1200 Jahre nach den ersten Großmeistern: Das echte Schach aus Tausendundeiner Nacht bei Hamburgs Arabischen Kulturwochen 2019

Von René Gralla

Die Schachwelt schaute in der ersten Häfte des Novembermonats 2019 gebannt nach Hamburg, wo das dritte Grand Prix-Turnier im aktuellen FIDE-Wettkampfzyklus gastierte. Doch wohl keinem der 16 Megachamps, die zwei Wochen lang in der zukunftsorientierten HafenCity an der Elbe um wertvolle WM-Qualifikationspunkte zockten, dürfte bewusst gewesen sein, dass sie auf diese Weise nicht nur dem unverkennbar maritimen Genius Loci des Austragungsortes ihre Reverenz erwiesen, sondern zugleich auch eine weit in die Vergangenheit reichende Traditionslinie, deren Ausgangspunkt vor 1200 Jahren und viele tausend Meilen weiter in südöstlicher Richtung gesetzt worden ist, aufgenommen und für die Zukunft fortgeschrieben haben.

Haben in Hamburg eine Tradtionslinie fortgeschrieben, die vor 1200 Jahren in Bagdad begründet worden ist: Turniersieger Alexander Grischuk (li.) aus Russland und der Zweitplatzierte Jan-Krzysztof Duda (re.) aus Polen beim FIDE-Grand Prix 2019 in Deutschlands nördlicher Hafenmetropole.

Was bisher höchstens Spezialisten wussten: Der organisierte Mindsport markierte bereits im Jahr 819 der nachchristlichen Zeitrechnung einen gewaltigen Sprung nach vorn. Dank einer überraschenden Intervention des Kalifen al-Ma’mun (regierte von 813 bis 833): Der Gebieter der Gläubigen erhob die damals vier unbestrittenen Superstars der Strategiekunst in den Rang von „Aliyat“ – was nach Spielstärke und Prestige den modernen Großmeistern entsprochen hat.

Hat vor 1200 Jahren den Titel des Schachgroßmeisters kreiert: Kalif al-Ma’mun ernannte 819 die vier besten Shatranj-Spieler zu „Aliyat“.

Die Leidenschaft des Kalifen für die symbolischen Gladiatorenkämpfe in den Miniarenen der 64 Felder war familiär bedingt. Sein unvergessener Vater, der in die Märchenbücher eingegangene Harun ar-Raschid (763-809), schätzte ebenfalls das virtuelle Spiel um Triumph und Tod kriegerischer Herrscherfiguren und nahm deswegen eine 802 geführte Korrespondenz mit dem byzantinischen Kaiser Nikephoros I. (760-811) zum willkommenen Anlass, die Diskussion diplomatischer Fragen mit einem privaten Exkurs aufzulockern und von den Talenten einer seiner flotten Servicefachkräfte zu schwärmen – weil die besagte junge Dame nicht nur äußerst attraktiv war, sondern überdies feine und wunderbar fiese Intrigen am Brett zu spinnen wusste.

Die Schönheit der Mattkunst: Besucherinnen des Tunesientages 2018, in dessen Rahmen das zweite Shatranj-Turnier (nach der Premiere 2016) an der Universität Hamburg ausgetragen wurde. Foto: Bernd-Jürgen Fischer.
Die Schönheit der Mattkunst: Besucherinnen des Tunesientages 2018, in dessen Rahmen das zweite Shatranj-Turnier (nach der Premiere 2016) an der Universität Hamburg ausgetragen wurde. Foto: Bernd-Jürgen Fischer.

Allerdings folgte jene Schachversion, die einen veritablen Kalifen auf die Idee brachte, die Besten der Besten als „Aliyat“ zu feiern, noch ihrem eigenen und sehr spezifischen Rhythmus. Im seinerzeit verwendeten Spielmaterial fehlten die aktuell standardmäßigen „Läufer“ und „Damen“; stattdessen kamen im Aktionsradius massiv eingeschränkte „Elefanten“ plus „Wesire“ zum Einsatz. Der Denksport, für den im arabischen Raum die Bezeichnung „Shatranj“ üblich wurde, orientierte sich eben noch peinlich genau am klassischen Vorbild, das unbekannte Tüftler unter dem Namen „Chaturanga“ wohl in der Boomphase des indischen Gupta-Reiches zwischen fünftem und sechstem Jahrhundert gebastelt hatten. Während der Schachsport, den wir aus allfälligen Medienberichten oder eigener Spielpraxis kennen, im Grunde bloß eine jüngere und ziemlich respektlose Abwandlung des Originals ist: eine radikale Revision, die spanische und italienische Aktivisten vor einem guten halben Millennium forcierten, um die zuvor oft gemächlich dahin plätschernden Wettkampfpartien spürbar zu beschleunigen.
Den epochalen Beitrag, mit dem sich Kalif al-Ma’mun deutlich früher in die Annalen eingeschrieben hat – die Erfindung und Vergabe des Titels Aliyat aka Großmeister – , würdigt am 30. November 2019 ein Gedenkturnier am Asien-Afrika-Institut (AAI) der Universität Hamburg ab 12:00 Uhr im Rahmen eines Tunesientages. Das Kalif Al-Ma’mun-Memorial, einer der Höhepunkte im Programm der diesjährigen Arabischen Kulturwochen, ist angesetzt auf vier Runden im flotten Rapid Chess-Modus (15 Minuten pro Partei und Match) und holt das gewissermaßen echte Schach aus Tausendundeiner Nacht zurück ins Heute. Bei diesem Leistungsvergleich gelten – das ist Ehrensache! – allein die Regeln, die einst schon für Aliyat aka Großmeister in der Goldenen Ära Bagdads verbindlich waren.
Prominente Schirmherrin des Events ist Ihre Exzellenz Frau Konsulin Sonia Ben Amor, Chefin der diplomatischen Vertretung Tunesiens in der Hansestadt. Gesponsert wird die Veranstaltung von der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft (DTG); Gabriele Kamensky, die Hamburg-Beauftragte der DTG, supportet Wiederentdeckung und Pflege des Shatranj aus persönlicher Überzeugung.

