Und das sechste Pferd ging an: Chung Man Chan! Bericht vom Shôgi Kyu Cup Hamburg 2019

Er läuft und läuft … zum sechsten Mal nun schon wurde der Shôgi Kyu Cup am 9. November 2019 in Hamburg ausgespielt.
Ein Erfolgsgeheimnis dürfte die anregende Mischung aus vorwiegend lokalen Spielern und weiter Angereisten sein. Obgleich das Turnier sein Stammpublikum hat, tauchen beileibe nicht immer dieselben Teilnehmer auf. Trotzdem kamen wir auch dieses Jahr auf 14 Teilnehmer, davon im strengen Sinne 4 Jugendspieler. Die haben sich dieses Mal sogar ohne ihren angestammten Mentor, den Harburger Schachlehrer Jürgen Woscidlo, angemeldet, um ihre Spielkünste zu verbessern. Alle Achtung.
Was ist vom Gesamt-Turniergeschehen erwähnenswert?

René Gralla (li.) und Rolf Müller.
Rolf Müller (re.) und René Gralla.

Zum Einen die Anmeldung von Rolf Müller aus Lübeck. Hatte er doch in seinem Haus und Garten im Sommer 2019 ein eigenes Lübecker Turnier ins Leben gerufen, welches fabelhaft bei den Teilnehmern ankam. Rolf ließ sich von seinen – schon fast ‚konstant spärlich‘ zu nennenden Erfolgserlebnissen am Brett – nicht beirren und meldete sich wieder zum Shôgi Kyu Cup an! Selbst von einem Unfall, der die Autobahn stundenlang blockierte, ließ er sich nicht dauerhaft aufhalten, weshalb er zwei Runden verpasste. Ein wichtiger Zusatzgrund für diesen Einsatz wurde sogleich von ihm auf den Tisch gestellt – reichlich Kuchen für die Teilnehmer, welche sich nicht zweimal bitten ließen, … „Das Turnier“ belohnte ihn dafür auf seine Weise: er wurde nicht Letzter!
Wolfgang Reher, der sich nach seinem zweiten Platz beim Kyu Cup 2015 offensichtlich nach neuen Herausforderungen abseits des Shôgi-Bretts umschaut, flanierte wieder einmal als helfender Beobachter durch den Turniersaal.
Ingo Köhler, Vorjahressieger, wollte sich auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen und suchte erneut die Herausforderung; die dieses Jahr härter ausfiel. Seinem Kyu Pferd zuhause war das sicherlich egal.

Ingo Köhler (re.) im Spiel vertieft gegen Uwe Frischmuth.
Ingo Köhler (re.) im Spiel vertieft gegen Uwe Frischmuth.

Besondere Freude musste Ingo Iwasaki empfunden haben. Hatte er letztes Jahr noch leicht geknickt den Spielsaal wegen seines persönlichen Turnierverlaufs verlassen– so lieferte er dieses Mal eine ihm entsprechende Leistung ab. Geht doch!

Ingo Iwasaki (re.) gegen Ian Meinköhn.
Ingo Iwasaki (re.) gegen Niels Meinköhn.

Die hohe Leistungsdichte zeigte sich dieses Jahr besonders deutlich. Neben den beiden ersten Turnierplätzen erreichten gleich 6 von 14 Teilnehmern 3 Punkte, welche sich auf die Plätze 3-8 verteilten. Anton Borysov, 14 Jahre alt, hatte bereits bei seinem Sieg gegen Yuki Nagahori eine besonders starke Duftmarke gesetzt, die er mit einem Sieg gegen Uwe Frischmuth noch verstärkte. Da ihm in sehr aussichtsreicher Stellung gegen René Gralla dann doch die Puste ausging, blieb ihm „nur“ der dritte Platz in der Abschlusswertung. Andernfalls hätte er um den Turniersieg mitgespielt. Trotzdem eine Riesenleistung, Anton!

Bester Hamburger Jugendspieler: Anton Borysov.
Bester Hamburger Jugendspieler: Anton Borysov.

