Amano Sôho 天野宗歩 – Der stärkste Shôgispieler der Edo-Zeit

Amano Sôho 天野宗歩 (1816-13.05.1859) gehörte zu den stärksten Spielern der Edo-Zeit, und zu seinen Lebzeiten war er wahrscheinlich der stärkste Spieler Japans. Da er nicht einer der drei Familien angehörte, in denen der Titel des Meijin weitergegeben wurde, erhielt er diesen Titel nicht. Der höchste Grad, den er erreichte, war der 7. Dan, doch wurde er ob seiner Spielstärke als „fähig wie ein 13-Dan“ 実力十三段 bezeichnet. Später wurde er auch Kisei 棋聖 (dt. etwa „Shôgiheiliger) genannt, weshalb der Titel des Kisei-Titelkampfes auf ihn zurück geht. Hirahata Zensuke 平畑善介 (1908-1972), der von Hanamura Motoji 花村元司 (1917-1985) einmal als „stärkster Amateurspieler der Geschichte“ 「史上最強のアマ名人」 bezeichnet wurde, sagte über Amano Sôho, man müsse nur dessen Partien studieren, um gut im Shôgi zu werden.

In einem alten Dokument der Ôhashi-Familie heißt es, Amano stamme aus der Provinz Musashi. Nach anderen Quellen wurde er im November 1816 in Edo als zweiter Sohn von Obata Kabei geboren, und erst später von der Familie Amano adoptiert. In seiner Kindheit trug er den Namen Tomujiro.

Bereits im Alter von fünf Jahren, im August 1820, wurde er der Schüler von Ôhashi Soekin 大橋宗金 (1804-1874), dem späteren Ôhashi Sokei XI. Aus dem Jahr 1821 ist uns sein ältestes Kifu erhalten. Eine Partie, die er gegen seinen Lehrer Ôhashi spielte. 1825 wurde er Shodan und vier Jahre später stieg er zum 2. Dan auf. Im März 1834 erhielt er schließlich die Beförderung zum 5-Dan. In diesem Jahr ging er in die Region Kamigata. Dort spielte er am 5. Juni gegen Ôhashi Ryûsetsu 大橋柳雪 (1795-1839) eine bekannte Partie mit einer Lanze Handicap. Im September 1834 kehrte er bereits wieder nach Edo zurück, nur um im März des darauffolgenden Jahres wieder nach Kamigata zu gehen und dort für die nächsten Jahre zu leben. Auf dem Weg nach Kamigata spielte er in Nimazu vier Partien ohne Handicap gegen Yonemura Hyôe 米村利兵衛.

1842 kehrte Amano zurück nach Edo und ging im folgenden Jahr von dort in die Kaiserstadt Kyôtô, um dort verheiratet zu werden. Seine Frau verstarb bereits sechs Jahre später. 1850 errichtete er den Grabstein seiner Frau neben dem Grabstein des Ôhashi Sôkei I. 初代大橋宗桂 im Reiko-ji 霊光寺 in Kyôtô. Der Grabstein hatte die Form eines Shôgisteins. Auf ihm waren die Schriftzeichen 「歩兵」 eingraviert und die Namen von 49 Schülern von Amano Sôhô.

Moriuchi Toshiyuki 森内俊之 (*1970) und Habu Yoshiharu 羽生善治 (*1970) besuchten am 30. Mai 2012 zu Ehren des 400. Jahrestags des Meijintitels die beiden Grabsteine im Reiko-ji 霊光寺 in Kyôtô.

Im Juni 1845 ging er wieder nach Edo und änderte seinen Namen in Tomijiro. Am 26. September wurde zu ehren seiner Beförderung zum 6-Dan eine Zeremonie an der Seite von Koshuya Sakichi 甲州屋佐 abgehalten. Dort spielte er auch gegen Itô Inju, den späteren Itô Sôin VIII. 八代伊藤宗印 (07.1826-06.01.1893) und 11. Meijin mit einem Lanzen-Handicap.

Im September 1846 wurde er zum 7-Dan befördert und ging im November mit seinem Schüler Ichikawa Tarômatsu 市川太郎松 nach Kyôtô. Ichikawa war Amanos erster Schüler und erlange im 20. Jhdt. größere Bekanntheit durch Kurashima Takejirôs 倉島竹二郎 (1902-1986) Buch Shôgi Taiheiki 将棋太平記, in dem er der Protagonist ist. Für seine Beförderung hielt Amano am 2. Mai 1847 in Ôsaka ein Treffen ab.