Prominente Supporterin des Hamburger Shatranj-Revivals ist Tunesiens Konsulin Sonia Ben Amor (Bildmitte; hier auf dem Tunesientag 2018 mit Gabriele Kamensky von der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft, li., und Autor René Gralla, re.).
Prominente Supporterin des Hamburger Shatranj-Revivals ist Tunesiens Konsulin Sonia Ben Amor (Bildmitte; hier auf dem Tunesientag 2018 mit Gabriele Kamensky von der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft, li., und Autor René Gralla, re.).

Back to the roots: Das Lieblingsspiel vom Hof der Kalifen wird der Vergessenheit entrissen und entpuppt sich als quicklebendig. Das aktuelle Shatranj-Turnier am Sonnabend vor dem Ersten Advent 2019 ist schon die dritte Auflage, nach einer sensationellen Premiere 2016, und vor drei Jahren ebenfalls in den heiligen Hallen von Hammonias Alma Mater. A SECOND COMING – AGAINST ALL ODDS … und eng verbunden mit zwei lokalen Enthusiasten: Schachlehrer Jürgen Woscidlo und der Hamburger Journalist und Rechtsanwalt René Gralla.
Der Sinstorfer Jürgen Woscidlo kümmert sich um die Organisation des Kalif al-Ma’mun-Memorials. In der Rolle eines Beraters agiert der Autor René Gralla, der in einer Reihe von Publikationen dafür plädiert hat, dem Protoschach Shatranj wieder einen gebührenden Platz im Turnierbetrieb einzuräumen.
Eine Initiative, an deren Realismus man zweifeln mag, die mittlerweile aber sogar in der Scientific Community erste Wellen geschlagen hat. Denn der erfolgreiche Startschuss für Shatranj 2016 führte – manchen Zweiflern zum Trotz – tatsächlich zu einer ersten Wiederholung am 27. Oktober 2018 in Hamburgs Asien-Afrika-Institut, und prominente Gäste der Eröffnungsfeier waren keine Geringeren als Professorin Trisilpa Boonkhachorn, die an Bangkoks Chulalongkorn University lehrt, im Zweierteam mit dem Kollegen Professor Volker Grabowsky, Dekan des Fachbereichs Thaiistik an der Universität Hamburg.
Schließlich schlägt das Thema Strategisches Spiel eine faszinierende Brücke zwischen arabischem Kulturraum und Südostasien: In Thailand und Kambodscha äußerst populär sind die regionalen Schachvarianten Makruk respektive Ouk Chatrang, die wie in einem Zeitlabor ihrerseits den Kanon des Shatranj fast deckungsgleich – abgesehen von minderen Modifikationen – widerspiegeln und entsprechend auch im 21. Jahrhundert pflegen.
Folgerichtig hat Professor Grabowsky mehrere Makruk-Turniere als quasi interaktive historische Workshops in seinem Fachbereich angeregt und unterstützt. Und die thailändische Naresuan University in Phitsanulok, mit der Hamburgs Wissenschaftler kooperieren, richtet Meisterschaften im Siamschach aus: ein Projekt, das anlässlich des Besuchs einer Delegation aus dem Königreich des Lächelns auf den Weg gebracht worden ist (wobei last not least auch Shatranj-Aficionado René Gralla die Strippen zog).

Jahrhunderte altes Boardgaming begeistert auch die Kids von heute: junger Fan, der im Spielsaal des zweiten Hamburger Shatranj-Turniers 2018 das thailändische Gegenstück "Makruk" ausprobiert. Das in Südostasien äußerst populäre Siamschach weist deutliche Parallelen zum traditionellen arabischen Shatranj auf. Foto: Bernd-Jürgen Fischer.
Jahrhunderte altes Boardgaming begeistert auch die Kids von heute: junger Fan, der im Spielsaal des zweiten Hamburger Shatranj-Turniers 2018 das thailändische Gegenstück „Makruk“ ausprobiert. Das in Südostasien äußerst populäre Siamschach weist deutliche Parallelen zum traditionellen arabischen Shatranj auf. Foto: Bernd-Jürgen Fischer.

ANCIENT CHESS RULES! Und gerade auch Frauen mischen mit – auf den Spuren legendärer Meisterinnen des Shatranj.

Maurische Frauen beim Shatranj: Miniatur aus dem 1283 veröffentlichten „Libro de los juegos“, eine Spielesammlung, die dem kastilischen König Alfons X., genannt „El Sabio“ (übersetzt: „der Weise“), zugeschrieben wird.

Arabische Chronisten rühmten die brillanten Schwestern Safi’a, A’isha und ‚Ubaida, und nicht von ungefähr ist eine geheimnisvolle Mitstreiterin, die schöne Dilaram, verewigt worden in einer seit unzähligen Generationen diskutierten und analysierten Problemkomposition, deren geschmeidige Brutalität – das „Matt der Dilaram“ – bis in die Gegenwart nicht verblasst ist. Und die kleinen Schwestern der mythischen Heldin Dilaram frustrierten während der zweiten Hamburger Shatranj-Jamboree 2018 die Ambitionen vieler männlicher Kandidaten. In der Sonderwertung für weibliche Teilnehmerinnen platzierte sich am Ende die 17-jährige Mariam Khalifa vor ihrer fünf Jahre jüngeren Schwester Mona, was Vater Mohammed Khalifa stolz strahlen ließ. Der gebürtige Ägypter brachte 2003 die ersten Arabischen Kulturwochen auf den Weg und ist seitdem Mastermind der renommierten Veranstaltungsreihe.