Auch der viertplatzierte René Gralla schien mit seiner Leistung versöhnt, ist er doch Anton Borysov in letzter Sekunde trickreich von der Schippe gesprungen. Das Hamburger Urgestein Fabian Krahe landete als vorgewerteter 7ter auf dem 5ten Platz – welches für ihn zufriedenstellend sein dürfte.

Niels, Ian und Sven Meinköhn zusammen mit dem Turniersieger Chung Man Chan.
Niels, Ian und Sven Meinköhn zusammen mit dem Turniersieger Chung Man Chan.

Die hinteren Platzierungen sind allesamt mit einem zählbaren Punkt nach Hause gegangen. Darunter die drei Meinköhn-Brüder Niels, Ian und Sven, die sich weiterhin im Turniersaal blicken lassen.
Martin Wolff hatte mit 2 Punkten ein wohl durchwachsenes Ergebnis. Aber als Teilnehmer der gerade beendeten diesjährigen Janggi Weltmeisterschaft in China konnte er seine positiven Erinnerungen daran wohl beim Shôgi doch nicht ganz abschalten.

Martin Wolff (re.) gegen Niels Meinköhn.
Martin Wolff (re.) gegen Niels Meinköhn.

Unser Gründervater Masaomi Ishii hatte diesmal etwas mehr Erfolg als beim letztmaligen Alster Cup im April 2019, auf den wir an dieser Stelle aufmerksam machen wollen.

Masaomi Ishii (dritte v. re.)
Masaomi Ishii (dritte v. re.)

Das wichtigste zuletzt: auch seine Anmeldung als erster Spieler – unmittelbar nach der Siegerehrung zum Kyu Cup 2018 – hat in Chung Man Chan wohl die Kräfte freigesetzt, die es zu einem Turniersieg braucht. Er wollte es wissen. Formell an zweiter Stelle der Teilnehmerliste gesetzt, wollte er den missglückten Versuch im letzten Jahr ungeschehen machen. Der Turnierverlauf machte es Chung Man Chan auch diese Jahr nicht einfach – verlor er doch ausgerechnet gegen Yuki Nagahori – Neu-Hamburger und Sieger von Lübeck 2019.

Chung Man Chan (li.) gegen Yuki Nagahori in der vierten Runde.
Chung Man Chan (li.) gegen Yuki Nagahori in der vierten Runde.

Da Yuki seine Partie gegen das Hamburger Shôgitalent Anton Borysov in den Sand setze, ergab sich nach der 5ten und letzten Runde die Notwendigkeit zu einem Tiebreak – gemäß der Tradition des Shôgi Kyu Cups Hamburg. Bei Punktegleichheit werden die direkten Ergebnisse nicht gezählt – es wird in einem Tiebreak ausgeblitzt. Hier konnte sich Chung Man gegen Yuki durchsetzen. Herzlichen Glückwunsch!

René Gralla wies auf einen interessanten Umstand hin: seit Jahren werden unsere Shôgi Aktivitäten vom „chinesischen“ Konfuzius Institut massiv unterstützt; so auch diesmal. Shôgi erfreut sich auch in China seit Jahren wachsender Beliebtheit und Spielstärke. Insofern hatte der diesjährige Gewinner chinesischer Herkunft gegen einen Zweitplatzierten aus Japan so eine Art Heimvorteil, den dieser zu nutzen verstand …

Nach dem Ende dieses wieder in sehr freundschaftlicher Atmosphäre durchgeführten Turniers freuen wir uns schon auf den 18. April 2020: Dann findet das „Shôgi Open Hamburg“ statt. Der vormalige „Alster Cup“ wurde in „Shôgi Open Hamburg“ umbenannt, um klarer zum Ausdruck zu bringen, dass dieses Turnier offen für alle Teilnehmer ist – im Gegensatz zum „Shôgi Kyu Cup Hamburg“.

Uwe Frischmuth & René Gralla
Shôgi Hamburg

Die Teilnehmer des 6. Shôgi Kyu Cup.
Die Teilnehmer des 6. Shôgi Kyu Cup, und die Verantwortlichen des Konfuzius-Instituts (2. R. li.)

