Und das sechste Pferd ging an: Chung Man Chan! Bericht vom Shôgi Kyu Cup Hamburg 2019

Er läuft und läuft … zum sechsten Mal nun schon wurde der Shôgi Kyu Cup am 9. November 2019 in Hamburg ausgespielt.
Ein Erfolgsgeheimnis dürfte die anregende Mischung aus vorwiegend lokalen Spielern und weiter Angereisten sein. Obgleich das Turnier sein Stammpublikum hat, tauchen beileibe nicht immer dieselben Teilnehmer auf. Trotzdem kamen wir auch dieses Jahr auf 14 Teilnehmer, davon im strengen Sinne 4 Jugendspieler. Die haben sich dieses Mal sogar ohne ihren angestammten Mentor, den Harburger Schachlehrer Jürgen Woscidlo, angemeldet, um ihre Spielkünste zu verbessern. Alle Achtung.
Was ist vom Gesamt-Turniergeschehen erwähnenswert?

René Gralla (li.) und Rolf Müller.
Rolf Müller (re.) und René Gralla.

Zum Einen die Anmeldung von Rolf Müller aus Lübeck. Hatte er doch in seinem Haus und Garten im Sommer 2019 ein eigenes Lübecker Turnier ins Leben gerufen, welches fabelhaft bei den Teilnehmern ankam. Rolf ließ sich von seinen – schon fast ‚konstant spärlich‘ zu nennenden Erfolgserlebnissen am Brett – nicht beirren und meldete sich wieder zum Shôgi Kyu Cup an! Selbst von einem Unfall, der die Autobahn stundenlang blockierte, ließ er sich nicht dauerhaft aufhalten, weshalb er zwei Runden verpasste. Ein wichtiger Zusatzgrund für diesen Einsatz wurde sogleich von ihm auf den Tisch gestellt – reichlich Kuchen für die Teilnehmer, welche sich nicht zweimal bitten ließen, … „Das Turnier“ belohnte ihn dafür auf seine Weise: er wurde nicht Letzter!
Wolfgang Reher, der sich nach seinem zweiten Platz beim Kyu Cup 2015 offensichtlich nach neuen Herausforderungen abseits des Shôgi-Bretts umschaut, flanierte wieder einmal als helfender Beobachter durch den Turniersaal.
Ingo Köhler, Vorjahressieger, wollte sich auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen und suchte erneut die Herausforderung; die dieses Jahr härter ausfiel. Seinem Kyu Pferd zuhause war das sicherlich egal.

Ingo Köhler (re.) im Spiel vertieft gegen Uwe Frischmuth.
Ingo Köhler (re.) im Spiel vertieft gegen Uwe Frischmuth.

Besondere Freude musste Ingo Iwasaki empfunden haben. Hatte er letztes Jahr noch leicht geknickt den Spielsaal wegen seines persönlichen Turnierverlaufs verlassen– so lieferte er dieses Mal eine ihm entsprechende Leistung ab. Geht doch!

Ingo Iwasaki (re.) gegen Ian Meinköhn.
Ingo Iwasaki (re.) gegen Niels Meinköhn.

Die hohe Leistungsdichte zeigte sich dieses Jahr besonders deutlich. Neben den beiden ersten Turnierplätzen erreichten gleich 6 von 14 Teilnehmern 3 Punkte, welche sich auf die Plätze 3-8 verteilten. Anton Borysov, 14 Jahre alt, hatte bereits bei seinem Sieg gegen Yuki Nagahori eine besonders starke Duftmarke gesetzt, die er mit einem Sieg gegen Uwe Frischmuth noch verstärkte. Da ihm in sehr aussichtsreicher Stellung gegen René Gralla dann doch die Puste ausging, blieb ihm „nur“ der dritte Platz in der Abschlusswertung. Andernfalls hätte er um den Turniersieg mitgespielt. Trotzdem eine Riesenleistung, Anton!

Bester Hamburger Jugendspieler: Anton Borysov.
Bester Hamburger Jugendspieler: Anton Borysov.

Auch der viertplatzierte René Gralla schien mit seiner Leistung versöhnt, ist er doch Anton Borysov in letzter Sekunde trickreich von der Schippe gesprungen. Das Hamburger Urgestein Fabian Krahe landete als vorgewerteter 7ter auf dem 5ten Platz – welches für ihn zufriedenstellend sein dürfte.

Niels, Ian und Sven Meinköhn zusammen mit dem Turniersieger Chung Man Chan.
Niels, Ian und Sven Meinköhn zusammen mit dem Turniersieger Chung Man Chan.