Inspiriert von der legendären Meisterspielerin Dilaram: Mariam Khalifa (re.), beste weibliche Teilnehmerin beim zweiten Hamburger Shatranj-Turnier 2018 (hier im Match gegen den späteren Drittplatzierten Martin Wolff, li.). Foto: Bernd-Jürgen Fischer.
Inspiriert von der legendären Meisterspielerin Dilaram: Mariam Khalifa (re.), beste weibliche Teilnehmerin beim zweiten Hamburger Shatranj-Turnier 2018 (hier im Match gegen den späteren Drittplatzierten Martin Wolff, li.). Foto: Bernd-Jürgen Fischer.

Gegenüber dem Standardschach, das sich in den handelsüblichen Sammeleditionen findet, weist Shatranj einen unschlagbaren Vorteil auf: Es ist absolut anfängerfreundlich. Der Grund: Im Arsenal fehlen, wie schon erwähnt, sowohl die hyperdominanten Damen als auch hektische Läufer, die megaschnellen Roadrunnern nacheifern. In der Konsequenz können selbst Neueinsteiger ins Shatranj aus der Eröffnung heraus nicht überrumpelt werden, sondern haben die reale Chance, sich in das Spielszenario quasi reinzufummeln, eigene Pläne zu entwickeln und erfahrenen Kontrahenten auf Augenhöhe zu trotzen.

Glückwunsch für den besten  Newcomer beim 2. Hamburger Shatranj-Turnier 2018: Navid Nikzad (vorne re.); sein Sonderpreis war die Reproduktion des Rembrandt-Gemäldes "Mann in Rüstung" (links daneben Turniersieger René Gralla; hinten stehend: Turnierdirektor Jürgen Woscidlo). Foto: Bernd-Jürgen Fischer.
Glückwunsch für den besten Newcomer beim 2. Hamburger Shatranj-Turnier 2018: Navid Nikzad (vorne re.); sein Sonderpreis war die Reproduktion des Rembrandt-Gemäldes „Mann in Rüstung“ (links daneben Turniersieger René Gralla; hinten stehend: Turnierdirektor Jürgen Woscidlo). Foto: Bernd-Jürgen Fischer.

Als bester Newcomer des zweiten Hamburger Shatranj-Turniers 2018 wurde Navid Nikzad ausgezeichnet, der spontan den Tunesientag besucht hatte und begeistert ins Rennen ging, als er die aufgebauten Spielbretter mit den putzigen Shatranj-Elefanten sah. Sein Sonderpreis: ein gerahmter Nachdruck des 1655 entstandenen Rembrandt-Gemäldes „Mann in Rüstung“ aus dem Elmshorner Nachlass der 2017 verstorbenen Schachkulturförderin Ingrid Gralla.

War Liebhaberin und Kennerin der Schachkultur in allen Facetten: die Elmshornerin Ingrid Gralla (1930-2017), aufgenommen am 24.12.1997 während eines Aufenthalts in Rom (aus Ingrid Grallas Nachlass wurde der Sonderpeis für das 2. Hamburger Shatranj-Turnier 2018 gestiftet). Foto: René Gralla.
War Liebhaberin und Kennerin der Schachkultur in allen Facetten: die Elmshornerin Ingrid Gralla (1930-2017), aufgenommen am 24.12.1997 während eines Aufenthalts in Rom, hier im Ristorante „Quo Vadis“ an der Via Appia Antica (aus Ingrid Grallas Nachlass wurde der Sonderpeis für das 2. Hamburger Shatranj-Turnier 2018 gestiftet). Foto: René Gralla.

Die Jugendkonkurrenz 2018 gewann Leith Aroui; der zehnjährige Hamburger vertrat zugleich die Farben Tunesiens, aus dem ein Teil seiner Familie stammt. Und knapp den Titelgewinn verpasste Uwe Frischmuth: Mit hauchdünnem Vorsprung wiederholte Shatranj-Lobbyist René Gralla auch 2018 seinen Überraschungserfolg von 2016.
Und nun dürfen wir uns auf die dritte Runde des Shatranj-Revivals freuen – beim Kalif al-Ma’mun-Revival am letzten Tag des Novembers 2019 in Hamburg. Und da mit Musik alles besser läuft, lässt sich motivierender Begleitsound bei Youtube runterladen: „Amar Beirut“, komponiert – wen wundert’s?! – vom Barmstedter Jazzmusiker und Schachsportler Rainer Schnelle (Text und Produktion: Shantranj-Nerd René Gralla).

Die Hymne auf Beirut – eine atemberaubende kosmopolitische Metropole und legitime Nachfolgerin des einst prächtigen Bagdad der Kalifen, die Kultur und Shatranj förderten – wird gesungen von der libanesischen Supergruppe „The 4 Cats“, die bei ihren Konzerten regelmäßig die Massen zum Rasen bringen.

„The 4 Cats“ singen „Amar Beirut“, letzteres eine Gemeinschaftsarbeit des Jazzmusikers und Schachspielers Rainer Schnelle (Komposition) und des Shatranj-Promoters René Gralla (Text).

