Wegen der stark steigenden Infektionszahlen haben sich die Organisatoren dazu entschieden, den 7. Kyu-Cup Hamburg 2020 abzusagen. Edit: 15. Oktober 2020, 11 Uhr.
Shogi Turnier am Samstag, den 17. Oktober 2020 in Hamburg.
Die „Spielgemeinschaft Hamburg von 1989“ richtet den Kyu-Cup Hamburg 2020 im Shogi (Japanisches Schach) aus.
Dieses Turnier wird in Kooperation mit unserem Partner veranstaltet, dem
Turnierausschreibung
Der Kyu-Cup richtet sich insbesondere an alle SpielerInnen, die aufgrund ihrer Spielstärke sich eher den spielschwächeren Regionen zurechnen. Deshalb sind von reinen Anfängern bis zu Spielern mit einem Rang nicht stärker als 1. Kyu alle willkommen.
Termin: Samstag, der 17. Oktober 2020 Anmeldeschluss: 09.30 Uhr vor Ort
Spielmodus: Offenes Haupt-Turnier: fünf Runden im Schweizer System bzw. Mac Mahon. Meisterklasse bzw. Separates Jugendturnier: Organisationsform je nach Anmeldungen
Spielzeit: 30 Minuten + 30 Sekunden Byoyomi für alle Turnierformen
Corona: Wir werden uns wegen der Corona Pandemie an dem Hygienekonzept des Konfuzius Instituts Hamburg (Einhaltung von Sicherheitsabständen/eingeschränkter Publikumsverkehr) als auch an dem in Shôgi-Kreisen bereits erprobten Sicherheitsmaßnahmen orientieren.
Das bedeutet im Einzelnen:
Das Tragen einer Maske während der gesamten Partie
Das Desinfizieren des Spielmaterials einschließlich der Uhr vor jeder neuen Runde
Ausreichend Sicherheitsabstand zwischen den einzelnen Tischen
Ausreichende Belüftung des Spielsaals
Zeitplan:
09.00 h – 09.30 h Anmeldung
09.30 h – 09.45 h Begrüßung 10.00 h – 11.30 h Runde 1 11.45 h – 13.15 h Runde 2
13.15 h – 13.45 h Mittagspause
13.45 h – 15.15 h Runde 3 15.30 h – 17.00 h Runde 4 17.15 h – 18.45 h Runde 5
Ca. 19.00 h Siegerehrung
Anmeldung: Die persönliche Registrierung vor Ort kann für Teilnehmer, die sich bis zum Freitag, den 16. Oktober 2020 vorangemeldet haben, bis unmittelbar vor Turnierbeginn um 10:00 Uhr erfolgen. Dies könnte Anreisewege von größeren Distanzen ermöglichen.
Startgeld: 10.- Euro für Erwachsene; 3,00 .- Euro für Jugendliche u.a.
Schiedsgericht: Dieses Turnier wird ausgewertet für die Rangliste der FESA. Das Schiedsgericht wird noch bestimmt.
Spielmaterial: Die Turnierleitung stellt ausreichend Spielmaterial zur Verfügung. Es ist aber für alle Beteiligten von Vorteil, eigenes Spielmaterial mitzubringen, um Überraschungen durch eventuell erhöhte Teilnehmerzahlen zu vermeiden.
Preisränge:
Platz: Trophäe und Sachpreis Ab 2. Platz: Sachpreise Weitere Preise möglich
Die Anzahl der Preise in den Jugendsektionen richten sich nach den Teilnehmerzahlen. Garantiert werden aber in der Sektion (u14) und (u18) jeweils
Platz: Medaille und Sachpreis
Platz: Sachpreise
Spielort: Das Konfuzius-Institut der Universität Hamburg ist ein erprobter Veranstalter. Wir freuen uns auf diese weitere Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut in dessen Räumlichkeiten.