6. Shôgi Kyu Cup Hamburg 2019, 2019-11-09, Ergebnisse

Nr Name Nat Grade ELO 1 2 3 4 5 Pts +/-
1 Chan Chung Man HK 2 Kyu 1596 7+ 4+ 3+ 2- 5+ 4 6
2 Nagahori Yuki JAP 1720* 5+ 3- 6+ 1+ 4+ 4
3 Borysov Anton UKR 5 Kyu 1257 10+ 2+ 1- 4- 6+ 3 99
4 Gralla René DE 5 Kyu 1261 11+ 1- 9+ 3+ 2- 3 36
5 Krahe Fabian DE 6 Kyu 1257 2- 13+ 7+ 8+ 1- 3 37
6 Frischmuth Uwe DE 3 Kyu 1340 14+ 8+ 2- 10+ 3- 3 0
7 Iwasaki Ingo DE 7 Kyu 1181 1- 11+ 5- 13+ 9+ 3 16
8 Köhler Ingo DE 5 Kyu 1292 9+ 6- 13+ 5- 10+ 3 -7
9 Wolff Martin DE 9 Kyu 991 8- 14+ 4- 11+ 7- 2 31
10 Ishii Masaomi JAP 11 Kyu 762 3- 0+ 14+ 6- 8- 2 71
11 Meinköhn Niels DE 11 Kyu 860 4- 7- 12+ 9- 14+ 2 45
12 Müller Rolf DE 14 Kyu 538 0- 0- 11- 14- 13+ 1 24
13 Meinköhn Sven DE 1* 0+ 5- 8- 7- 12- 1
14 Meinköhn Ian DE 8 Kyu 1070 6- 9- 10- 12+ 11- 1 -52

Promoting Nagahori Yuki to 2 Kyu
Promoting Krahe Fabian to 5 Kyu
Promoting Iwasaki Ingo to 6 Kyu
Promoting Wolff Martin to 8 Kyu
Promoting Meinköhn Niels to 10 Kyu

Shôgi im Japanischen Teehaus 2019

Die Verfechter der schönsten aller Schachvarianten haben auch in diesem Sommer wieder den Japanischen Garten in Planten un Blomen unsicher gemacht. An drei Sonntagen kamen zahlreiche Besucher und lernten das königliche Spiel Japans näher kennen. Wie so oft waren nicht nur zahlreiche Hamburger interessiert, auch viele Touristen, die nur zufällig vorbeikamen, blieben gerne für ein halbes Stündchen, um sich die Regeln erklären zu lassen. So wird das Japanschach nicht nur in Hamburg immer bekannter, sondern auch in Dänemark, Spanien oder der Ukraine. Hamburg ist und bleibt das Tor zur Welt – auch in Sachen Shôgi.

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2019-06-02 Shôgi Jap Teehaus_002

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Wir freuen uns auch darüber, dass in diesem Jahr abermals in Deutschland residierende Japaner vorbeikamen, um mit uns eine Partie Shôgi zu spielen.

2019-08-04 Shôgi Jap Teehaus_009

Wir danken allen, die diese Sonntage wieder zu einem vollen Erfolg gemacht haben. Darunter Ishii Masaomi, Rolf Müller, Anton Borysov, Alexandra Bumagina, Nagahori Yuki, Wolfgang Reher, René Gralla und Fabian Krahe. Unser Dank geht auch an die zahlreichen Gô-Spieler, allen voran und stellvertretend Peter Splettstößer, mit denen es wie immer ein Vergnügen war, die Nachmittage zu verbringen. Außerdem danken wir Planten un Blomen, dass sie uns wieder die Möglichkeit gaben, an diesem wundervollen Ort das japanische Schach zu präsentieren.