„Amar Beirut“, übersetzt: „Cool Moon of Beirut“: Nach dem dritten Hamburger Shatranj-Turnier 2019 wäre es eigentlich ziemlich cool, das Folgeturnier 2020 in Beirut auszurichten. Natürlich mit den unglaublichen „4 Cats“ als Opening Act.


Infos zum „Kalif Al-Ma’mun SHATRANJ-Memorial Hamburg 2019“ am 30.11.2019: Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1 (nahe Bahnhof Dammtor), Asien-Afrika-Institut (AAI), Flügel Westraum, Raum 222; Beginn: 12:00 Uhr; 4 Runden Schweizer System (15 Minuten pro Partei und Partie); Anmeldungen vor Ort am Turniertag spätestens bis 11:45 Uhr; Anmeldungen vorab per Email an: jwoscidlo[at]msn.com

Und das sechste Pferd ging an: Chung Man Chan! Bericht vom Shôgi Kyu Cup Hamburg 2019

Er läuft und läuft … zum sechsten Mal nun schon wurde der Shôgi Kyu Cup am 9. November 2019 in Hamburg ausgespielt.
Ein Erfolgsgeheimnis dürfte die anregende Mischung aus vorwiegend lokalen Spielern und weiter Angereisten sein. Obgleich das Turnier sein Stammpublikum hat, tauchen beileibe nicht immer dieselben Teilnehmer auf. Trotzdem kamen wir auch dieses Jahr auf 14 Teilnehmer, davon im strengen Sinne 4 Jugendspieler. Die haben sich dieses Mal sogar ohne ihren angestammten Mentor, den Harburger Schachlehrer Jürgen Woscidlo, angemeldet, um ihre Spielkünste zu verbessern. Alle Achtung.
Was ist vom Gesamt-Turniergeschehen erwähnenswert?

René Gralla (li.) und Rolf Müller.
Rolf Müller (re.) und René Gralla.

Zum Einen die Anmeldung von Rolf Müller aus Lübeck. Hatte er doch in seinem Haus und Garten im Sommer 2019 ein eigenes Lübecker Turnier ins Leben gerufen, welches fabelhaft bei den Teilnehmern ankam. Rolf ließ sich von seinen – schon fast ‚konstant spärlich‘ zu nennenden Erfolgserlebnissen am Brett – nicht beirren und meldete sich wieder zum Shôgi Kyu Cup an! Selbst von einem Unfall, der die Autobahn stundenlang blockierte, ließ er sich nicht dauerhaft aufhalten, weshalb er zwei Runden verpasste. Ein wichtiger Zusatzgrund für diesen Einsatz wurde sogleich von ihm auf den Tisch gestellt – reichlich Kuchen für die Teilnehmer, welche sich nicht zweimal bitten ließen, … „Das Turnier“ belohnte ihn dafür auf seine Weise: er wurde nicht Letzter!
Wolfgang Reher, der sich nach seinem zweiten Platz beim Kyu Cup 2015 offensichtlich nach neuen Herausforderungen abseits des Shôgi-Bretts umschaut, flanierte wieder einmal als helfender Beobachter durch den Turniersaal.
Ingo Köhler, Vorjahressieger, wollte sich auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen und suchte erneut die Herausforderung; die dieses Jahr härter ausfiel. Seinem Kyu Pferd zuhause war das sicherlich egal.

Ingo Köhler (re.) im Spiel vertieft gegen Uwe Frischmuth.
Ingo Köhler (re.) im Spiel vertieft gegen Uwe Frischmuth.

Besondere Freude musste Ingo Iwasaki empfunden haben. Hatte er letztes Jahr noch leicht geknickt den Spielsaal wegen seines persönlichen Turnierverlaufs verlassen– so lieferte er dieses Mal eine ihm entsprechende Leistung ab. Geht doch!

Ingo Iwasaki (re.) gegen Ian Meinköhn.
Ingo Iwasaki (re.) gegen Niels Meinköhn.

Die hohe Leistungsdichte zeigte sich dieses Jahr besonders deutlich. Neben den beiden ersten Turnierplätzen erreichten gleich 6 von 14 Teilnehmern 3 Punkte, welche sich auf die Plätze 3-8 verteilten. Anton Borysov, 14 Jahre alt, hatte bereits bei seinem Sieg gegen Yuki Nagahori eine besonders starke Duftmarke gesetzt, die er mit einem Sieg gegen Uwe Frischmuth noch verstärkte. Da ihm in sehr aussichtsreicher Stellung gegen René Gralla dann doch die Puste ausging, blieb ihm „nur“ der dritte Platz in der Abschlusswertung. Andernfalls hätte er um den Turniersieg mitgespielt. Trotzdem eine Riesenleistung, Anton!

Bester Hamburger Jugendspieler: Anton Borysov.
Bester Hamburger Jugendspieler: Anton Borysov.

Auch der viertplatzierte René Gralla schien mit seiner Leistung versöhnt, ist er doch Anton Borysov in letzter Sekunde trickreich von der Schippe gesprungen. Das Hamburger Urgestein Fabian Krahe landete als vorgewerteter 7ter auf dem 5ten Platz – welches für ihn zufriedenstellend sein dürfte.

Niels, Ian und Sven Meinköhn zusammen mit dem Turniersieger Chung Man Chan.
Niels, Ian und Sven Meinköhn zusammen mit dem Turniersieger Chung Man Chan.