Die hinteren Platzierungen sind allesamt mit einem zählbaren Punkt nach Hause gegangen. Darunter die drei Meinköhn-Brüder Niels, Ian und Sven, die sich weiterhin im Turniersaal blicken lassen.
Martin Wolff hatte mit 2 Punkten ein wohl durchwachsenes Ergebnis. Aber als Teilnehmer der gerade beendeten diesjährigen Janggi Weltmeisterschaft in China konnte er seine positiven Erinnerungen daran wohl beim Shôgi doch nicht ganz abschalten.

Martin Wolff (re.) gegen Niels Meinköhn.
Martin Wolff (re.) gegen Niels Meinköhn.

Unser Gründervater Masaomi Ishii hatte diesmal etwas mehr Erfolg als beim letztmaligen Alster Cup im April 2019, auf den wir an dieser Stelle aufmerksam machen wollen.

Masaomi Ishii (dritte v. re.)
Masaomi Ishii (dritte v. re.)

Das wichtigste zuletzt: auch seine Anmeldung als erster Spieler – unmittelbar nach der Siegerehrung zum Kyu Cup 2018 – hat in Chung Man Chan wohl die Kräfte freigesetzt, die es zu einem Turniersieg braucht. Er wollte es wissen. Formell an zweiter Stelle der Teilnehmerliste gesetzt, wollte er den missglückten Versuch im letzten Jahr ungeschehen machen. Der Turnierverlauf machte es Chung Man Chan auch diese Jahr nicht einfach – verlor er doch ausgerechnet gegen Yuki Nagahori – Neu-Hamburger und Sieger von Lübeck 2019.

Chung Man Chan (li.) gegen Yuki Nagahori in der vierten Runde.
Chung Man Chan (li.) gegen Yuki Nagahori in der vierten Runde.

Da Yuki seine Partie gegen das Hamburger Shôgitalent Anton Borysov in den Sand setze, ergab sich nach der 5ten und letzten Runde die Notwendigkeit zu einem Tiebreak – gemäß der Tradition des Shôgi Kyu Cups Hamburg. Bei Punktegleichheit werden die direkten Ergebnisse nicht gezählt – es wird in einem Tiebreak ausgeblitzt. Hier konnte sich Chung Man gegen Yuki durchsetzen. Herzlichen Glückwunsch!

René Gralla wies auf einen interessanten Umstand hin: seit Jahren werden unsere Shôgi Aktivitäten vom „chinesischen“ Konfuzius Institut massiv unterstützt; so auch diesmal. Shôgi erfreut sich auch in China seit Jahren wachsender Beliebtheit und Spielstärke. Insofern hatte der diesjährige Gewinner chinesischer Herkunft gegen einen Zweitplatzierten aus Japan so eine Art Heimvorteil, den dieser zu nutzen verstand …

Nach dem Ende dieses wieder in sehr freundschaftlicher Atmosphäre durchgeführten Turniers freuen wir uns schon auf den 18. April 2020: Dann findet das „Shôgi Open Hamburg“ statt. Der vormalige „Alster Cup“ wurde in „Shôgi Open Hamburg“ umbenannt, um klarer zum Ausdruck zu bringen, dass dieses Turnier offen für alle Teilnehmer ist – im Gegensatz zum „Shôgi Kyu Cup Hamburg“.

Uwe Frischmuth & René Gralla
Shôgi Hamburg

Die Teilnehmer des 6. Shôgi Kyu Cup.
Die Teilnehmer des 6. Shôgi Kyu Cup, und die Verantwortlichen des Konfuzius-Instituts (2. R. li.)

6. Shôgi Kyu Cup Hamburg 2019, 2019-11-09, Ergebnisse

Nr Name Nat Grade ELO 1 2 3 4 5 Pts +/-
1 Chan Chung Man HK 2 Kyu 1596 7+ 4+ 3+ 2- 5+ 4 6
2 Nagahori Yuki JAP 1720* 5+ 3- 6+ 1+ 4+ 4
3 Borysov Anton UKR 5 Kyu 1257 10+ 2+ 1- 4- 6+ 3 99
4 Gralla René DE 5 Kyu 1261 11+ 1- 9+ 3+ 2- 3 36
5 Krahe Fabian DE 6 Kyu 1257 2- 13+ 7+ 8+ 1- 3 37
6 Frischmuth Uwe DE 3 Kyu 1340 14+ 8+ 2- 10+ 3- 3 0
7 Iwasaki Ingo DE 7 Kyu 1181 1- 11+ 5- 13+ 9+ 3 16
8 Köhler Ingo DE 5 Kyu 1292 9+ 6- 13+ 5- 10+ 3 -7
9 Wolff Martin DE 9 Kyu 991 8- 14+ 4- 11+ 7- 2 31
10 Ishii Masaomi JAP 11 Kyu 762 3- 0+ 14+ 6- 8- 2 71
11 Meinköhn Niels DE 11 Kyu 860 4- 7- 12+ 9- 14+ 2 45
12 Müller Rolf DE 14 Kyu 538 0- 0- 11- 14- 13+ 1 24
13 Meinköhn Sven DE 1* 0+ 5- 8- 7- 12- 1
14 Meinköhn Ian DE 8 Kyu 1070 6- 9- 10- 12+ 11- 1 -52