In seinen späteren Jahren war Sôho zwar stark im Shôgi, jedoch legte er eine schlechtes Verhalten an den Tag. Es heißt, dass er zuviel trank und Shôgi um Geld spielte. Im Mai 1852 durfte er eine eigene Familie gründen. Er rasierte sich eine Tonsur und nahm den Namen Sôho an. Mit der Empfehlung der drei Shôgi-Familien, darunter Ôhashi Sôkei XI. 十一代大橋宗桂 (1804-1874), gründeten er und Wada Intetsu 和田印哲, einem Schüler der Familie Itô, eine Familiennebenlinie. So durften sie erstmals an dem jährlichen Shôgi-Spiel in der Burg von Edo 御城将棋 teilnehmen. (Im Falle von Go durfte jeder im Rang eines 7-Dan oder höher ohne Bedingungen am jährlichen Go-Spiel vor dem Shôgun in Edo 御城碁 teilnehmen. Das war im Shôgi nicht erlaubt.)

Burg Edo, fotografiert von Beato Felice, etwa 1870-1879.

Nachdem Amanos Beförderung zum 8. Dan abgebrochen wurde, arbeitet er unabhängig von den drei großen Shôgifamilien als Profispieler und bildete viele Schüler aus. Kobayashi Tôhakusai 小林東伯斎 (?-1898), Ichikawa Tarômatsu 市川太郎松 (?), Watase Sôjirô 渡瀬荘次郎 (?), Hirai Torakichi 平居寅吉 (?) waren als starke Spieler bekannt und wurden als die vier Himmelskönige des Amano Sôho 天野宗歩の四天王 bezeichnet. Kobayashi Tôhakusai 小林東伯斎 wurde später Ôsaka- bzw. Kansai-Meijin genannt. Ein Titel den auch sein Schüler Sakata Sankichi 坂田三吉 einmal annehmen sollte. Sakata und Kobayashis anderer Schüler Inoue Yoshio 井上義雄 (1865-1920) werden auch als Amanos Enkel bezeichnet. Beide spielten 1915 in einem Turnier unter der Schirmherrschaft von Graf Yanagisawa Yasutoshi 柳沢保恵伯爵 (1871-1936) um die Nachfolge von Ono Gohei XI. Meijin 小野五平 (1831-1921), der auch oft als Amanos Schüler bezeichnet wird, weil er sich von Amano ausbilden ließ, als er nach Kyôtô ging. Auch behauptete er kurz vor seinem Tod Schüler Amanos gewesen zu sein, doch dies wird von einigen wegen anderslautender Aufzeichnungen in Zweifel gezogen. Sie gehen davon aus, das Ono lediglich ein Schüler von Ôhashi Sôkei XI. war.

Ono Gohei XI. Meijin 小野五平 (1831-1921)

1853 veröffentlichte Amano Sôho das Jôseki-Buch „Shôgi Seisen“ 将棋精選 (dt. etwa „Shôgiauslese“). Neben diesem Buch veröffentlichte er auch das Buch Shôgi Kuden 将棋口伝 (dt. etwa „mündliche Unterweisung im Shôgi“), von dem jedoch das Veröffentlichungsdatum unbekannt ist. 1877 erschien posthum mit Shôgi Tekagami 将棋手鑑 (dt. etwa „Shôgibeispiele“) eine Partiensammlung.

1854 begab er sich auf eine Reise durch Ôshû, die heutigen Präfekturen Aomori und Iwate im Norden der japanischen Hauptinsel Honshû und im folgenden Jahr durch Echigo, die heutige Präfektur Niigata nördlich Tôkyô.

1856 nahm er ein letztes mal am Shôgi-Spiel in der Burg von Edo teil. Es war auch das letzte Spiel vor dem Shôgun Muneyoshi. Sôho gilt als ein Meister im Einsatz des Läufers. Seinen berühmtesten Läuferzug spielte er in dieser Edo-Burg-Partie am 17. November gegen Itô Sôin VIII. 八代伊藤宗印 (1826-1893) mit 33 ☗1八角打. Es gibt viele gute Züge von ihm, in denen er den Läufer zum Einsatz brachte, aber dieser Zug gilt als sein bester und ist auch als solcher in die Shôgigeschichte eingegangen. Auch Senzaki Manabu 先崎学 (*1970), einer der Habusedai 羽生世代, stellte dessen meisterhaften Umgang mit der Lanze heraus. Seine Fähigkeit Sabaki zu erreichen, sei vergleichbar mit der von Kubo Toshiaki 久保利明 (*1975).