Die hinteren Platzierungen sind allesamt mit einem zählbaren Punkt nach Hause gegangen. Darunter die drei Meinköhn-Brüder Niels, Ian und Sven, die sich weiterhin im Turniersaal blicken lassen.
Martin Wolff hatte mit 2 Punkten ein wohl durchwachsenes Ergebnis. Aber als Teilnehmer der gerade beendeten diesjährigen Janggi Weltmeisterschaft in China konnte er seine positiven Erinnerungen daran wohl beim Shôgi doch nicht ganz abschalten.

Martin Wolff (re.) gegen Niels Meinköhn.
Martin Wolff (re.) gegen Niels Meinköhn.

Unser Gründervater Masaomi Ishii hatte diesmal etwas mehr Erfolg als beim letztmaligen Alster Cup im April 2019, auf den wir an dieser Stelle aufmerksam machen wollen.

Masaomi Ishii (dritte v. re.)
Masaomi Ishii (dritte v. re.)

Das wichtigste zuletzt: auch seine Anmeldung als erster Spieler – unmittelbar nach der Siegerehrung zum Kyu Cup 2018 – hat in Chung Man Chan wohl die Kräfte freigesetzt, die es zu einem Turniersieg braucht. Er wollte es wissen. Formell an zweiter Stelle der Teilnehmerliste gesetzt, wollte er den missglückten Versuch im letzten Jahr ungeschehen machen. Der Turnierverlauf machte es Chung Man Chan auch diese Jahr nicht einfach – verlor er doch ausgerechnet gegen Yuki Nagahori – Neu-Hamburger und Sieger von Lübeck 2019.

Chung Man Chan (li.) gegen Yuki Nagahori in der vierten Runde.
Chung Man Chan (li.) gegen Yuki Nagahori in der vierten Runde.

Da Yuki seine Partie gegen das Hamburger Shôgitalent Anton Borysov in den Sand setze, ergab sich nach der 5ten und letzten Runde die Notwendigkeit zu einem Tiebreak – gemäß der Tradition des Shôgi Kyu Cups Hamburg. Bei Punktegleichheit werden die direkten Ergebnisse nicht gezählt – es wird in einem Tiebreak ausgeblitzt. Hier konnte sich Chung Man gegen Yuki durchsetzen. Herzlichen Glückwunsch!

René Gralla wies auf einen interessanten Umstand hin: seit Jahren werden unsere Shôgi Aktivitäten vom „chinesischen“ Konfuzius Institut massiv unterstützt; so auch diesmal. Shôgi erfreut sich auch in China seit Jahren wachsender Beliebtheit und Spielstärke. Insofern hatte der diesjährige Gewinner chinesischer Herkunft gegen einen Zweitplatzierten aus Japan so eine Art Heimvorteil, den dieser zu nutzen verstand …

Nach dem Ende dieses wieder in sehr freundschaftlicher Atmosphäre durchgeführten Turniers freuen wir uns schon auf den 18. April 2020: Dann findet das „Shôgi Open Hamburg“ statt. Der vormalige „Alster Cup“ wurde in „Shôgi Open Hamburg“ umbenannt, um klarer zum Ausdruck zu bringen, dass dieses Turnier offen für alle Teilnehmer ist – im Gegensatz zum „Shôgi Kyu Cup Hamburg“.

Uwe Frischmuth & René Gralla
Shôgi Hamburg

Die Teilnehmer des 6. Shôgi Kyu Cup.
Die Teilnehmer des 6. Shôgi Kyu Cup, und die Verantwortlichen des Konfuzius-Instituts (2. R. li.)

6. Shôgi Kyu Cup Hamburg 2019, 2019-11-09, Ergebnisse

Nr Name Nat Grade ELO 1 2 3 4 5 Pts +/-
1 Chan Chung Man HK 2 Kyu 1596 7+ 4+ 3+ 2- 5+ 4 6
2 Nagahori Yuki JAP 1720* 5+ 3- 6+ 1+ 4+ 4
3 Borysov Anton UKR 5 Kyu 1257 10+ 2+ 1- 4- 6+ 3 99
4 Gralla René DE 5 Kyu 1261 11+ 1- 9+ 3+ 2- 3 36
5 Krahe Fabian DE 6 Kyu 1257 2- 13+ 7+ 8+ 1- 3 37
6 Frischmuth Uwe DE 3 Kyu 1340 14+ 8+ 2- 10+ 3- 3 0
7 Iwasaki Ingo DE 7 Kyu 1181 1- 11+ 5- 13+ 9+ 3 16
8 Köhler Ingo DE 5 Kyu 1292 9+ 6- 13+ 5- 10+ 3 -7
9 Wolff Martin DE 9 Kyu 991 8- 14+ 4- 11+ 7- 2 31
10 Ishii Masaomi JAP 11 Kyu 762 3- 0+ 14+ 6- 8- 2 71
11 Meinköhn Niels DE 11 Kyu 860 4- 7- 12+ 9- 14+ 2 45
12 Müller Rolf DE 14 Kyu 538 0- 0- 11- 14- 13+ 1 24
13 Meinköhn Sven DE 1* 0+ 5- 8- 7- 12- 1
14 Meinköhn Ian DE 8 Kyu 1070 6- 9- 10- 12+ 11- 1 -52

Promoting Nagahori Yuki to 2 Kyu
Promoting Krahe Fabian to 5 Kyu
Promoting Iwasaki Ingo to 6 Kyu
Promoting Wolff Martin to 8 Kyu
Promoting Meinköhn Niels to 10 Kyu

Anton stürmt Europas Spitze

Ein Riesenerfolg für Norddeutschlands Supertalent Anton Borysov: Der 14-jährige Shooting Star, der bei Wettkämpfen für die Ukraine antritt, schloss die diesjährigen Jugendeuropameisterschaften vom 28. bis 30. Juni 2019 im polnischen Wroclaw in der U-15-Konkurrenz als Dritter ab und holte Bronze hinter dem Erstplatzierten Denis Titov (Russland) und dem Silbermedaillengewinner Michal Mordarski (Polen). Das dürfte den nächsten Sprung in der Ratingtabelle bedeuten! Go, Anton, go!