Promoting Nagahori Yuki to 2 Kyu
Promoting Krahe Fabian to 5 Kyu
Promoting Iwasaki Ingo to 6 Kyu
Promoting Wolff Martin to 8 Kyu
Promoting Meinköhn Niels to 10 Kyu

Janggi auf dem Korea-Tag 2018

Von Jürgen Woscidlo

Die spannende koreanische Schachvariante „Janggi“ ist nun bereits zum dritten Mal auf dem Hamburger Korea-Tag präsentiert worden. Am 15. Dezember 2018 lud die Deutsch-Koreanische Gesellschaft Hamburg e.V. (DKGH) ein zum Koreanischen Festival 2018 in das „Museum am Rothenbaum“ (kurz: MARKK), und dort mischte an diesem Adventssonnabend auch die „Janggi Platform Germany“ mit an mehreren Tischen im Kuppelsaal des imposanten Traditionsbaus, der unlängst noch unter dem Namen „Völkerkundemuseum“ firmierte.

Hauptevent war das „Admiral Yi Sun-sin Janggi Memorial 2018“. Das Turnier wurde dem Retter Koreas (geb. am 28. April 1545) gegen die Japaner gewidmet, weil sich der Todestag des heldenhaften Flottenkommandanten (16. Dezember 1598) einen Tag nach der Veranstaltung zum 420. Mal jährte.

20181215_114614 webDen geschichtsträchtigen Leistungsvergleich gewann Niels Meinköhn vor seinem Bruder Ian; hinter dem Spitzenduo überquerten der Drittplatzierte Kerem Kuruca sowie Verfolger Sven Meinköhn die Ziellinie.

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Parallel zum Wettkampfgeschehen luden Bretter die Festivalbesucher dazu ein, das Janggi näher kennenzulernen und gleich praktisch auszuprobieren. Dabei durften Jürgen Woscidlo und Dr. René Gralla, die Norddeutschlands Janggi-Community im MARKK vertraten, einen besonderen Gast an ihrem Stand begrüßen: Herrn Lee Jeong Pil vom Busan Metropolitan Traditional Orchestra. Der Kulturbotschafter aus der Hafenstadt am Japanischen Meer (anderslautend die offizielle Sprachregelung in Südkorea: Donghae, übersetzt: „Ostmeer“) erwies sich auch als Meister der Mattkombinationen: Gegen Jürgen Woscidlo bestritt er ein freundschaftliches Match über drei Runden und markierte nach spannungsgeladenen Duellen mit einem makellosen 3:0-Saldo seine echte Klasse.

Volle Pulle für Busan: Gegen Lee Jeong Pil (li.) konnte Hamburgs Jürgen Woscidlo (re.) keinen Stich landen.
Volle Pulle für Busan: Gegen Lee Jeong Pil (li.) konnte Hamburgs Jürgen Woscidlo (re.) keinen Stich landen.

Allen Teilnehmern am „Admiral Yi Sun-sin Janggi Memorial 2018“ ein großer Dank für tollen Sportsgeist und herzliche Glückwünsche zu den erfolgreichen Platzierungen. Und ein Extradank gilt Dr. René Gralla, der mit seinem 3D-Janggi-Set aus der Heimwerkstatt die Blicke der Festivalcrowd auf sich zog.

Janggi im 3D-Design aus der Heimwerkstatt von Dr. René Gralla. Foto: Jürgen Woscidlo
Janggi im 3D-Design aus der Heimwerkstatt von Dr. René Gralla. Foto: Jürgen Woscidlo
Flying Turtle Ship respektive Kanone der Roten Fraktion im phantasievollen Gralla-Design vor dem Abheben.
Flying Turtle Ship respektive Kanone der Roten Fraktion im Dystopian Wars-style Gralla-Design vor dem Abheben.
Ein Luftkreuzer aka Cannon der Blue Army macht sich bereit zum Durchstarten.
Ein Luftkreuzer aka Cannon der Blue Army macht sich bereit zum Durchstarten.
Das Match hat begonnen, und beide Parteien haben Flying Turtle Ship-Cannons jeweils ins Zentrum der eigenen Verbände einfliegen lassen.
Das Match hat begonnen, und beide Parteien haben Flying Turtle Ship-Cannons jeweils ins Zentrum der eigenen Verbände einfliegen lassen.