Zug 33: ☗1八角打 まで
Amano Sôho 天野宗歩 (1816-13.05.1859) gegen Itô Sôin VIII. 八代伊藤宗印 (1826-1893) am 17. November 1856 in der Burg Edo.

Im Frühling des folgenden Jahres ging er abermals nach Echigo und verbrachte die Zeit bis Anfang 1858 dort. Am 28. März 1859 spielte er seine letzte große Partie gegen seinen Schüler Ichikawa Tarômatsu 市川太郎松, welche mit nur 26 Zügen unbeendet blieb, bevor er am 13. Mai 1859 im Alter von nur 44 Jahren verstarb. Offiziel verstarb er durch Krankheit, aber es wird vermutet, dass die Todesursache tatsächlich eine andere gewesen sein könnte. Sein Grab findet sich im Honmyoji in Sugamo, Tôkyô.

Sôho ist bekannt für sein schnelles Spiel. In der Edo-Zeit wurde Shôgi viel langsamer gespielt als heutzutage. Der Wechsel im Spielstil ist vergleichbar mit dem Wechsel vom romantischen Schach zum modernen FIDE-Schach in Europa. Gerade wegen seiner Schnelligkeit, seiner Intuition, die ihn jeder Öffnung nutzen ließ, und er seine Burgen in einer ähnlichen Art wie das in den 1990er Jahren entwickelte Nakahara-Gakoi 中原囲い baute, gilt er heute vielen als der stärkste Shôgispieler der Geschichte.

Nakahara-Gakoi 中原囲い

Als Habu Yoshiharu 羽生善治 (*1970) gefragt wurde, welches seiner Meinnung nach der stärkste Shôgispieler der Geschichte sei, nannte er Masuda Kôzô 升田幸三 (1918-1991) und Amano Sôho. „Wenn man ihn sich heute ansieht, spielt er mit großartiger Geschwindigkeit Shôgi. Seine Gegner spielten langsam, daher kann man den Unterschied in seiner überwältigenden Geschwindigkeit sehen. Würde er heute spielen, so würde er ein erstaunliches Resultat erzielen.“ 「今の目で見たらすごいスピード感溢れる将棋を指している。相手がのんびり指しているのでその圧倒的なスピードの違いがよく分かる。現代に現れてもすごい結果を残したのではないだろうか」

Sakata Sankichi 坂田三吉 – Der Volksheld aus Sakai

Von Fabian Krahe

Sakata Sankichi 坂田三吉 (01.07.1870-23.07.1946) gehört zu den Ausnahmefiguren der Shôgiwelt. Er zählt zu den besten und innovativsten Spielern seiner Zeit und gehört zu den Shôgispielern, die die moderne Shôgiwelt entscheidend prägten.

Sakata Sankichi 坂田三吉 (01.07.1870-23.07.1946).

Sakata wurde in der Stadt Sakai nahe Ôsaka geboren. Dort wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, stellte er Strohsandalen (Zôri 草履) her. 1886 ging er bei einem Zôrigroßhändler in Ôsaka in die Lehre. Zu dieser Zeit zeigte sich bereits seine Genialität auf dem Brett. In den Straßen Ôsakas spielte er gegen ältere und erfahrene Shôgispieler und konnte viele Partien für sich entscheiden. Durch eine Verletzung während der Lehre hatte er offenbar genug Zeit sein Spiel zu verbessern. Wegen ihr verließ er jedoch auch seinen Ausbildungsplatz und kehrte in seine Heimatstadt zurück, um dort im Familienunternehmen zu helfen. Er soll nie richtig Lesen und Schreiben gelernt haben und war praktisch Analphabet.

Dennoch konnte er sich in Ôsaka als Amateurspieler schnell einen Namen machen und 1891 kam es zur ersten Konfrontation mit Sekine Kinjirô 関根金次郎 (23.04.1868-12.03.1946), die in einer schweren Niederlage für Sakata endete. Dennoch sollte sich diese Begegnung für Sakata als äußerst günstig erweisen. Hatte er bisher lediglich autodidaktisch sein Spiel verbessert, sollte Sekine für ihn eine Art erster Lehrmeister und jahrzehntelanger Konkurrent werden. Die Spiele gegen Sekine veranlassten Sakata auch dazu, ein Profispieler werden zu wollen.