René Gralla

Schon ganz vorne unter Europas Rising Shogi-Stars: Anton Borysov (1. Reihe, 2. v. re.).
Schon ganz vorne unter Europas Rising Shogi-Stars: Anton Borysov (1. Reihe, 2. v. re.).

Shôgi in Müllers Garten: Zum Gedenken an den Wiederaufbau des professionellen Shôgi vor 150 Jahren in Japan – Das „Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019“ in Lübeck

Von René Gralla

Zum Turnierergebnis unten

Bunte Fahnen vor blauem Sommerhimmel. Eine Holzkonstruktion, von der lange weiße Tücher als Sichtblenden und Schattenspender hängen, rahmt die Terrasse. Wo auf Tischen helle Bretter warten, über deren Planquadrate sich fünfeckige Plättchen verteilen, die markiert sind mit asiatischen Schriftzeichen.
Eine Szene wie aus einem Samuraifilm. Und tatsächlich wird hier in einem idyllischen Lübecker Garten fernöstliche Art of War vom Feinsten zelebriert. Und niemand würde sich wohl wundern, wenn Tokugawa Ieyasu himself gleich um die Ecke gebogen käme, um den ihm gebührenden Platz auf dem Feldherrnhügel einzunehmen. Schließlich hat der legendäre Shôgun, der die Nation nach langen Bürgerkriegswirren 1600 befriedete, gerne und häufig das Schach seiner Samurai gezockt.

Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019 008
Eine gute Zeit mit Shôgi: Turniergastgeberin Ritsuko Müller (hinten re. stehend) mit Supporterin Mayumi Kamaguchi (hinten li. stehend); an den Brettern der spätere Turniersieger Yuki Nagahori (li. vorne sitzend), der Zweitplatzierte Fabian Krahe (re. vorne sitzend), der Drittplatzierte Uwe Frischmuth (hinten sitzend als zweiter von li.) und Hamburgs Shôgi-Urgestein Masaomi Ishii (hinten sitzend als zweiter von re.). Foto: Rolf Müller

Und deswegen ist es natürlich Ehrensache, dass die Mattkunst aus dem Reich des Tennô auch im traditionsbewussten deutsch-japanischen Haushalt der Müllers ihren festen Platz einnimmt. „Shôgi führt Ausländer spielerisch an Japans faszinierende Kultur heran“, schwärmt der 55-jährige Rolf Müller, im Hauptberuf ein diplomierter Maschinenbauingenieur. Folgerichtig veranstalteten Ritsuko Müller und Ehemann Rolf bereits Ende Februar 2016 im Katharineum einen ersten Shôgi-Wettkampf im einstigen Epizentrum des Kaufmannsbundes Hanse (und der damals neunjährige Filius Markus Müller schnappte sich locker den Cup in der Jugendkonkurrenz). Im Juli 2017 baten die Japanschach-Enthusiasten zu einem Workshop mit lecker Grillen in ihre Grüne Oase in Lübecks Quartier St. Jürgen. Und nun am 22. Juni 2019 der dritte Streich, dazu in einem nicht alltäglichen Format: ein Hausturnier bei Müllers an der Ratzeburger Allee.

Die stolzen Gastgeber des Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019: Ritsuko und Rolf Müller
Die stolzen Gastgeber des Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019: Ritsuko und Rolf Müller

Vor einem besonderen historischen Hintergrund: Japans organisiertes Shôgi trudelte 1869 in eine schwere Krise, als Kollateralschaden radikaler Reformen, mit denen Tokio damals Anschluss an die Moderne suchte. Der energische Meister Ôhashi Soyo, 7 Dan, wollte nicht tatenlos zugucken: Der improvisationsbegabte Mann startete vor genau 150 Jahren eine Serie von Matches in seinem privaten Anwesen, das sich auf diese Weise zur Geburtsstätte des neuformierten Shôgisports auf den Inseln unter dem Sonnenbanner mauserte.
Eine epochale Initiative, die gewürdigt worden war in einem Artikel, den das (längst eingestellte) englischsprachige Magazin „Shôgi“ im November 1984 veröffentlicht hatte.

Zum Artikel
John Fairbairn, The Sound of Silence, in: Shogi 52, Nov 1984, S. 13-14.

Besagte Publikation grub der Autor René Gralla per Zufall in einem Hamburger Antiquariat aus und leitete den Fund weiter an das Shôgiteam Müller. Und das wiederum hat jetzt die Aktivisten Ritsuko und Rolf zu einem stilgerechten eigenen Event inspiriert: ein würdiges „Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019“ in intimer Atmosphäre an einem lauschig-warmen Samstagnachmittag, gut gelaunt und chillig und trotzdem rockend mit Herz und Schweiß, zur Freude der Schlachtenbummler aus Lübecks Nippon-affiner Community.

Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019 010
Shôgi makes Friends! Gastgeberin Ritsuko Müller (re.) von der Ohashi-Soyo-Shôgi-Memorial-Orga mit Supporterin Mayumi Kamaguchi (2.v.re.), Schlachtenbummler Dietrich Bollmann (2.v.li.), Schiedsrichter Wolfgang Reher (4.v.li.) sowie den Turnierteilnehmern Masaomi Ishii (li.), Yuki Nagahori (3.v.li.), Fabian Krahe (4.v.li.) und Uwe Frischmuth (3.v.re.). Foto: Rolf Müller

„Im ersten Moment wirkt das Spielgeschehen etwas verwirrend“, meint der 53-jährige Informatiker Dietrich Bollmann, lässt sich alsbald jedoch vom Shôgivirus infizieren und fiebert mit bis zum Finale. Desgleichen die Dermatologin Mayumi Kamaguchi: „Super, dass auch Deutsche unser Shôgi lieben! Das hätte ich nicht erwartet.“ Die promovierte Wissenschaftlerin aus Sapporo forscht momentan an der Uni Lübeck.

Shôgi is fun! Turniersieger Yuki Nagahori (2.v.li.) mit Hamburgs unverwüstlichem Masaomi Ishii (3.v.li.) sowie Gastgeber Rolf Müller (re.), Zuschauer Dietrich Bollmann (2.v.re.) sowie Shôgi-Autor René Gralla (li.). Foto: Ritsuko Müller
Shôgi is Fun! Turniersieger Yuki Nagahori (2.v.li.) mit Hamburgs unverwüstlichem Masaomi Ishii (3.v.li.) sowie Gastgeber Rolf Müller (re.), Zuschauer Dietrich Bollmann (2.v.re.) sowie Shôgi-Autor René Gralla (li.). Foto: Ritsuko Müller

Sechs Kandidaten messen sich im Round Robin-Modus, als Schiedsrichter agiert der Segeberger Haudegen Wolfgang Reher, 4 Kyu, gewohnt kompromisslos und meinungsstark.

Nicht nur als Referee aktiv, sondern in den Pausen auch ein engagierter Shôgi-Lehrer: Schiedsrichter Wolfgang Reher (hinten re.) brieft die neuen Fans Mayumi Kamaguchi (vorne li.) und Dietrich Bollmann (vorne re.), Hausherrin Ritsuko Müller von der Turnier-Orga sekundiert (hinten li.). Foto: Rolf Müller
Nicht nur als Referee aktiv, sondern in den Pausen auch ein engagierter Shôgi-Lehrer: Schiedsrichter Wolfgang Reher (hinten re.) brieft die neuen Fans Mayumi Kamaguchi (vorne li.) und Dietrich Bollmann (vorne re.), Hausherrin Ritsuko Müller von der Turnier-Orga sekundiert (hinten li.). Foto: Rolf Müller

Überraschend entwickeln sich dagegen die Rundenkämpfe: Topfavorit Uwe Frischmuth, 3 Kyu, muss zwei herbe Klatschen einstecken, eine davon verabreicht von Shôgi-Hamburg-Webmaster Fabian Krahe, 6 Kyu, der in der Travemetropole ein sensationelles Comeback feiert.

Holt respektlos den Knüppel raus: Fabian Krahe (hinten li., teilweise verdeckt) feilt an einem gemeinen Plan, gegen den Uwe Frischmuth (hinten re.) kein Rezept finden wird; im Vordergrund das Duell der japanischen Expatriates Masaomi Ishii (li.) gegen Yuki Nagahori (re.). Foto: Ritsuko Müller
Holt respektlos den Knüppel raus: Fabian Krahe (hinten li., teilweise verdeckt) feilt an einem gemeinen Plan, gegen den Uwe Frischmuth (hinten re.) kein Rezept finden wird; im Vordergrund das Duell der japanischen Expatriates Masaomi Ishii (li.) gegen Yuki Nagahori (re.). Foto: Ritsuko Müller

Am Ende triumphiert freilich ein Native Player: der 30-jährige Yuki Nagahori, aufgewachsen in Chiba nahe Tokio und aktuell Sales-Planer bei einem Norderstedter Unternehmen.

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Der Gewinner des Ohashi Soyo-Shôgi-Memorial-Pokals Yuki Nagahori (re.) nach souveränem Durchmarsch mit Shôgi-Autor René Gralla (li.) bei der Siegerehrung. Foto: Rolf Müller

Die Ehre der Ausrichterstadt Lübeck wird tapfer verteidigt von Rolf Müller, der unverdrossen die Stellung hält auf dem sechsten Rang und sich als Lohn freuen darf auf die avisierte Beförderung zum 14. Kyu.

Das Erinnerungsfoto zum Abschluss des "Ohashi Soyo Shôgi-Memorial 2019": in der ersten Reihe Turniersieger Yuki Nagahori (Mitte), der Zweitplatzierte Fabian Krahe (re.) und der Drittplatzierte Uwe Frischmuth (li.); in der hinteren Reihe (von li. nach re.) Lübecks Vertreter und Gastgeber Rolf Müller (Rang 6 und Promotion zum 14. Kyu), Gastgeberin Ritsuko Müller, Shôgi-Autor René Gralla (4. Platz), Masaomi Ishii (5. Platz und Promotion zum 11. Kyu), Schiedsrichter Wolfgang Reher.
Das Erinnerungsfoto zum Abschluss des „Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019“: in der ersten Reihe Turniersieger Yuki Nagahori (Mitte), der Zweitplatzierte Fabian Krahe (re.) und der Drittplatzierte Uwe Frischmuth (li.); in der hinteren Reihe (von li. nach re.) Lübecks Vertreter und Gastgeber Rolf Müller (Rang 6 und Promotion zum 14. Kyu), Gastgeberin Ritsuko Müller, Shôgi-Autor René Gralla (4. Platz), Masaomi Ishii (5. Platz und Promotion zum 11. Kyu), Schiedsrichter Wolfgang Reher.