Alle Interessenten für dieses Turnier begeben sich bitte zum Konfuzius-Institut der Universität Hamburg in die Max-Brauer-Allee 60, 22765 Hamburg, 1. Stock (Nähe S-Bahn Station Altona)
Alle Spieler würden gegen (leisen) Publikumsverkehr bei Ihren Partien wenig einzuwenden haben, da derartige Veranstaltungen auch immer der weiteren Bekanntmachung und Verbreitung des japanischen Schachs dienen, welches jeweils am letzten Donnerstag des Monats im Konfuzius-Institut gespielt wird.
Wir freuen uns auf Euer Kommen und Eure Aufmerksamkeit; Voranmeldungen sind erwünscht.
Uwe Frischmuth Turnierorganisator; Leiter der „Spielgemeinschaft Hamburg von 1989“ Kontakt: Uwe Frischmuth, uwefrischmuth@gmx.de Festnetz: 040-87 0 85 182 ; Mobil: 0163/79 86 436 Aktuelle Informationen auch auf www.shogideutschland.de
Bei Unterbringungsvorschlägen und touristischen Wünschen Hamburg betreffend sind wir gerne behilflich.
Thailand, das für sein vielfältige Küche, die abwechslungsreiche Natur und die kulturellen Schönheiten berühmt ist, hat auch schachlich – zusammen mit dem benachbarten Kambodscha – einen großen Schatz zu bieten: Makruk und Ouk Chaktrang!
Beide Schachvarianten sind sehr eng verwandt, daher weisen sie historisch, aber auch gegenwärtig noch viele Gemeinsamkeiten auf. Makruk wird in Thailand und Ouk Chaktrang in Kambodscha gespielt. Dass der Autor Pirapong Patumraat beide Varianten deshalb in einem Buch behandelt, ist sinnvoll. Patumraat verweilt allerdings nicht allein in den beiden Stammländern dieser Schavarianten, sondern spannt einen schachlichen Bogen über den halben Globus, indem er immer wieder Verbindungen zu anderen Schavarianten wie Shôgi oder FIDE-Schach und zu Größen unserer europäischen Schachvariante wie Capablanca, Lasker oder Kramnik herstellt. Auf einigen Seiten geht er zusammen mit dem bekannten Hamburger Schachjournalisten René Gralla auf die internationale Bedeutung des Makruk ein, wobei ein Abschnitt sogar tatsächlich dem Makruk in Deutschland gewidmet ist. Kaum verwunderlich, sind doch die beiden Hamburger Jürgen Woscidlo und René Gralla dem Autor, der Germanistik in Deutschland studiert hat und sich selbst den Vornamen Ludwig gab, seit langer Zeit freundschaftlich verbunden und setzen sich intensiv für die Förderung internationaler Schachvarianten – wie eben dem Makruk – in Deutschland ein. Seit 2011 gibt es an der Grundschule Grumbrechtstraße in Hamburg-Heimfeld eine Schach-AG in der auch Makruk unterrichtet wird.
Der erste Teil des Buches bietet einen historischen Überblick über die Entwicklung des Khmer Reiches von Angkor (802 bis 1431) und Thailands bzw. dessen Vorgängerreiche von Sukhothai und Ayutthaya. Damals war Südostasien wie Europa eine unruhige Region mit häufigen Kriegen. Den Status einer unruhigen Region hat es bis heute kaum ablegen können, bedrohen doch die Hegemoniebestrebungen der Volksrepublik China den brüchigen Frieden in der Region. Zurzeit des Reiches von Angkor war China schon einmal die unbestrittene Hegemonialmacht Ost- und Südostasiens. Damals übte China großen kulturellen Einfluss auf die Region aus und war mit Botschaftern vor Ort präsent. Die Herrscher von Angkor haben leider keine großen Bibliotheken hinterlassen. Sehr wohl aber Reliefs an Gebäudewänden und Tempelstelen mit Inschriften in Sanskrit. Auf einem dieser Reliefs ist auch ein Spiel dargestellt, dass eine Partie Ouk Chaktrang darstellen könnte. Ob das tatsächlich die älteste Darstellung der Khmervariante des Schachs ist, ist umstritten.
Historische Ansicht von Ayutthaya, welche im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie erstellt und um 1660 in Vingboons Atlas veröffentlicht wurde. Es ist heute im so genannten Bushuis in Amsterdam zu sehen.