Sekine Kinjirô 関根金次郎 (23.04.1868-12.03.1946).

Als Sekine Kobayashi Tôhakusai 小林東伯斎 traf, der damals Ôsaka Meijin genannt wurde und zu den vier Himmelskönigen des Amanosôho 天野宗歩の四天王 gehörte, zeigte Sekine ihm die Spielaufzeichnungen von Sakata. Kobayashi war von den Fähigkeiten Sakatas überrascht und bat Sekine, ihm Sakata vorzustellen. Kobayashi lobte Sakatas Talent und brachte ihm bei, wie er seine Ôgoma (Turm und Läufer) besser benutzen kann. Sakata erinnerte sich, dass die Begegnung mit Kobayashi sehr ermutigend war.

1903 spielten Sakata und Sekine weitere Spiele und von den Spielaufzeichnungen sind noch ein Sieg und eine Niederlage erhalten. Es gibt eine Theorie, dass Sakata eines dieser Spiele durch Sennichite verlor, ohne diese Regel zu kennen. In seinem Buch „Shôgi Philosophie“ (Shôgi Tetsugaku 将棋哲学), in dem er seine Geschichte erzählt, schreibt Sakata, dass er seiner Frau sagte, erst jetzt, nachdem er wegen Sennichite verloren habe, sei er ein wahrer Shôgispieler. Einer anderen Theorie zufolge, war es am 22. April 1906, als Sakata im Amida-chi-Wakôji-Tempelbezirk in Ôsaka im Glyzinienteehaus gegen Sekine im Endspiel die Sennichite-Regel nicht kannte und deswegen verlor. Für Sakata soll dies das Spiel gewesen sein, das ihn zu einem wirklichen, einem echten Shôgispieler machte. Danach setzte er sich das Ziel, Sekine zu stürzen. In Hôjo Hidejis Stück „Ôsho“ heißt es, Sakata hätte in diesem Jahr, 1906, zum ersten Mal gegen Sekine wegen Sennichite verloren.

1907 planten die drei 8-Dan Spieler Sekine Kinjirô, Inoue Yoshio 井上義雄 (1865-1920), Kosuge Kennosuke 小菅剣之助 (1865-1944) eine Partie bei der Kôbe Shinbun. Sakata konnte Kosuge in einer Handicappartie (1 Lanze) besiegen. Sakata hat Glück, dass dadurch einige Gönner auf sein Talent aufmerksam wurden und 1908 wurde er Angestellter der Ôsaka Asahi Shinbun. Dadurch wurde Sakatas Leben auf eine bessere materielle Grundlage gestellt und er konnte seine Fähigkeiten verbessern.

Kosuge Kennosuke 小菅剣之助 (1865-1944).

Im Juli 1910 wurde die Kansai Shôgi Studiengruppe 関西将棋研究会 mit Sakata als Vorsitzendem gegründet. Zur gleichen Zeit beförderte sich Sakata mit Unterstützung seiner Förderer zum 7-Dan, in dem er plötzlich in der Ôsaka Asahi Shinbun verkündete: „Ich habe die Fähigkeiten eines 7-Dan, also werde ich mich selbst als solchen bestätigen“ 「自分は七段の実力があるから自分で七段を認定する」Sakata sagte, er glaube er habe diese Fähigkeiten und er habe sich selbst einen Namen gemacht. Sollte das jemand anzweifeln, würde er zu jeder Zeit jeder Herausforderung annehmen. Er hatte zu dem Zeitpunkt bereits alle Spieler diesen Ranges besiegt.

Im April 1913 ging er zum ersten Mal nach Tokyo. Sakata gewann das Willkommensspiel (1 Lanze Handicap) gegen 8-Dan Sekine, das im Tsukiji Club am 6. und 7. April abgehalten wurde. In diesem Spiel soll Sakata den Ausdruck „Der Silber weint“ 「銀が泣いている」 geprägt haben. Nach diesem Spiel wurde er auch offiziell als 7-Dan anerkannt. Am 9. April verlor Doi Ichitarô 土居市太郎 (1887-1973) , Schüler von Sekine und zu diesem Zeitpunkt 6-Dan eine Partie ohne Handicap. Am 14. Juli gewann Sekine eine Partie ohne Handicap, dass die Ôsaka Asahi Shinbun sponserte mit einem Sleeve Rook Castle.