Bis im nächsten Jahr
Fabian Krahe
2019-08-04 Shôgi Jap Teehaus_007

Postscriptum von René Gralla

… übrigens kam während des Auftakts der Sommersaison 2019 für abgezockte Strategen im Japanischen Teehaus am ersten Junisonntag (2.6.2019) neben Shogi und Go sogar noch ein weiteres fernöstliches Boardgame zum Einsatz, nämlich das „Xiangqi“ aus dem Reich der Mitte …

Spaß beim Mattsetzen nach jenem Regelwerk, das schon Chinas hochverehrter Kong Fu Zi aka Meister Konfuzius (ca. 551 - 479 v. Chr.) empfohlen hat: Liang Peiyun (vorne rechts) mit René Gralla (li. stehend) und Xiangqi-Brett (links neben Liang Peiyun auf der Bank). Foto: Rolf Müller.
Spaß beim Mattsetzen nach jenem Regelwerk, das schon Chinas hochverehrter Kong Fu Zi aka Meister Konfuzius (ca. 551 – 479 v. Chr.) empfohlen hat: Liang Peiyun (vorne rechts) mit René Gralla (li. stehend) und Xiangqi-Brett (links neben Liang Peiyun auf der Bank). Foto: Rolf Müller.

… eine spontane Erweiterung des Angebots aus der Schatztruhe asiatischer Kombinationskunst und zugleich ein schönes Beispiel dafür, dass gemeinsames Spiel auch angeblich unüberwindbare kulturelle Antagonismen locker auflösen kann.

Sind auch in diesem Shogi-Sommer wieder die unverzichtbaren Stützen des Orga-Teams im Japanischen Teehaus gewesen: Hamburgs Sensei Masaomi Ishii (li.) und der Webmaster von Shogi Hamburg, Fabian Krahe (re.). Foto: Rolf Müller.
Sind auch in diesem Shogi-Sommer wieder die unverzichtbaren Stützen des Orga-Teams im Japanischen Teehaus gewesen: Hamburgs Sensei Masaomi Ishii (li.) und der Webmaster von Shogi Hamburg, Fabian Krahe (re.). Foto: Rolf Müller.

Shôgi in Müllers Garten: Zum Gedenken an den Wiederaufbau des professionellen Shôgi vor 150 Jahren in Japan – Das „Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019“ in Lübeck

Von René Gralla

Zum Turnierergebnis unten

Bunte Fahnen vor blauem Sommerhimmel. Eine Holzkonstruktion, von der lange weiße Tücher als Sichtblenden und Schattenspender hängen, rahmt die Terrasse. Wo auf Tischen helle Bretter warten, über deren Planquadrate sich fünfeckige Plättchen verteilen, die markiert sind mit asiatischen Schriftzeichen.
Eine Szene wie aus einem Samuraifilm. Und tatsächlich wird hier in einem idyllischen Lübecker Garten fernöstliche Art of War vom Feinsten zelebriert. Und niemand würde sich wohl wundern, wenn Tokugawa Ieyasu himself gleich um die Ecke gebogen käme, um den ihm gebührenden Platz auf dem Feldherrnhügel einzunehmen. Schließlich hat der legendäre Shôgun, der die Nation nach langen Bürgerkriegswirren 1600 befriedete, gerne und häufig das Schach seiner Samurai gezockt.

Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019 008
Eine gute Zeit mit Shôgi: Turniergastgeberin Ritsuko Müller (hinten re. stehend) mit Supporterin Mayumi Kamaguchi (hinten li. stehend); an den Brettern der spätere Turniersieger Yuki Nagahori (li. vorne sitzend), der Zweitplatzierte Fabian Krahe (re. vorne sitzend), der Drittplatzierte Uwe Frischmuth (hinten sitzend als zweiter von li.) und Hamburgs Shôgi-Urgestein Masaomi Ishii (hinten sitzend als zweiter von re.). Foto: Rolf Müller

Und deswegen ist es natürlich Ehrensache, dass die Mattkunst aus dem Reich des Tennô auch im traditionsbewussten deutsch-japanischen Haushalt der Müllers ihren festen Platz einnimmt. „Shôgi führt Ausländer spielerisch an Japans faszinierende Kultur heran“, schwärmt der 55-jährige Rolf Müller, im Hauptberuf ein diplomierter Maschinenbauingenieur. Folgerichtig veranstalteten Ritsuko Müller und Ehemann Rolf bereits Ende Februar 2016 im Katharineum einen ersten Shôgi-Wettkampf im einstigen Epizentrum des Kaufmannsbundes Hanse (und der damals neunjährige Filius Markus Müller schnappte sich locker den Cup in der Jugendkonkurrenz). Im Juli 2017 baten die Japanschach-Enthusiasten zu einem Workshop mit lecker Grillen in ihre Grüne Oase in Lübecks Quartier St. Jürgen. Und nun am 22. Juni 2019 der dritte Streich, dazu in einem nicht alltäglichen Format: ein Hausturnier bei Müllers an der Ratzeburger Allee.