Fazit: Janggi auf dem Koreanischen Festival 2018 ließ auch manche Expatriates aus Fernost das spannende strategische Spiel ihrer Heimat wiederentdecken. Eine Rückbesinnung auf die Wurzeln der eigenen Spielkultur, die in Zeiten einer globalisierten Medienwelt notwendiger denn je zu sein scheint. Siehe die kessen Mädels der neuen K-Pop-Superband BLACKPINK: Im Clip zu ihrem aktuellen Megahit „DDU-DU DDU-DU“ haben Jisoo, Jennie, Rose und Lisa zwar ein Schach-(!!)-Motiv eingebaut …

… aber ab Minute 0:29 sehen wir dort leider nicht das ehrwürdige Janggi, sondern schnöde die Figuren des Internationalen Schachs!
Die „Janggi Platform Germany“ mit Frontmann Jürgen Woscidlo muss also noch heftige Überzeugungs- und Nachhilfearbeit leisten – sogar in Südkorea.
Eine erste Gelegenheit an ziemlich prominenter Stelle bietet sich dafür später in diesem Jahr, wenn BLACKPINK im Rahmen ihrer Welttournee 2019 das einzige Deutschlandkonzert in Berlin geben.

Bloß der Himbeerkuchen hat diesen Tag nicht überlebt … Zweites Internationales Janggi-Open am 13. Oktober 2018 in Hamburg

Von Jürgen Woscidlo

Nun bereits zum zweiten Mal rief Hamburg an einem Oktobersonnabend zum Internationalen Janggi-Open in den Norden der Republik. Gespielt wurde im Johannes-Brahms-Konservatorium, das sich im noblen Elbvorort Othmarschen nach der Turnierpremiere 2017 und verschiedenen Workshops als neues Zentrum für die Kultur des Koreanischen Schachs in der Hansestadt etabliert hat.
Zugleich war der frühherbstliche Wettkampf in Wahrheit bereits das dritte Janggi-Event in der Elbmetropole, und zwar nach einem Jugendturnier im Sommer 2015; als Ausrichterin fungierte seinerzeit die Integrative Grundschule Grumbrechtstraße in Hamburg-Heimfeld. Folgerichtig bildeten dann auch vier geniale Kids aus dem Kader der Grumbrechtstraße am 13. Oktober 2018 den stärksten Block unter den Kandidaten des diesjährigen Janggi-Open im Johannes-Brahms-Konservatorium. Wobei mit Ian Meinköhn ein echter Rising Star ins Rennen ging, aber auch dessen Brothers in Arms – das waren Kerem Kuruca, Sven Meinköhn und Niels Meinköhn – durften tunlichst nicht unterschätzt werden.

Gleich wird an der Pforte des gegnerischen Palasts gerüttelt: Shin-Gyu Kang, Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft Hamburg (rechts am Brett), und Turnierdirektor Jürgen Woscidlo (li.) eröffnen mit dem symbolischen ersten Zug das 2. Internationale Janggi-Open am 13. Oktober 2018 in der Hansestadt. Und auch Deutschlands Janggi-Spitzenspieler Uwe Frischmuth (vorne links) hat sich voller Tatendrang für einen spannenden Wettkampf in Position gebracht … während vordergründig bescheiden in der letzten Reihe schon der spätere Turniersieger Krzysztof Stoigniew Sieja wartet … (ganz hinten rechts).
Gleich wird an der Pforte des gegnerischen Palasts gerüttelt: Shin-Gyu Kang, Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft Hamburg (rechts am Brett), und Turnierdirektor Jürgen Woscidlo (li.) eröffnen mit dem symbolischen ersten Zug das 2. Internationale Janggi-Open am 13. Oktober 2018 in der Hansestadt. Und auch Deutschlands Janggi-Spitzenspieler Uwe Frischmuth (vorne links) hat sich voller Tatendrang für einen spannenden Wettkampf in Position gebracht … während vordergründig bescheiden in der letzten Reihe schon der spätere Turniersieger Krzysztof Stoigniew Sieja wartet … (ganz hinten rechts).