Im nächsten Abschnitt erklärt Patumraat die Regeln von Makruk und Ouk Chaktrang auf verständliche Weise, aber auch eindeutig an Menschen gerichtet, die bereits Erfahrung im FIDE-Schach haben. Da das gesamte Buch vollfarbig ist, sind auch die Makrukdiagramme zur Regelerklärung vollfarbig. Zur Darstellung der Figuren in den Diagrammen benutzt der Autor jedoch keine stilisierten Symbole, sondern Fotos von echten Figuren. Das mag vielleicht nicht jedermanns Geschmack sein, aber die grafische Aufbereitung ist tadellos und auch die Bebilderung des Buches sticht hervor. Obgleich der nächste Teil des Buches mit „Strategies and Tactics“ betitelt ist, widmet sich der Autor hier praktisch nur der Eröffnungstheorie, welches für die meisten Spieler aber ohnehin die theoretisch interessanteste Phase des Spiels sein dürfte. Viele taktische Manöver im Mittelspiel sollten für einen geübten Schachspieler, an den sich dieses Buch hauptsächlich richtet, ohnehin sofort Einsichtig sein. Abgerundet wird das Buch durch einige Mattaufgaben und einen Glossar, der allerdings etwas mehr Aufmerksamkeit in der Darstellung verdient hätte.
Pirapong Patumraat 2006. Foto: René Gralla.
Abschließend lässt sich sagen, dass Pirapong Patumraat, der drei Dekaden lang einer der stärksten Makruk Spieler war, dem Leser auf 147 Seiten einen guten grundlegenden Einblick in die beiden faszinierenden südostasiatischen Mitglieder der Schachfamilie bietet. Auch zeigt er, dass beide Spiele wahrlich keine Museumsschätze sind. Nicht nur in ihren Heimatländern sind sie äußerst lebendig, sondern haben auch weltweit ihre Liebhaber gefunden. Zusätzlich gibt der Autor Tipps, mit welchen Computerprogrammen bzw. wo beide Spiele online gespielt werden können. In Zeiten der Corona-Pandemie nicht unwichtig.
Für alle, die nun Lust auf diese beiden Schachvarianten Südostasiens bekommen haben, hier noch zwei Videos unserer Hamburger Makrukenthusiasten Jürgen Woscidlo und René Gralla:
Bestellungen sind via E-Mail möglich: vanpatumraatludwig@me.com Zahlungsweg: Western Union Online: Pirapong Patrumraat, Bank Saving Account 059134991, Krinthai Bank (Überweisungsgebühren: ca. 4,00 Euro) + Luftfrachtkosten 10,80 Euro.
Amano Sôho 天野宗歩 (1816-13.05.1859) gehörte zu den stärksten Spielern der Edo-Zeit, und zu seinen Lebzeiten war er wahrscheinlich der stärkste Spieler Japans. Da er nicht einer der drei Familien angehörte, in denen der Titel des Meijin weitergegeben wurde, erhielt er diesen Titel nicht. Der höchste Grad, den er erreichte, war der 7. Dan, doch wurde er ob seiner Spielstärke als „fähig wie ein 13-Dan“ 実力十三段 bezeichnet. Später wurde er auch Kisei 棋聖 (dt. etwa „Shôgiheiliger) genannt, weshalb der Titel des Kisei-Titelkampfes auf ihn zurück geht. Hirahata Zensuke 平畑善介 (1908-1972), der von Hanamura Motoji 花村元司 (1917-1985) einmal als „stärkster Amateurspieler der Geschichte“ 「史上最強のアマ名人」 bezeichnet wurde, sagte über Amano Sôho, man müsse nur dessen Partien studieren, um gut im Shôgi zu werden.
In einem alten Dokument der Ôhashi-Familie heißt es, Amano stamme aus der Provinz Musashi. Nach anderen Quellen wurde er im November 1816 in Edo als zweiter Sohn von Obata Kabei geboren, und erst später von der Familie Amano adoptiert. In seiner Kindheit trug er den Namen Tomujiro.