Die stolzen Gastgeber des Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019: Ritsuko und Rolf Müller
Die stolzen Gastgeber des Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019: Ritsuko und Rolf Müller

Vor einem besonderen historischen Hintergrund: Japans organisiertes Shôgi trudelte 1869 in eine schwere Krise, als Kollateralschaden radikaler Reformen, mit denen Tokio damals Anschluss an die Moderne suchte. Der energische Meister Ôhashi Soyo, 7 Dan, wollte nicht tatenlos zugucken: Der improvisationsbegabte Mann startete vor genau 150 Jahren eine Serie von Matches in seinem privaten Anwesen, das sich auf diese Weise zur Geburtsstätte des neuformierten Shôgisports auf den Inseln unter dem Sonnenbanner mauserte.
Eine epochale Initiative, die gewürdigt worden war in einem Artikel, den das (längst eingestellte) englischsprachige Magazin „Shôgi“ im November 1984 veröffentlicht hatte.

Zum Artikel
John Fairbairn, The Sound of Silence, in: Shogi 52, Nov 1984, S. 13-14.

Besagte Publikation grub der Autor René Gralla per Zufall in einem Hamburger Antiquariat aus und leitete den Fund weiter an das Shôgiteam Müller. Und das wiederum hat jetzt die Aktivisten Ritsuko und Rolf zu einem stilgerechten eigenen Event inspiriert: ein würdiges „Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019“ in intimer Atmosphäre an einem lauschig-warmen Samstagnachmittag, gut gelaunt und chillig und trotzdem rockend mit Herz und Schweiß, zur Freude der Schlachtenbummler aus Lübecks Nippon-affiner Community.

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Shôgi makes Friends! Gastgeberin Ritsuko Müller (re.) von der Ohashi-Soyo-Shôgi-Memorial-Orga mit Supporterin Mayumi Kamaguchi (2.v.re.), Schlachtenbummler Dietrich Bollmann (2.v.li.), Schiedsrichter Wolfgang Reher (4.v.li.) sowie den Turnierteilnehmern Masaomi Ishii (li.), Yuki Nagahori (3.v.li.), Fabian Krahe (4.v.li.) und Uwe Frischmuth (3.v.re.). Foto: Rolf Müller

„Im ersten Moment wirkt das Spielgeschehen etwas verwirrend“, meint der 53-jährige Informatiker Dietrich Bollmann, lässt sich alsbald jedoch vom Shôgivirus infizieren und fiebert mit bis zum Finale. Desgleichen die Dermatologin Mayumi Kamaguchi: „Super, dass auch Deutsche unser Shôgi lieben! Das hätte ich nicht erwartet.“ Die promovierte Wissenschaftlerin aus Sapporo forscht momentan an der Uni Lübeck.

Shôgi is fun! Turniersieger Yuki Nagahori (2.v.li.) mit Hamburgs unverwüstlichem Masaomi Ishii (3.v.li.) sowie Gastgeber Rolf Müller (re.), Zuschauer Dietrich Bollmann (2.v.re.) sowie Shôgi-Autor René Gralla (li.). Foto: Ritsuko Müller
Shôgi is Fun! Turniersieger Yuki Nagahori (2.v.li.) mit Hamburgs unverwüstlichem Masaomi Ishii (3.v.li.) sowie Gastgeber Rolf Müller (re.), Zuschauer Dietrich Bollmann (2.v.re.) sowie Shôgi-Autor René Gralla (li.). Foto: Ritsuko Müller

Sechs Kandidaten messen sich im Round Robin-Modus, als Schiedsrichter agiert der Segeberger Haudegen Wolfgang Reher, 4 Kyu, gewohnt kompromisslos und meinungsstark.