In seiner Begrüßungsrede zeichnete Turnierdirektor Jürgen Woscidlo die rasante Entwicklung nach, die der Janggi-Sport in Hamburg seit 2014 genommen hat, und er versprach, den eingeschlagenen Weg unbeirrt zu verfolgen. Anlässlich des 70. Geburtstages der Republik Korea drückte Woscidlo, der zugleich die Janggi-Online-Plattform Deutschland vertritt, gegenüber allen Koreanern, die der Eröffnungsfeier beiwohnten, die starke Hoffnung aus, dass ungeachtet der volatilen Lage in Fernost dort der Frieden bewahrt werden und sich der Wohlstand der Menschen weiter mehren möge.
Die Auftaktveranstaltung wurde musikalisch abgerundet durch eine Sonate des Komponisten Sergei Prokofjew (1891-1953). Prokofjew, ein Zeitgenosse von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975), repräsentiert den ungestümen Musikstil der jungen Sowjetunion, entsprechend leidenschaftlich auch der Vortrag auf der Bühne an diesem Vormittag. Als zweites Stück kam Koreas inoffizielle Hymne „Arirang“ zu Gehör; in instrumentaler Interpretation an Cembalo und Klavier durch Künstlerinnen und Künstler, die mehrfach schon bei „Jugend musiziert“ ausgezeichnet worden sind.
Den Startschuss für das eigentliche Turnier gab der Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft Hamburg (DKGH) persönlich: Herr Shin-Gyu Kang führte am Spitzenbrett symbolisch den ersten Zug aus. Während sich die unmittelbar anschließenden Rundenkämpfe, die im Round Robin-Modus (jeder gegen jeden) ausgefochten wurden, treffend unter der Überschrift „Klein schlägt Groß“ zusammenfassen ließen.
Ian Meinköhn watschte sowohl Uwe Frischmuth als auch Hamburgs-Janggi-Godfather Jürgen Woscidlo (!) schmerzhaft ab; Ian Meinköhn setzte sich auf diese Weise nicht allein als bester Schüler durch, sondern eroberte obendrein einen tollen dritten Platz im Gesamtklassement. Herzlicher Glückwunsch!

Niels Meinköhn (li.) gegen Kerem Kuruca (re.)
Niels Meinköhn (li.) gegen Kerem Kuruca (re.)

Kerem Kuruca bestritt äußerst erfolgreich sein erstes Janggi-Turnier: Er belegte in der Sonderwertung für Schüler den dritten Rang und durfte seinen ersten Pokal mit nach Hause nehmen. Zugleich schrieb Kerem Kuruca ein Stück Janggi-Geschichte: In einem Wettkampf nach den Regeln des Koreanischen Schachs ist er der vermutlich erste Denksportler mit türkischem Pass gewesen.
Niels Meinköhn demonstrierte solide Leistungen am Brett und erreichte Platz 5 in der Schlussabrechnung. Auch dieses Mitglied aus der hungrigen Truppe der Jungen Wilden zeigte keinen Respekt vor vermeintlich verdienten Namen und trickste gleich in der ersten Runde seinen vormaligen Lehrmeister Jürgen Woscidlo aus.
Keine Schonung gewährten sich die beiden Lokalmatadoren Uwe Frischmuth und Jürgen Woscidlo, sobald das einander in herzlicher Rivalität verbundene Duo vom Elbstrand in den Ring gestiegen war. Ungeniert klaubte Frischmuth rasch einen Vorteil an wichtigem Material zusammen, und der so genannte „Palast“, ergo der Schlüssel- und Angelpunkt von Woscidlos Stellung, drohte sang- und klanglos zu implodieren. Immerhin gelang dem belagerten Woscidlo ein tollkühner Befreiungsschlag per Elefant, der eine der Kanonen im Belagerungsring ausschaltete; ein Schock für den Angreifer, der plötzlich in die Defensive geriet und eilig eine notdürftige Verteidigung zimmern musste. Freilich währte Woscidlos Freude nicht lange: trotz tapferen Widerstands blieb schließlich die Kapitulation unausweichlich.

Hamburgs-Janggi-Godfather Jürgen Woscidlo (li.) gegen Turniersieger Krzysztof Sieja (re.)
Hamburgs-Janggi-Godfather Jürgen Woscidlo (li.) gegen Turniersieger Krzysztof Sieja (re.)

Ratingfavorit Krzysztof Stoigniew Sieja, der in seiner polnischen Heimat die Janggi-Szene dominiert, und Uwe Frischmuth lieferten sich zwei dramatische Duelle. In der regulären Partie behielt zunächst noch der Hamburger die Nase vorn. Als jedoch nach Abschluss der siebten Runde ein Trio – bestehend aus Krzysztof Sieja, Uwe Frischmuth und Supertalent Ian Meinköhn (!) – , an der Spitze lag, folgte unausweichliche das Tie-Break, in dem wiederum Krzysztof Sieja seine Klasse bewies und vor Uwe Frischmuth und Ian Meinköhn die Ziellinie überquerte.
Uneingeschränkter Dank für den inspirierenden Rahmen dieses Turniers gebührt dem Leiter des Johannes-Brahms-Konservatorium. Juan Carlos Reitze de la Maza, der Chef des Hauses, stellte nicht allein die schönen Räumlichkeiten bereit, sondern organisierte wie im Vorjahr das begeisternde musikalische Rahmenprogramm.
Ein herzlicher Dank an Supporterin Frau Nahe sowie an Fuat Woscidlo für die tatkräftige Hilfe beim Aufbau. Dank auch an die Familien Meinköhn und Kuruca, die das Turnier mit süßen Leckereien und Getränken unterstützten. Last not least: GAMSAHAMNIDA respektive TESEKÜR EDERIM (DANKE auf koreanisch beziehungsweise türkisch) an Eylem Woscidlo für den köstlichen Himbeerkuchen! Der hat das Turnier nicht überlebt …