1842 kehrte Amano zurück nach Edo und ging im folgenden Jahr von dort in die Kaiserstadt Kyôtô, um dort verheiratet zu werden. Seine Frau verstarb bereits sechs Jahre später. 1850 errichtete er den Grabstein seiner Frau neben dem Grabstein des Ôhashi Sôkei I. 初代大橋宗桂 im Reiko-ji 霊光寺 in Kyôtô. Der Grabstein hatte die Form eines Shôgisteins. Auf ihm waren die Schriftzeichen 「歩兵」 eingraviert und die Namen von 49 Schülern von Amano Sôhô.
Moriuchi Toshiyuki 森内俊之 (*1970) und Habu Yoshiharu 羽生善治 (*1970) besuchten am 30. Mai 2012 zu Ehren des 400. Jahrestags des Meijintitels die beiden Grabsteine im Reiko-ji 霊光寺 in Kyôtô.
Im Juni 1845 ging er wieder nach Edo und änderte seinen Namen in Tomijiro. Am 26. September wurde zu ehren seiner Beförderung zum 6-Dan eine Zeremonie an der Seite von Koshuya Sakichi 甲州屋佐 abgehalten. Dort spielte er auch gegen Itô Inju, den späteren Itô Sôin VIII. 八代伊藤宗印 (07.1826-06.01.1893) und 11. Meijin mit einem Lanzen-Handicap.
Im September 1846 wurde er zum 7-Dan befördert und ging im November mit seinem Schüler Ichikawa Tarômatsu 市川太郎松 nach Kyôtô. Ichikawa war Amanos erster Schüler und erlange im 20. Jhdt. größere Bekanntheit durch Kurashima Takejirôs 倉島竹二郎 (1902-1986) Buch Shôgi Taiheiki 将棋太平記, in dem er der Protagonist ist. Für seine Beförderung hielt Amano am 2. Mai 1847 in Ôsaka ein Treffen ab.
In seinen späteren Jahren war Sôho zwar stark im Shôgi, jedoch legte er eine schlechtes Verhalten an den Tag. Es heißt, dass er zuviel trank und Shôgi um Geld spielte. Im Mai 1852 durfte er eine eigene Familie gründen. Er rasierte sich eine Tonsur und nahm den Namen Sôho an. Mit der Empfehlung der drei Shôgi-Familien, darunter Ôhashi Sôkei XI. 十一代大橋宗桂 (1804-1874), gründeten er und Wada Intetsu 和田印哲, einem Schüler der Familie Itô, eine Familiennebenlinie. So durften sie erstmals an dem jährlichen Shôgi-Spiel in der Burg von Edo 御城将棋 teilnehmen. (Im Falle von Go durfte jeder im Rang eines 7-Dan oder höher ohne Bedingungen am jährlichen Go-Spiel vor dem Shôgun in Edo 御城碁 teilnehmen. Das war im Shôgi nicht erlaubt.)
Burg Edo, fotografiert von Beato Felice, etwa 1870-1879.
Nachdem Amanos Beförderung zum 8. Dan abgebrochen wurde, arbeitet er unabhängig von den drei großen Shôgifamilien als Profispieler und bildete viele Schüler aus. Kobayashi Tôhakusai 小林東伯斎 (?-1898), Ichikawa Tarômatsu 市川太郎松 (?), Watase Sôjirô 渡瀬荘次郎 (?), Hirai Torakichi 平居寅吉 (?) waren als starke Spieler bekannt und wurden als die vier Himmelskönige des Amano Sôho 天野宗歩の四天王 bezeichnet. Kobayashi Tôhakusai 小林東伯斎 wurde später Ôsaka- bzw. Kansai-Meijin genannt. Ein Titel den auch sein Schüler Sakata Sankichi 坂田三吉 einmal annehmen sollte. Sakata und Kobayashis anderer Schüler Inoue Yoshio 井上義雄 (1865-1920) werden auch als Amanos Enkel bezeichnet. Beide spielten 1915 in einem Turnier unter der Schirmherrschaft von Graf Yanagisawa Yasutoshi 柳沢保恵伯爵 (1871-1936) um die Nachfolge von Ono Gohei XI. Meijin 小野五平 (1831-1921), der auch oft als Amanos Schüler bezeichnet wird, weil er sich von Amano ausbilden ließ, als er nach Kyôtô ging. Auch behauptete er kurz vor seinem Tod Schüler Amanos gewesen zu sein, doch dies wird von einigen wegen anderslautender Aufzeichnungen in Zweifel gezogen. Sie gehen davon aus, das Ono lediglich ein Schüler von Ôhashi Sôkei XI. war.