Nicht nur als Referee aktiv, sondern in den Pausen auch ein engagierter Shôgi-Lehrer: Schiedsrichter Wolfgang Reher (hinten re.) brieft die neuen Fans Mayumi Kamaguchi (vorne li.) und Dietrich Bollmann (vorne re.), Hausherrin Ritsuko Müller von der Turnier-Orga sekundiert (hinten li.). Foto: Rolf Müller
Nicht nur als Referee aktiv, sondern in den Pausen auch ein engagierter Shôgi-Lehrer: Schiedsrichter Wolfgang Reher (hinten re.) brieft die neuen Fans Mayumi Kamaguchi (vorne li.) und Dietrich Bollmann (vorne re.), Hausherrin Ritsuko Müller von der Turnier-Orga sekundiert (hinten li.). Foto: Rolf Müller

Überraschend entwickeln sich dagegen die Rundenkämpfe: Topfavorit Uwe Frischmuth, 3 Kyu, muss zwei herbe Klatschen einstecken, eine davon verabreicht von Shôgi-Hamburg-Webmaster Fabian Krahe, 6 Kyu, der in der Travemetropole ein sensationelles Comeback feiert.

Holt respektlos den Knüppel raus: Fabian Krahe (hinten li., teilweise verdeckt) feilt an einem gemeinen Plan, gegen den Uwe Frischmuth (hinten re.) kein Rezept finden wird; im Vordergrund das Duell der japanischen Expatriates Masaomi Ishii (li.) gegen Yuki Nagahori (re.). Foto: Ritsuko Müller
Holt respektlos den Knüppel raus: Fabian Krahe (hinten li., teilweise verdeckt) feilt an einem gemeinen Plan, gegen den Uwe Frischmuth (hinten re.) kein Rezept finden wird; im Vordergrund das Duell der japanischen Expatriates Masaomi Ishii (li.) gegen Yuki Nagahori (re.). Foto: Ritsuko Müller

Am Ende triumphiert freilich ein Native Player: der 30-jährige Yuki Nagahori, aufgewachsen in Chiba nahe Tokio und aktuell Sales-Planer bei einem Norderstedter Unternehmen.

Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019 011
Der Gewinner des Ohashi Soyo-Shôgi-Memorial-Pokals Yuki Nagahori (re.) nach souveränem Durchmarsch mit Shôgi-Autor René Gralla (li.) bei der Siegerehrung. Foto: Rolf Müller

Die Ehre der Ausrichterstadt Lübeck wird tapfer verteidigt von Rolf Müller, der unverdrossen die Stellung hält auf dem sechsten Rang und sich als Lohn freuen darf auf die avisierte Beförderung zum 14. Kyu.

Das Erinnerungsfoto zum Abschluss des "Ohashi Soyo Shôgi-Memorial 2019": in der ersten Reihe Turniersieger Yuki Nagahori (Mitte), der Zweitplatzierte Fabian Krahe (re.) und der Drittplatzierte Uwe Frischmuth (li.); in der hinteren Reihe (von li. nach re.) Lübecks Vertreter und Gastgeber Rolf Müller (Rang 6 und Promotion zum 14. Kyu), Gastgeberin Ritsuko Müller, Shôgi-Autor René Gralla (4. Platz), Masaomi Ishii (5. Platz und Promotion zum 11. Kyu), Schiedsrichter Wolfgang Reher.
Das Erinnerungsfoto zum Abschluss des „Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019“: in der ersten Reihe Turniersieger Yuki Nagahori (Mitte), der Zweitplatzierte Fabian Krahe (re.) und der Drittplatzierte Uwe Frischmuth (li.); in der hinteren Reihe (von li. nach re.) Lübecks Vertreter und Gastgeber Rolf Müller (Rang 6 und Promotion zum 14. Kyu), Gastgeberin Ritsuko Müller, Shôgi-Autor René Gralla (4. Platz), Masaomi Ishii (5. Platz und Promotion zum 11. Kyu), Schiedsrichter Wolfgang Reher.