Bericht vom European Youth Shogi Championship 2018

Am 30. Juni und 1. Juli fand in der Polytechnischen Fakultät der Universität Wroclaw die diesjährige Shogiteam Jugend Europameisterschaft statt. Parallel dazu fand ein offenes Begleitturnier für Erwachsene statt.
Das Team aus Hamburg bestand aus dem Jugendspielern Ian und Niels Meinköhn und Anton Borysov, die von „Strippicus“ Uwe Frischmuth und Jürgen Woscidlo begleitet wurden. Für das Hamburger Team war es das erste Turnier im Ausland. Allein die Anreise verlief nicht ohne Höhepunkte. Anton war bereits einen Tag vorher in Wroclaw eingetroffen.
Ian Meinköhn startete im Feld U12, Anton Borysov im Feld U15, Niels im Feld U18. Alle drei bekamen es neben deutschen Gegenspielern insbesondere mit denen aus Weißrussland zu tun. Die Partien waren durchweg kämpferisch bis zum letzten Zug. Das Ergebnis aber konnte sich am Ende sehen lassen: Anton Borysov belegte im Feld U12 den vierten, Ian Meinköhn den sechsten Platz. Damit bewiesen beide zum einem ihre Spielstärke, gaben andererseits auch einen Ausblick, welches Potential in ihnen noch schlummert.
Niels Meinköhn musste bis zum zweiten Turniertag warten, bis er zwei Siege einfahren konnte. Einen davon gegen einen „3 Kyu-Spieler“. Am Ende landete er auf Platz 14 und wurde mit einem 15. Kyu belohnt. Ein großer Erfolg. Herzlichen Glückwunsch ihnen allen.
Uwe Frischmuth und Jürgen Woscidlo hatten es auf dem Begleitturnier am ersten Tag durchweg mit den schweren Gegnern zu tun. Während Uwe Frischmuth immerhin einen Punkt holen konnte, ging Jürgen Woscidlo hier leer aus. Erst am Sonntag kam die Wende und es konnten Punkte eingefahren werden. Besonders die Partie Jürgen Woscidlo gegen Jacek Prochal wird lange in Erinnerung bleiben, denn bis zum letzten Zug stand die Partie auf des Messers Schneide, ehe Jürgen Woscidlo den Siegpunkt notieren konnte.
Herzliche Grüße an Jacek Prochal nach Krakau. Vielen Dank für diese spannende Partie. Am Ende kamen Uwe Frischmtuh auf Platz sieben, Jürgen auf Platz acht ein. Damit bewahrheitete sich Uwes Prognose, dass kein Hamburger Spieler mit null Punkten nach Hause fahren würde.
Am Samstag gab es dann ein kleines Janggiturnier. Während die Jugendlichen Fußball spielten, glühten im Turniersaal die Janggi Bretter. Die Pokale gingen nach Paris, Wroclaw und Warschau (Antonio Barry). Herzlichen Glückwunsch. Auch hier gingen die Hamburger Spieler (Uwe Frischmuth und Jürgen Woscidlo) nicht punktlos vom Platz. Jürgen Woscidlo gewann gegen Antonio Barra. Im Oktober 2017 war es noch umgekehrt.
Nach zwei Tagen ging die Shogi Jugend EM mit einer großen Siegerehrung zu Ende.
Was bleibt?
1) Der Eindruck von einem gut organisierten Turnier und freundlichen Gastgebern.
2) Die tollen Partien und guten Gesprächen zwischen den Partien und Samstagabend.
3) Die Begegnung mit Polen, die stets freundlich und hilfsbereit waren. Sie haben es wirklich schwer gemacht, sich fremd zu fühlen.
Besonderer Dank an dieser Stelle gilt Uwe Frischmuth. Mit der Planung der Reise und seinen Kenntnissen der polnischen Sprache hat er die erfolgreiche Teilnahme des Hamburger Teams erst ermöglicht. Dadurch stand ein Hamburger Team am Ende in Wroclaw.
Durch seine taktischen Tipps während des Turniers trug er viel zum positiven Abschneiden Hamburgs bei.
Hier die Links zu den Ergebnissen:
vom U12 Turnier
vom U15 Turnier
vom U18 Turnier

und vom offenen Begleitturnier

Bericht vom Shôgi Kyu Cup am 4. November 2017 in Hamburg

Berlin vor Hamburg und Düsseldorf. So banal könnte man das Endergebnis des Shôgi Kyu-Cups 2017 beschreiben, welcher dieses Jahr nun schon zum 4.Mal in Hamburg als Eintagesturnier ausgetragen wurde. 8 Teilnehmer waren im Hauptturnier gegeneinander angetreten, 6 davon mit einer annähernd gleicher Leistungsdichte.