Ono Gohei XI. Meijin 小野五平 (1831-1921)
1853 veröffentlichte Amano Sôho das Jôseki-Buch „Shôgi Seisen“ 将棋精選 (dt. etwa „Shôgiauslese“). Neben diesem Buch veröffentlichte er auch das Buch Shôgi Kuden 将棋口伝 (dt. etwa „mündliche Unterweisung im Shôgi“), von dem jedoch das Veröffentlichungsdatum unbekannt ist. 1877 erschien posthum mit Shôgi Tekagami 将棋手鑑 (dt. etwa „Shôgibeispiele“) eine Partiensammlung.
1854 begab er sich auf eine Reise durch Ôshû, die heutigen Präfekturen Aomori und Iwate im Norden der japanischen Hauptinsel Honshû und im folgenden Jahr durch Echigo, die heutige Präfektur Niigata nördlich Tôkyô.
1856 nahm er ein letztes mal am Shôgi-Spiel in der Burg von Edo teil. Es war auch das letzte Spiel vor dem Shôgun Muneyoshi. Sôho gilt als ein Meister im Einsatz des Läufers. Seinen berühmtesten Läuferzug spielte er in dieser Edo-Burg-Partie am 17. November gegen Itô Sôin VIII. 八代伊藤宗印 (1826-1893) mit 33 ☗1八角打. Es gibt viele gute Züge von ihm, in denen er den Läufer zum Einsatz brachte, aber dieser Zug gilt als sein bester und ist auch als solcher in die Shôgigeschichte eingegangen. Auch Senzaki Manabu 先崎学 (*1970), einer der Habusedai 羽生世代, stellte dessen meisterhaften Umgang mit der Lanze heraus. Seine Fähigkeit Sabaki zu erreichen, sei vergleichbar mit der von Kubo Toshiaki 久保利明 (*1975).
Zug 33: ☗1八角打 まで Amano Sôho 天野宗歩 (1816-13.05.1859) gegen Itô Sôin VIII. 八代伊藤宗印 (1826-1893) am 17. November 1856 in der Burg Edo.
Im Frühling des folgenden Jahres ging er abermals nach Echigo und verbrachte die Zeit bis Anfang 1858 dort. Am 28. März 1859 spielte er seine letzte große Partie gegen seinen Schüler Ichikawa Tarômatsu 市川太郎松, welche mit nur 26 Zügen unbeendet blieb, bevor er am 13. Mai 1859 im Alter von nur 44 Jahren verstarb. Offiziel verstarb er durch Krankheit, aber es wird vermutet, dass die Todesursache tatsächlich eine andere gewesen sein könnte. Sein Grab findet sich im Honmyoji in Sugamo, Tôkyô.
Sôho ist bekannt für sein schnelles Spiel. In der Edo-Zeit wurde Shôgi viel langsamer gespielt als heutzutage. Der Wechsel im Spielstil ist vergleichbar mit dem Wechsel vom romantischen Schach zum modernen FIDE-Schach in Europa. Gerade wegen seiner Schnelligkeit, seiner Intuition, die ihn jeder Öffnung nutzen ließ, und er seine Burgen in einer ähnlichen Art wie das in den 1990er Jahren entwickelte Nakahara-Gakoi 中原囲い baute, gilt er heute vielen als der stärkste Shôgispieler der Geschichte.