Doi Ichitarô 土居市太郎 (1887-1973).

1914 verlor Sakata eine weitere Partie gegen Sekine, der zu ihm nach Ôsaka gegangen war. Ein Jahr später erlaubte ihm Ono Gohei 12. Lifetime Meijin 小野五平 (1831-1921) die Beförderung zum 8-Dan. Ab dann nannte Sakata sich selbst einen Schüler von Ono Gohei. Im selben Jahr gewann Sakata gegen Inoue Yoshio 8-Dan. 1917 wurde er mit Unterstützung des Politikers, Statistikers und Geschäftsmanns Yanagisawa Yasutoshi 柳沢保恵 (1871-1936), der ein starker Förderer des Shôgi war, endlich zum 8-Dan befördert.

Sekine (li.) gegen Sakata 1917?

1918 spielte Sakata sechs Mal gegen Sekine ohne Handicap und konnte davon 4 Spiele gewinnen. Jedoch verlor er im selben Jahr gegen Doi Ichitarô, was Doi die Beförderung zum 8-Dan einbrachte.

Am 11. Mai 1919 gewann er gegen Doi mit dem sakata-ryū mukai hisha 阪田流向かい飛車 Sakata Opposing Rook, einer Eröffnung die nach dem Spiel populär und nach Sakata benannt wurde. Das Spiel fand in Ôsaka statt und wurde von Kimi Kinjirô 木見金治郎 (1878-1951) präsentiert.

sakata-ryū mukai hisha 阪田流向かい飛車 Sakata Opposing Rook

1920 wurde in Tokyo ein Turnier zu Ehren des 90 Jahre alten Ono Gohei 12. Lifetime Meijin abgehalten. Sakata spielte gegen Ôsaki Kumao (damals 7-Dan, 1884-1939) ein Lanzen-Handicapspiel. Das Spiel ist berühmt für Sakatas Bishop Head Pawn Angriff 「角頭歩突き」, aber Sakata verlor das Spiel.

Ono Gohei 12. Lifetime Meijin 小野五平十二世名人.

Im Mai 1920 übernahm Sekine von Ono den Titel des 13. Lifetime Meijin. Es heißt, Sakata, der an einer Augenkrankheit litt und kurz davor war, zu erblinden, war zu dieser Zeit noch für Sekines Annahme des Titels.

1924 kam es zu einer Neuorganisation der Shôgiwelt. In Tokyo wurde der Tôkyô Shôgi Renmei 「東京将棋連盟」gegründet, bei der Kimi Kinjirô, Ôsaki Kumao, Kon Yasujirô und Hanada Chôtarô 花田長太郎 (1897-1948) starke Unterstützung lieferten, die dafür zum Dank zum 8-Dan befördert wurden. Bis dahin waren dies unter den Profispielern nur Sakata und Doi gewesen. Infolgedessen und wegen der Rivalität zwischen Kanto und Kansei, empfahlen im März 1925 80 führende Vertreter aus Ôsaka, Kôbe und Kyôto Sakata ebenfalls den Titel des Meijin anzunehmen. Unter Zustimmung von Yanagisawa 柳沢 nahm Sakata den Titel an. Von vielen wird er als Kansai oder Ôsaka Meijin bezeichnet, um ihn von dem Tokyoter Meijin abzugrenzen. Vom Tokyo Shôgi Renmei wurde dies als Anmaßung aufgefasst und Sakata wurde aus der Organisation ausgeschlossen.

Sakatas Beziehung zur Asahi Shinbun zerbrach und als er seine Arbeit an Kanda Tatsunosuke 神田辰之助 (1893-1943) verlor, unterstützten viele seiner früheren Anhänger Kanda und Sakata wurde zunehmen isoliert. Dennoch nahm er Hoshida Keizô 星田啓三 (1917-1995) als seinen Schüler an.

Die Spaltung der Shôgiwelt konnte am 29. Juni 1936 mit der Gründung des Shôgi Taiseikai 将棋大成会, dem direkten Vorläufer des heutigen Nihon Shôgi Renmei, endgültig überwunden werden. An der Gründung beteiligte sich sowohl die Gruppe um Kimi in Tokyo als auch die Gruppe um Kanda in Kansai. Kanda wurde der Vorsitzende der Kansai Branch des Shôgi Taiseikai. Sakata wurde dadurch völlig isoliert.