Ein hoch verdienter Schritt nach vorn, der passend unterstrichen wird durch einen Special Award, den René Gralla bei der Siegerehrung an die gastgebenden Ritsuko und Rolf Müller überreicht: eine von Gralla in Studententagen angefertigte Farbstiftzeichnung, die er entdeckt hat im Nachlass seiner 2017 verstorbenen Mutter Ingrid Gralla, die stets eine begeisterte Förderin der Schachkultur war.

Schachkulturliebhaberin Ingrid Gralla (1930 - 2017; hier auf einem Bild, das im August 1991 aufgenommen wurde auf der Wanderdüne Rubjerg Knude nördlich von Lökken in Jütland, Dänemark), aus deren Nachlass zum Lübecker Shogi-Event 2019 der Special Award beigesteuert worden ist für Ritsuko und Rolf Müller, die das "Ohashi Soyo-Memorial"-Turnier perfekt organisiert haben. Reproduktion des Fotos: Wolfgang Geise
Schachkulturliebhaberin Ingrid Gralla (1930 – 2017; hier auf einem Bild, das im August 1991 aufgenommen wurde auf der Wanderdüne Rubjerg Knude nördlich von Lökken in Jütland, Dänemark), aus deren Nachlass zum Lübecker Shogi-Event 2019 der Special Award beigesteuert worden ist für Ritsuko und Rolf Müller, die das „Ôhashi Soyo Memorial“-Turnier perfekt organisiert haben. Reproduktion des Fotos: Wolfgang Geise

Das Motiv der Komposition – eine Hommage an die berühmten Steinfiguren von der Osterinsel, die auf dem pazifischen Eiland entschlossen in die Ferne schauen – bringt die ehrgeizigen Pläne von Ritsuko und Rolf Müller optisch auf den Punkt: Lübeck soll endlich fit gemacht werden für Shôgi. Dem unvergessenen Ôhashi Soyo (um 1835 – 1881) würde das gewiss gefallen …

Der Special Award für Ritsuko und Rolf Müller: eine von Shôgi-Autor René Gralla mit Farbstiften geschaffene Zeichnung aus den frühen 1970-er Jahren, die nicht ganz zufällig an die Osterinsel erinnert … . Foto: Rolf Müller
Der Special Award für Ritsuko und Rolf Müller: eine von Shôgi-Autor René Gralla mit Farbstiften geschaffene Zeichnung aus den frühen 1970-er Jahren, die nicht ganz zufällig an die Osterinsel erinnert … . Foto: Rolf Müller

… während es vom gestrengen Sensei garantiert Schelte gesetzt hätte für den Verfasser dieses Textes. Denn René Gralla war offenbar die Genugtuung darüber, das Ôhashi Soyo Shôgi Memorial 2019 mitverantwortlich auf den Weg gebracht zu haben, dermaßen zu Kopf gestiegen, dass er in Serie lächerlich patzte und Partien derbe versemmelte.

Da ahnt er noch nicht, dass er auch diese Partie in die Tonne treten wird: René Gralla (li.) rumpelt in seine dritte Pleite (gegen Uwe Frischmuth, re.). Foto: Rolf Müller
Da ahnt er noch nicht, dass er auch diese Partie in die Tonne treten wird: René Gralla (li.) rumpelt in seine dritte Pleite (gegen Uwe Frischmuth, re.). Foto: Rolf Müller

So dass sich inzwischen ernsthaft die Frage stellt, ob der Autor im schönen Shôgisport vielleicht doch schon sein Pulver verschossen hat.