Nakahara-Gakoi 中原囲い
Als Habu Yoshiharu 羽生善治 (*1970) gefragt wurde, welches seiner Meinnung nach der stärkste Shôgispieler der Geschichte sei, nannte er Masuda Kôzô 升田幸三 (1918-1991) und Amano Sôho. „Wenn man ihn sich heute ansieht, spielt er mit großartiger Geschwindigkeit Shôgi. Seine Gegner spielten langsam, daher kann man den Unterschied in seiner überwältigenden Geschwindigkeit sehen. Würde er heute spielen, so würde er ein erstaunliches Resultat erzielen.“ 「今の目で見たらすごいスピード感溢れる将棋を指している。相手がのんびり指しているのでその圧倒的なスピードの違いがよく分かる。現代に現れてもすごい結果を残したのではないだろうか」
Der Coronavirus hat unser Leben dieses Jahr ganz schön durcheinander gebracht. Auch der Schachsport hatte darunter zu leiden. Viele Turniere mussten abgesagt werden. Viele Aktivitäten haben sich ins Internet verlagert. Beim Shôgi, der japanischen Variante des königlichen Spiels, ist das nicht anders. Die Deutsche Meisterschaft, die eigentlich im April 2020 in Hamburg stattfinden sollte, musste abgesagt werden. Das Qualifikationsturnier für das Internationale Shôgi Forum in Japan wurde daher auch ins Internet verlegt und wurde auf der Plattform 81Dojo ausgespielt. Regelmäßige Spieletreffs mussten ebenfalls gecancelt werden.
Mit einem Einladungsturnier im kleinen Kreis und im heimischen Garten der Familie wollte der gebürtige Bremer Fabian Krahe am 29. August 2020 daher ein bisschen Normalität in die norddeutsche Shôgiszene zurückbringen. So machten neben dem Organisator an diesem spätsommerlichen Sonnabend sieben Shôgienthusiasten einen Ausflug an die Lesum. Sechs kamen aus Hamburg und Norderstedt, und einer reiste aus Wolfsburg an. Um das Infektionsrisiko möglichst niedrig zu halten, fand das Turnier komplett im Garten statt. Vor Regen schützten ein mobiler Carport und ein großer Regenschirm, doch alle Befürchtungen ob des Wetters stellten sich als obsolet heraus. Die Shôgigötter waren uns wohl gesonnen, und bei strahlendem Sonnenschein, gegen den versprengte Wanderwolken keine Chance hatten, wurden fleißig Steine geschoben über die Bretter, die die Welt bedeuten.
Bei bestem Wetter wurden ordentlich die Gehirnzellen angestrengt. Fotos: Fabian Krahe und Birgit Krahe.
Das alles war nur möglich dank der großartigen Unterstützung von Uwe und Birgit Krahe, den Eltern des Organisators. Sie stellten nicht nur den wundervollen Garten bereit, in dem das Turnier ausgetragen wurde, sondern bewirteten auch als hervorragende Gastgeber die ambitionierten Mattkünstler.
Die Gastgeber Birgit und Uwe Krahe, die ihren wundervollen Garten für das Turnier bereitstellten.
Das kleine, aber feine Event war gewissermaßen die direkte Folgeveranstaltung jenes Open-Air-Wettkampfes, zu dem vor gut 14 Monaten das Shôgi-begeisterte Ehepaar Ritsuko und Rolf Müller in deren idyllische Grüne Oase in Lübecks südlichem Quartier Sankt Jürgen geladen hatte. Besagtes „Ôhashi Soyo Shôgi Memorial“ in der Trave-Metropole sollte am 22. Juni 2019 daran erinnern, dass vor 150 Jahren in Japan während der Edo-Restauration der Relaunch des professionellen Denksports mit Hausturnieren in den Anwesen seinerzeit dominierender Champions begonnen hatte. Einer der Frontleute damals war der ehrwürdige Meister Ôhashi Soyo (um 1835 – 1891), und der umtriebige Sensei dürfte sich auf seiner Wolke heuer garantiert himmlisch darüber gefreut haben, dass seine epochale Initiative von einst im fernen Europa des digitalen Millenniums nach der Lübecker Premiere 2019 nun bereits die zweite Neuauflage im Bremen dieser Tage erleben würde.