Sakata setzte sich bei der Yomiuri Shinbun und bei Kon Yasushirô für seine Rückkehr ein. 1937 schloss Sakata einen Vergleich mit der Tokyoter Seite und konnte in den Shôgi Taiseikai zurückkehren.

Im Februar 1937 kam es zur berühmten Schlacht im Nanzen-Tempel 南禅寺 gegen 8-Dan Kimura Yoshio 木村義雄 (1905-1986) und im März spielte er gegen Hanada Chôtarô im Tenryû-Tempel 天龍寺.

Kimura Yoshio 木村義雄 (1905-1986).

Nach sein Rückkehr nahm Sakata als 8-Dan an der Liga zur Auswahl des Herausforderers zum Meijin teil und konnte sieben Siege zu acht Niederlagen erringen. Daher schied er aus, ohne noch ein letztes Mal am Kampf um den Meijin Titel teilzunehmen. Nach seiner Pensionierung lebte er als Einsiedler in Ôsaka.

Es heißt, er sei von Kimura, der sich Sakatas Armut bewusst war, angesprochen worden, Berater zu werden. Sakata lehnte jedoch ab: „Was hat das jetzt noch für einen Sinn?“ 「いまさら木村が、なにいいまんね」, soll er auf das Angebot geantwortet haben. Laut Sakatas Familie war das Shôgispielen zu etwas wie dem Üben am Arbeitsplatz oder im Club geworden. Sakata wollte „echtes Shôgi spielen“ 「本当の将棋が指したい」, also spielte er alleine auf einem einfachen Shôgiklappbrett.

Kurz nach Kriegsende, am 23. Juli 1946 verstarb Sakata in seinem Haus. Es heißt, er sei an verdorbenem Walfleisch gestorben. Der Zeitungsartikel, der von Sakatas Tod berichtete, war bloß zehn Zeilen lang, ohne Bilder und vermeldete gar ein falsches Todesdatum. Sakata Sankichi, der das Shôgi über Meiji, Taishô und Shôwa-Zeit vor allem in Kansai stark geprägt hatte, drohte in Vergessenheit zu geraten. Allein dem Schriftsteller Hôjô Hideji sollte es zu verdanken sein, dass Sakata heute zu den bekanntesten Shôgispielern aller Zeiten gehört.

Denn Hôjô Hideji führte 1946 zum ersten Mal sein Stück „Ôsho“ über das Leben Sakatas auf. Aufgrund des Erfolgs des Theaterstücks und des darauf basierenden Films, würde Sakatas zu einem richtigen Volkshelden in Kansai und der Nihon Shôgi Renmei 1955 verlieh ihm posthum den Titel des Meijin 追贈名人 und später den Titel des „Ôsho“. Sakata ist der einzige Shôgispieler, dem diese Ehre zuteil wurde. 1969 errichtete ihm die Nachbarschaftsvereinigung von Shinsekai unter dem Tsutenkaku ein Ehrendenkmal. Die Stadt Sakai errichtete ihm 1989 an der Stelle seines Geburtshauses ebenfalls ein Denkmal. Seit 1988 findet in seiner Heimatstadt Sakai ihm zu Ehren jedes Jahr ein Turnier statt.

Ōshō-monument in honor of Sankichi Sakata zu Füßen des Tsutenkaku. Foto by Mixtures via wikimedia commons.

Sein Grabmal liegt auf dem Hattori-Friedhof in Toyonaki. Sein Grabmal wurde 1954 durch eine Spende eines Fans, des Geschäftsmannes und Politikers Takahashi Ryûtarô 高橋龍太郎 (1875-1967) errichtet. Zu dessen Enthüllungszeremonie erschienen über 40 professionelle Shôgispieler, darunter Doi und Kimura. Das Grabmal ist in Form eines Shôgisteins gestaltet und ist ständiger Beschädigung ausgesetzt, da Menschen Stücke daraus herausschlagen, um diese als Talisman zu benutzen, damit ihr Shôgispiel besser wird.

Sakata Sankichi 坂田三吉 wurde heute vor 150 Jahren geboren.

Sakata Sankichi 坂田三吉 (01.07.1870-23.07.1946).