Ein hoch verdienter Schritt nach vorn, der passend unterstrichen wird durch einen Special Award, den René Gralla bei der Siegerehrung an die gastgebenden Ritsuko und Rolf Müller überreicht: eine von Gralla in Studententagen angefertigte Farbstiftzeichnung, die er entdeckt hat im Nachlass seiner 2017 verstorbenen Mutter Ingrid Gralla, die stets eine begeisterte Förderin der Schachkultur war.

Schachkulturliebhaberin Ingrid Gralla (1930 - 2017; hier auf einem Bild, das im August 1991 aufgenommen wurde auf der Wanderdüne Rubjerg Knude nördlich von Lökken in Jütland, Dänemark), aus deren Nachlass zum Lübecker Shogi-Event 2019 der Special Award beigesteuert worden ist für Ritsuko und Rolf Müller, die das "Ohashi Soyo-Memorial"-Turnier perfekt organisiert haben. Reproduktion des Fotos: Wolfgang Geise
Schachkulturliebhaberin Ingrid Gralla (1930 – 2017; hier auf einem Bild, das im August 1991 aufgenommen wurde auf der Wanderdüne Rubjerg Knude nördlich von Lökken in Jütland, Dänemark), aus deren Nachlass zum Lübecker Shogi-Event 2019 der Special Award beigesteuert worden ist für Ritsuko und Rolf Müller, die das „Ôhashi Soyo Memorial“-Turnier perfekt organisiert haben. Reproduktion des Fotos: Wolfgang Geise

Das Motiv der Komposition – eine Hommage an die berühmten Steinfiguren von der Osterinsel, die auf dem pazifischen Eiland entschlossen in die Ferne schauen – bringt die ehrgeizigen Pläne von Ritsuko und Rolf Müller optisch auf den Punkt: Lübeck soll endlich fit gemacht werden für Shôgi. Dem unvergessenen Ôhashi Soyo (um 1835 – 1881) würde das gewiss gefallen …

Der Special Award für Ritsuko und Rolf Müller: eine von Shôgi-Autor René Gralla mit Farbstiften geschaffene Zeichnung aus den frühen 1970-er Jahren, die nicht ganz zufällig an die Osterinsel erinnert … . Foto: Rolf Müller
Der Special Award für Ritsuko und Rolf Müller: eine von Shôgi-Autor René Gralla mit Farbstiften geschaffene Zeichnung aus den frühen 1970-er Jahren, die nicht ganz zufällig an die Osterinsel erinnert … . Foto: Rolf Müller

… während es vom gestrengen Sensei garantiert Schelte gesetzt hätte für den Verfasser dieses Textes. Denn René Gralla war offenbar die Genugtuung darüber, das Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019 mitverantwortlich auf den Weg gebracht zu haben, dermaßen zu Kopf gestiegen, dass er in Serie lächerlich patzte und Partien derbe versemmelte.

Da ahnt er noch nicht, dass er auch diese Partie in die Tonne treten wird: René Gralla (li.) rumpelt in seine dritte Pleite (gegen Uwe Frischmuth, re.). Foto: Rolf Müller
Da ahnt er noch nicht, dass er auch diese Partie in die Tonne treten wird: René Gralla (li.) rumpelt in seine dritte Pleite (gegen Uwe Frischmuth, re.). Foto: Rolf Müller

So dass sich inzwischen ernsthaft die Frage stellt, ob der Autor im schönen Shôgisport vielleicht doch schon sein Pulver verschossen hat.

Das persönliche Limit ausgereizt?! Womöglich hat sich die total erschlaffte Atmosphäre auf diesem Bild aus einer frühen Phase seiner Biographie, als Shôgi-Autor René Gralla dienstverpflichtet war zu einer intellektuell kaum fordernden, dafür aber handfesten Version der Martial Arts (ein Schnappschuss während des Grundwehrdienstes im Juli 1973 in der Liliencron-Kaserne Kellinghusen), viereinhalb Jahrzehnte später als nachgerade prophetisch herausgestellt: THE DUDE RULES … . Reproduktion des Fotos: Wolfgang Geise
Das persönliche Limit ausgereizt?! Womöglich hat sich die total erschlaffte Atmosphäre auf diesem Bild aus einer frühen Phase seiner Biographie, als Shôgi Autor René Gralla dienstverpflichtet war zu einer intellektuell kaum fordernden, dafür aber handfesten Version der Martial Arts (ein Schnappschuss während des Grundwehrdienstes im Juli 1973 in der Liliencron-Kaserne Kellinghusen), viereinhalb Jahrzehnte später als nachgerade prophetisch herausgestellt: THE DUDE RULES … . Reproduktion des Fotos: Wolfgang Geise


Ohashi Soyo-Shogi-Memorial 2019, Lübeck, Germany : 2019-06-22 Result

Nr Name Vorname Nat Grade ELO 1 2 3 4 5 Pts +/-
1 Nagahori Yuki JP NN 1698* 4+ 3+ 5+ 6+ 2+ 5 *
2 Krahe Fabian DE 6 Kyu 1178 6+ 4+ 3+ 5+ 1- 4 79
3 Frischmuth Uwe DE 3 Kyu 1443 5+ -1 -2 4+ 6+ 3 -17
4 Gralla René DE 5 Kyu 1274 -1 -2 6+ -3 5+ 2 -13
5 Ishii Masaomi JP 12 Kyu 731 -3 6+ -1 -2 4- 1 31
6 Müller Rolf DE 15 Kyu 515 -2 -5 -4 -1 3- 0 23

Promoting Ishii Masaomi to 11 Kyu
Promoting Müller Rolf to 14 Kyu