Durch die informelle und freundschaftliche Atmosphäre war es möglich, an einem einzigen Tag ein Round-Robin-Turnier mit acht Spielern durchzuziehen, das heißt, jeder spielte insgesamt sieben Partien mit 30 Minuten + 30 Sekunden Byôyômi Bedenkzeit. Eine starke Leistung aller Turnierteilnehmer. So wurde dann auch manch denkwürdige Partie ausgefochten. In der Begegnung René Gralla gegen Fabian Krahe wogte das Gefecht hin und her. Im Endspiel gelang es Fabian zunächst, René in die Ecke seines Minogakoi zu treiben, doch ein tödlicher Schlag blieb aus. Das nutzte René, um zu einer waghalsigen Mattkombination anzusetzen mit dem Plan, Fabians König aus dessen Hidariminogakoi zu treiben und auszuknocken. Fast gelang das dem René auch, doch im Eifer des Gefechts verwechselte er das Pferd mit dem Drachen und übersah den entscheidenden Zug. Diese unverhoffte Atempause wiederum reichte Fabian, das Match komplett zu drehen und nun seinerseits den René per Blitz-Matt auf die virtuelle Matte zu schicken.
Ein Partieausgang, der René zu Recht frustrierte. Schließlich hatte er sofort nach Ausführung eines albernen Dummie-Moves – der vermeintlich die Sackgasse, in die Fabians König geflüchtet war, endgültig abriegeln sollte, leider aber bei rollender Attacke das Tempo selbstmörderisch drosselte, so dass Gote dankbar ein flottes Tsume exekutieren durfte – den alternativ möglichen und zugleich alternativlosen Coup de grâce erkannt. Der wäre robust und trocken gewesen: Die schwarze Lanze 3c rückt schnöde auf 3b vor, promoviert schulmäßig und triggert im gleichen Atemzug ein krachendes Abzugsschach, und zwar im engen Gefechtsverbund mit dem schwarzen Horse, das aus dem äußersten Winkel des weißen Lagers dem zernierten Gyokusho aka „Juwelengeneral“ stante pede einen Hammer-Huftritt serviert. „Als ich das Malheur bemerkte, poppte in mir der wilde und wütende Impuls auf, blitzschnell und kackenfrech das Ding zurückzunehmen“, wie René hinterher gestand. Ein notorischer Taschenspielertrick, den der Co-Autor dieses Berichts gelernt haben will während Rauch- und Sliwowitz-geschwängerter nächtlicher Sessions im Kreis von Schachkumpels, die stolz sind auf ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zur Balkanregion, wo harte Bandagen oft mehr Respekt verschaffen als wohlfeile Moralpredigten. Aber das internalisierte sportliche Über-Ich rief den René doch wieder streng zur Ordnung, abgesehen davon, dass dem Trottel der Saison ein verzweifelter Griff nach der (ohnehin verbotenen) Zocker-Notbremse unter Punktspielbedingungen nichts mehr genützt und auf die maximale Peinlichkeit des vergeigten Games höchstens noch anderthalbe draufgesetzt hätte.
Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Wegen überraschender Terminprobleme am frühen Samstagmorgen schlug René erst eine gute Stunde nach Anpfiff der ersten Runde in Krahes Garten auf und musste per Aufholsprint den Anschluss an das Feld suchen. Das zerrte natürlich an den Nerven, mit dem Risiko derber Aussetzer – die René während seiner Spiele prompt auch gemein und beinahe regelmäßig aus der Bahn warfen.
Beim Kansôsen der Partie René gegen Fabian zeigte sich schnell, dass René nur die beförderte Lanze auf 3b hätte ziehen müssen, um zu gewinnen. Schade, denn es wäre tatsächlich ein ziemlich cooles 11-Zügiges Matt gewesen. Foto: Fabian Krahe.
Einen Überraschungssieg durfte Jürgen Woscidlo feiern, als Uwe Frischmuth im beiderseitigen wilden Handgemenge in eine Mattfalle stolperte. Damit ging unser Schachlehrer aus Harburg mit einem dicken Achtungspunkt nach Hause, war Uwe doch als 3 Kyu der nominell zweitstärkste Spieler des Turniers.