Das persönliche Limit ausgereizt?! Womöglich hat sich die total erschlaffte Atmosphäre auf diesem Bild aus einer frühen Phase seiner Biographie, als Shôgi-Autor René Gralla dienstverpflichtet war zu einer intellektuell kaum fordernden, dafür aber handfesten Version der Martial Arts (ein Schnappschuss während des Grundwehrdienstes im Juli 1973 in der Liliencron-Kaserne Kellinghusen), viereinhalb Jahrzehnte später als nachgerade prophetisch herausgestellt: THE DUDE RULES … . Reproduktion des Fotos: Wolfgang Geise
Das persönliche Limit ausgereizt?! Womöglich hat sich die total erschlaffte Atmosphäre auf diesem Bild aus einer frühen Phase seiner Biographie, als Shôgi Autor René Gralla dienstverpflichtet war zu einer intellektuell kaum fordernden, dafür aber handfesten Version der Martial Arts (ein Schnappschuss während des Grundwehrdienstes im Juli 1973 in der Liliencron-Kaserne Kellinghusen), viereinhalb Jahrzehnte später als nachgerade prophetisch herausgestellt: THE DUDE RULES … . Reproduktion des Fotos: Wolfgang Geise


Ohashi Soyo-Shogi-Memorial 2019, Lübeck, Germany : 2019-06-22 Result

Nr Name Vorname Nat Grade ELO 1 2 3 4 5 Pts +/-
1 Nagahori Yuki JP NN 1698* 4+ 3+ 5+ 6+ 2+ 5 *
2 Krahe Fabian DE 6 Kyu 1178 6+ 4+ 3+ 5+ 1- 4 79
3 Frischmuth Uwe DE 3 Kyu 1443 5+ -1 -2 4+ 6+ 3 -17
4 Gralla René DE 5 Kyu 1274 -1 -2 6+ -3 5+ 2 -13
5 Ishii Masaomi JP 12 Kyu 731 -3 6+ -1 -2 4- 1 31
6 Müller Rolf DE 15 Kyu 515 -2 -5 -4 -1 3- 0 23

Promoting Ishii Masaomi to 11 Kyu
Promoting Müller Rolf to 14 Kyu

Bericht: Shôgi auf dem Hamburger Japan-Festival 2018

Bei bestem Wetter fanden sich am Samstag zahlreiche Besucher beim Hamburger Japan-Festival 2018 im japanischen Garten von Planten un Blomen ein. Nachdem wir im letzten Jahr einmal ausgesetzt hatten, strömten diesmal, dem Wetter sei’s gedankt, viele interessierte Besucher zum Shôgi-Workshop. René Gralla erzählte gerne über die kulturellen Hintergründe der japanischen Variante des königlichen Spiels, während Jürgen Woscidlo, Masaomi Ishii, Rolf Müller, Nils Meinköhn und Fabian Krahe die Bretter zum Glühen brachten, als sie vielen Neulingen das Japanschach regeltechnisch näher brachten. Untermalt wurde das ganze von japanischer Musik, den Kampfschreien der Budo-Vorführungen und dem leckeren Duft japanischen Essens.
Unser Dank geht an die Organisatoren und allen, die dabei geholfen haben diesen vergnüglichen Nachmittag zu gestalten!

Japan Festival 2018-001

Japan Festival 2018-002

Japan Festival 2018-003

Kurzbericht: Shôgi-Workshop im Museum Lüneburg

Anlässlich der Ausstellung: „Begegnungen hinter Stacheldraht. Deutsche Kriegsgefangene im Lager Bandō in Japan 1917–1920“, die vom 28. April bis zum 27. August 2017 im Museum Lüneburg zu sehen ist, begaben die Hamburger Shôgispieler auf große Reise und boten am 24. Juni im Museum einen Workshop rund um das Schach der Samurai an. René Gralla, Jürgen Woscidlo, Uwe Frischmuth, Rolf Müller, Masaomi Ishii, Jürgen Reher und Fabian Krahe konnten sich über reges Interesse der Museumsbesucher freuen. Und zwischen Regelerklärungen, Testspielen und der Vermittlung kultureller Hintergründe blieb sogar Zeit für einige spannende Matches.

2017-06-24 Museum Lüneburg Shôgi Workshop 002

Wir danken herzlich dem Museum Lüneburg für die Möglichkeit das königliche Spiel Japans präsentieren zu können und allen Beteiligten für den schönen und erfolgreichen Workshop.

Fabian Krahe

2017-06-24 Museum Lüneburg Shôgi Workshop 003