the kids, but for adults as well.

The corresponding photos (that have been taken by Mr. Juergen Woscidlo during the 1st Xiangqi Youth World Championship in Hamburg 2016) demonstrate the innovative features of that very garden set, and there one can see the Xiangqi-Cannon, in particular. That is the only extra piece that has to be added, but everybody can do that and produce the additional Xiangqi Cannons. You do not need to be a seasoned craftsman: You have just to fix an outdoor-figurine piece of Pawn (International Chess-style) on top (!) of a flat outdoor-piece of Checkers (!), and the result of that combination convincingly looks like a Cannon, no doubt about that!

Photo by Jürgen Woscidlo
Photo by Juergen Woscidlo

One more advantage of that concept: you can easily mark a „board“ of Xiangqi on the ground – by using the colours green, red, blue for the two opposing territories and the river that divides the warring armies.

The author René Gralla is deeply convinced that his project of representing Xiangqi in squares and parks throughout China and the rest of the world has the potential to generate more public awareness for The Game of Games that has been born in The Heart of Asia. Therefore René Gralla hopes for that the World Xiangqi Federation (WXF) and the Chinese Xiangqi Association (CXA) might consider his proposal to launch that garden set as being a joint effort by WXF and CXA to promote Xiangqi all over the globe.

Bericht vom Begleitturnier zur 22. Deutschen Meisterschaft im Xiangqi

xiangqi_chinese_chess_allsetLiebe Freunde des königlichen Spiels,

am Sonntag, den 12.Juli fanden im chinesischen Teehaus Yu Garden die letzten Runden der deutschen Einzelmeisterschaft im Xiangqi statt. In diesem Rahmen wurde auch ein Gelegenheitsturnier ausgetragen.
Harburg wurde durch die vier Musketiere: Konrad Leo Adler, Nisa Woscidlo, Vanessa Hoeldtke und Mina Woscidlo vertreten. Mina war mit sieben Jahren die jüngste Teilnehmerin. Vanessa, die das Xiangqi erst vor drei Wochen erlernte, startete als absoluter Neuling. Nisa und Konrad Leo waren in diesem Quartett die Spieler mit der meisten Spielerfahrung.

Die vier Musketiere aus Harburg. Foto by: Jürgen Woscidlo
Die vier Musketiere aus Harburg. Foto by: Juergen Woscidlo

Der fünfte in dem Teilnehmerfeld war Björn Ballfuss. Er war nicht nur der einzige Erwachsene im Teilnehmerfeld, sondern auch ein echte Bereicherung. Er hat eine so starke Sehbehinderung, dass er ein Brett mit Schachfiguren benutzen musste, wo er die Position der einzelnen Figuren ertasten konnte. Seiner Leistung sei an dieser Stelle Tribut gezollt. Auch für die teilnehmenden Kinder war das Spielen mit ihm eine besondere soziale und spielerische Erfahrung.

Während die großen Meister ihre Kämpfe ausfochten, ging es im Gelegenheitsturnier ebenfalls zur Sache! Nisa und Björn gingen in ihrer Partie mit großer Freundlichkeit zu Werke. Beide übersahen freundlich, daß der andere Figuren einstellte und schlugen diese gegenseitig nicht. Am Ende überschritt Björn die Zeit, aber da Nisa einen fehlerhaften Zug machte, einigten sich beide auf Remis (sehr salomonisch).
Konrad zog mit gewohnter Routine aufs Feld und holte in vier Runden 3 Punkte. In Runde vier verlor er gegen Björn Ballfuss, der mit ihm gleichauf lag.
So trafen sich beide in Runde 6 zum Kampf um den ersten Platz. Das Match war spannend und beide Seiten standen 1 Zug vor einem Matt. Doch Konrad hatte das Quäntchen Glück auf seiner Seite und gewann.
Vanessa Hoeldtke schlug sich tapfer, erzielte aber nur einen Punkt gegen Mina.
Nisa spielte taktisch geschickt und sehr überlegt, was sich auch in der Punkte-/Platzausbeute niederschlug. Lediglich gegen Konrad und Björn gab sie Punkte ab.
Mina spielte am Anfang sehr konzentriert ließ jedoch mit zunehmender Dauer des Turniers nach. Dies war ihrer mangelnden Turniererfahrung geschuldet. Die bekennende Rot–Spielerin spielte außerdem, als sie die schwarzen Steine zugelost bekam, weit unterhalb ihrer Möglichkeiten.

Am Ende waren alle Gewinner, denn keiner ging ohne Medaille/Pokal nach Hause. Ein schönes Turnier!

Der Turnierorganisator Uwe Frischmuth mit den Teilnehmern
Der Turnierorganisator Uwe Frischmuth mit den Teilnehmern. Foto by: Jürgen Woscidlo

Die Platzierungen:
1) Konrad Leo Adler, 4 Punkte aus 6 Runden
2) Björn Ballfuss, 3 Punkte aus 6 Runden
3) Nisa Woscidlo, 2,5 Punkte aus 5 Runden
4) Vanessa Hoeldtke, 1 Punkt aus 5 Runden
5) Mina Woscidlo, 0.5 Punkte aus 5 Runden

Für Konrad war es das letzte Turnier, das er für die Schule Grumbrechtstraße spielte.

Jürgen Woscidlo
-Kursleiter-