Martin Wolff gegn Jürgen Woscidlo. Im Hintergrund Ingo Köhler gegen Fabian Krahe. Foto: Alexandra Bumagina.
Auch Martin Wolff konnte sich einen Punkt erspielen, und zwar gegen Jürgen, sodass niemand ohne Sieg das Turnier beendete. Mit jeweils einem Punkt teilten sich beide dann allerdings auch die undankbare Rote Laterne. Schlanke zwei Zähler in der Schlussbilanz bedeuteten Rang sechs für René, der nicht nur im Treffen gegen Fabian quasi frei stehend vor dem Shôgi-Tor den Ball über die Latte semmelte, sondern auch mit einem ärgerlichen Nifu bei besserer Stellung gegen Ingo Köhler patzte. Es war definitiv nicht Renés Tag. Aber so ging immerhin der fünfte Platz an unseren Spieler aus Wolfsburg. Ingo errang drei Siege und fuhr – mit seiner Leistung zufrieden – total gechillt und lächelnd zurück in die Autostadt.
Uwe Frischmuth gegen Ingo Köhler. Ingo sicherte den fünften Platz für die Autostadt Wolfsburg. Foto: Fabian Krahe.
Den vierten Platz belegte der Gastgeber und Organisator Fabian Krahe mit insgesamt vier Punkten. Er war sichtlich zufrieden. Nicht nur mit seiner Spielleistung, sondern auch mit dem reibungslosen und erfolgreichen Ablauf des Turniers.
Der Turnierorganisator Fabian Krahe (re.) traf gleich in der ersten Partie auf Uwe Frischmuth und musst direkt eine deutliche Niederlage einstecken. Da half selbst angestrengtes Nachdenken nicht mehr. Foto: Alexandra Bumagina.
Ein großer Dank geht an dieser Stelle aber auch ausdrücklich an die selbstlos engagierte Alexandra Bumagina. Die Mutter unseres 15-jährigen Supertalents Anton Borysov schoss stimmungsvolle Fotos und bereicherte den Tag durch ihre freundliche und offene Art.
Uwe Frischmuth und das Nachwuchstalent Anton Borysov holten jeweils fünf Punkte und teilten sich den zweiten respektive dritten Rang. Da aber Anton im direkten Vergleich gegen Uwe eine Niederlage einkassierte, setzte der Organisator in der Endauswertung Uwe auf Platz zwei und Holsteins Rising Star Anton auf Platz drei. Eine Entscheidung bloß für die Stringenz der Tabelle, weil ansonsten beide eine derart herausragende Leistung bewiesen haben, dass sie eigentlich Silber im Doppelpack verdient hätten.
Anton Brysov im Spiel gegen den Turniersieger Yuki Nagahori. Foto: Alexandra Bumagina.
Beim bislang letzten Hamburger Kyu-Cup 2019 musste Yuki Nagahori, der in Chiba nahe Tokio aufgewachsen ist, noch einen Punkt an Anton abgeben. Diesmal blieb der 31-jährige jedoch ungeschlagen und durfte als souveräner Sieger den Pokal mit nach Hause nehmen. Damit kam der Gewinner des historisch ersten Shôgiturniers auf Bremer Boden aus der ewigen Konkurrenzstadt an der Elbe. Aber darüber konnten sich auch die Bremer Gastgeber freuen. Denn Yuki hat hervorragend gespielt und noch wichtiger: mit viel Spaß und Freude. Und genau das ist es, was Shôgi ausmacht.
Es bleibt zu wünschen, dass das erste Bremer Shôgi-Gartenturnier sich bald wiederholen möge. Aber vielleicht kann ja – selbstverständlich unter gewissenhafter Beachtung aller behördlichen Auflagen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie – in diesem Jahr trotzdem wieder in Hamburg das Kyu-Cup-Open ausgetragen werden. Insider munkeln, dass schon intensiv über einen entsprechenden Termin im Oktober 2020 nachgedacht wird. Dem Shôgisport und seinen Fans wäre das von Herzen zu wünschen.
Promoting Borysov Anton to 4 Kyu Promoting Woscidlo Jürgen to 8 Kyu
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