Berlin vor Hamburg und Düsseldorf
Berlin vor Hamburg und Düsseldorf

Richard Rödel entführte die Siegerpferd-Trophäe des Hauptturniers mit der möglichen Höchstpunktzahl von 5 Siegen aus 5 Partien erneut nach Berlin, der Stadt mit den meisten Kyu Cup Siegern. Hamburg dürfte über den 2. Platz von Uwe Frischmuth in diesem Turnier auch nicht unglücklich sein – festigte er doch seine spielerische Position in der Hansestadt gegenüber der durchweg gleichwertigen Konkurrenz aus Wolfsburg, Düsseldorf und dem eigenen Lager. Marcel Keitsch durfte sich über seinen dritten Platz freuen. Immerhin hatte er sich gegen Rene Gralla und Ingo Köhler durchgesetzt. Seine Düsseldorfer Kollegen haben ihn auch online sogleich beglückwünscht.

Obgleich die Höchstpunktzahl sehr überzeugend wirkt, musste Richard Rödel als 2. Kyu ausgerechnet gegen Volker Hildebrand- einem 9. Kyu aus Wolfsburg – alles geben, um den Punkt einzufahren. In der letzten Partie behielt Richard trotz Dauerfeuers auf seinen nackten König seine Nervenstärke und Übersicht; setzte sich am Ende mit erfahrenerem Spiel durch. Auffällig für Aussenstehende: er schaute sich stets genau die Möglichkeiten des Gegners mit dessen „Hand“ an, um Gegenchancen abzuschätzen. Mit Erfolg!

Richard Rödel bot mit nacktem König seinem vermeintlichem Schicksal die Stirn
Richard Rödel bot mit nacktem König seinem vermeintlichem Schicksal die Stirn

Volker als Unterlegener brauchte sich nicht zu grämen, zeigte er doch eine beachtliche Leistungssteigerung in diesem Spiel, welche trotz seines vermeintlich mageren Endergebnisses von einem Punkt berechtigt auf bessere Zeiten hoffen lässt. Konrad Dreier zeigte auch in diesem Turnier erneut seine stetige Präsenz. Er wurde nur durch die Feinwertung auf den vierten Platz verdrängt. René Gralla aus Hamburg und Ingo Köhler aus Wolfsburg schienen diesmal von ihrer Bestform entfernt. Sie ließen auf ihrem Weg den einen oder anderen Punkt einfach liegen. Unser lokales Urgewächs und hoch geachteter Ur-Trainer Ishii Masaomi musste sich angesichts starker Konkurrenz mit dem letzten Platz zufrieden geben.

Angenehme Atmosphäre beim Kyu Cup 2017
Angenehme Atmosphäre beim Kyu Cup 2017

Auffällig war die gute Stimmung, die bei dieser Veranstaltung von insgesamt 14 Teilnehmern herrschte. Dies war zu einem Gutteil der Teilnahme unserer zweiten Turnierhälfte geschuldet – der Shôgi Boys-Group. Um den krassen Spielunterschieden nicht zuviel Raum zu geben, wurde das Turnier kurzerhand in zwei eigenständige Gruppen unterteilt. 5 Kinder und Jugendliche aus Hamburg und Lübeck setzten sich zusammen mit Rolf Müller ans Brett – und verbreiteten ständig gute Laune. Rolf musste schnell zur Kenntnis nehmen, dass die Jungs ziemlich gefährlich waren- einen Punkt haben sie ihm gnädig gelassen.

Gute Laune bei den Teilnehmern des B-Turniers
Gute Laune bei den Teilnehmern des B-Turniers

Sein Sohn Markus Müller sorgte dagegen mit 4 Punkten aus 5 Spielen ebenso wie der Harburger Niels Meinköhn für den ersten Stichkampf bei einem Kyu Cup. Dieser wurde mit jeweils 8 Minuten und 10 Sekunden Byôyomi pro Spieler vor den kiebitzenden Teilnehmern des Hauptturniers ausgespielt. Niels Meinköhn behielt hierbei letztlich die Oberhand und wurde Sieger des B-Turniers; alles für die Nachwelt auf youtube festgehalten. Einhelliger Kommentar der Beiwohnenden: Kein schlechtes spielerisches Niveau, welches hier zu sehen war! Die Lübecker konnten mit dem 2. Platz in der Tasche stolz nach Hause fahren.

Folgend ein Video vom Finale des B-Turniers:

Spannung pur beim Stichkampf der Boys-Group
Spannung pur beim Stichkampf der Boys-Group

Während der Spielpausen zeigte sich die Boys-Group von ihrer besten Seite. Sie hörten einfach nicht auf, gut gelaunt Shôgi zu spielen. Da scheint etwas heranzuwachsen, welches wohl eine „Jugendsparte Nord“ begründet. Letztlich spricht auch die hohe Leistungsdichte untereinander eine klare Sprache.

Kurz vor Turnierende eine Überraschung: Norbert Schäfer, ein Hamburger Shôgi-Urgestein mit einer von 2010 gelisteten 2.Kyu-Wertung, stand plötzlich im Turniersaal. In der Hand hielt er mehrere Shôgibücher, die er als Geschenk an die Turnierteilnehmer überreichte. Diese stockten sogleich den Preisfond auf.

Das Konfuzius Institut Hamburg erwies sich wieder einmal als Partner mit idealem Veranstaltungsort, nicht nur wegen der zur Verfügung gestellten Getränke. Die erfolgreiche Zusammenarbeit bei anstehenden Turnieren schlägt sich in Vielem nieder, welches an anderen Veranstaltungsorten ungleich schwerer zu bekommen ist. Das fängt bei den Räumlichkeiten selber an bis zu den gestifteten Preisen für die Teilnehmer. Am wichtigsten ist aber der unterstützende Geist, der auftauchende Probleme sofort im Keim erstickt. Vielen Dank für die Unterstützung!

Bei der Siegerehrung wurden mehrere Dinge angekündigt:
Zum Einen die erneute Durchführung eines zweiten jährlichen Shôgi-Turniers, welches sich in Hamburg zu etablieren scheint. Außerdem der Plan, ein weiteres Turnier in Hamburg anzubieten: als geschlossenes Turnier nur für Dan-Spieler, parallel zum Kyu Cup! Da die Elozahlen allerdings oft genauere Sprache sprechen was die aktuelle Spielstärkeneinstufung betrifft, müssen wir mit den genauen Bedingungen der Ausschreibung noch warten.
Als letzte Ankündigung bleibt – die Ausrichtung des Kyu Cups 2018!

René Gralla und Uwe Frischmuth

Turnierleitung


Die Ergebnisse

Shogi Kyu Cup Hamburg 2017 Ergebnisse 30 min Grundbedenkzeit plus 30 sek Byoyomi 5 Runden Schweizer System
Hauptturnier
Startnr. Name Nationalty Rank Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 Punkte Platzierung
1 Rudolf Rödel DE 2 kyu 1589 xx 1 1 1 x 1 x 1 5 1
2 Rene Gralla DE 6 kyu 1211 0 xx x 0 1 0 1 x 2 5 Feinwertung
3 Ingo Köhler DE 6 kyu 1178 0 x xx 0 0 x 1 1 2 6 Feinwertung
4 Uwe Frischmuth DE 7 kyu 1161 0 1 1 xx x 1 x 1 4 2
5 Konrad Dreier DE 7 kyu 1117 x 0 1 x xx 0 1 1 3 4 Feinwertung
6 Marcel Keitsch UA 7 kyu 1088 0 1 x 0 1 xx 1 x 3 3 Feinwertung
7 Ishii Masaomi J 12 kyu 704 x 0 0 x 0 0 xx 0 0 8
8 Volker Hildebrand DE 9 kyu 1090 0 x 0 0 0 x 1 xx 1 7
Sieger des Kyu Cups Hamburg 2017 – Rudolf Rödel aus Berlin
Uwe Frischmuth
Spielvereinigung Brettspiel Hamburg von 1989
Turnierleitung
Shogi Kyu Cup Hamburg 2017 Ergebnisse 30 min Grundbedenkzeit plus 30 sek Byoyomi 5 Runden Schweizer System
B-Turnier
Startnr. Name Nationalty Rank Elo 1 2 3 4 5 6 Punkte Platzierung
1 Markus Müller DE 12 kyu 710 xx 1 1 1 1 0 4 2 Stichkampf
2 Niels Meinköhn DE 16 kyu 530 0 xx 1 1 1 1 4 1 Stichkampf
3 Ian Meinköhn DE 15 kyu 509 0 0 xx 1 1 1 3 4 Feinwertung
4 Rolf Müller DE 15 kyu 499 0 0 0 xx 1 0 1 5
5 Sven Meinköhn DE non non 0 0 0 0 xx 0 0 6
6 Anton Borysov UA non 601 1 0 0 1 1 xx 3 3 Feinwertung
Sieger des B-Turniers beim Kyu Cup Hamburg 2017 – Niels Meinköhn aus Hamburg/Harburg
Uwe Frischmuth
Spielgemeinschaft Brettspiel Hamburg von 1989
Turnierleitung