Nachträgliche Presseschau zum 2. Wettkampf zwischen Heimfeld und Halstenbek

Die Presse hat ausführlich berichtet über den Shôgi-Wettkampf der beiden Schulen aus Halstenbek und Hamburg Heimfeld. Darüber freuen wir uns ganz besonders und möchten hiermit nochmals darauf aufmerksam machen.

Report im PINNEBERGER TAGEBLATT:
http://www.shz.de/lokales/pinneberger-tageblatt/halstenbeker-schuelerin-gewinnt-shogi-schach-turnier-in-hamburg-id8364076.html
Sowie als pdf zum Download.

Bericht im ELBE-WOCHENBLATT:
http://www.elbe-wochenblatt.de/harburg-city/sport/heimfeld-ist-shogi-hochburg-d33284.html

Bericht in NEUER RUF (- bitte dazu scrollen bis auf Seite 10):
http://www.neuerruf.de/pages/archiv/2014/media_Archiv_2014/NRS_KW_49-14.pdf

Zusammengestellt von René Gralla

Nicht zu vergessen, der ausführliche Bericht auf dieser Webseite.

Nachfolgend veröffentlicht Shôgi Hamburg eine erweiterte Version von René Grallas Artikel, der im Pinneberger Tageblatt erschienen ist:

IM TIE-BREAK BLEIBT NANAMI COOL

Zwölfjährige gewinnt für Halstenbeks Japanische Schule die Einzelwertung beim Shôgi-Wettkampf gegen Hamburger Schüler

Dicht umlagert ist der Tisch. Tack-tack-tack, gibt eine Uhr das Tempo vor, und klack, klack, klack werden Holzplättchen über ein helles Brett geschoben. Eben noch füllte Stimmengewirr den Klassenraum, aber jetzt halten alle den Atem an. Tie-Break in Hamburg-Heimfeld: In einer Blitzpartie, bei der jede Partei bloß fünf Minuten hat, um den vollen Punkt zu holen, versucht Nanami Hirama aus Halstenbek, das Team ihrer Japanischen Schule im Endspurt entscheidend nach vorne zu bringen, als Höhepunkt eines Shôgi-Matches gegen die Grundschule Grumbrechtstraße am Westrand von Harburg.

Alles im Griff: Halstenbeks Nanami Hirama (li.) lässt Caner Kurt (re.) aus Hamburg-Heimfeld auflaufen. Foto: Jumpei Tainaka
Alles im Griff: Halstenbeks Nanami Hirama (li.) lässt Caner Kurt (re.) aus Hamburg-Heimfeld auflaufen.
Foto: Jumpei Tainaka

Und an diesem letzten Freitag im November 2014 demonstriert Nanami Hirama, was sie drauf hat im traditionellen Denksport aus dem Reich des Tenno. Die Zwölfjährige behält trotz knapper Zeit die Übersicht, macht Druck, während ihr Gegner, der 11-jährige Caner Kurt, immer wieder zögert. Das kostet wertvolle Sekunden, und schon ist es aus, Caner Kurt überschreitet das zulässige 5-Minuten-Limit, die Zuschauer klatschen, Nanami Hirama reißt jubelnd die Arme hoch.
Eine gelungene Revanche für das Hinspiel vor einem Jahr in Halstenbek. Die Premiere des ungewöhnlichen Vergleichskampfes, den der Hamburger Schachlehrer Jürgen Woscidlo angeregt hatte, ging Mitte November 2013 über die Bühne in der Japanischen Schule, die seit 1981 im Kreis Pinneberg ihren Standort hat und aktuell von 130 Mädchen und Jungen besucht wird. Und damals erwiesen sich die Heimfelder Kids als überraschend stark, gewannen die Team- und Individualwertung.
Damit hatten die Gastgeber an der Dockenhudener Chausssee Nr. 79 wohl kaum gerechnet, um so mehr wollen es Halstenbeks junge Japaner gut zwölf Monate später beim Rückspiel südlich der Elbe unbedingt wissen. Mehrere Wochen lang haben sie intensiv geübt, außerdem bringen sie hochkarätige Unterstützung mit, Direktor Koichi Kanai persönlich – assistiert von Klassenlehrerin Noriko Miyakita – begleitet seine Auswahl, die auf Revanche brennt.
In einem Grußwort vor der ersten Runde vergleicht der Leiter der Japanischen Schule die Herausforderungen des Shôgi mit jenen Hindernissen, die einem im richtigen Leben begegnen können: „Deswegen ist ein guter Plan immer gut!“ Und der Pädagoge, der aus Nagasaki stammt, drückt Dankbarkeit darüber aus, dass seine Schülerinnen und Schüler dank Shôgi in Kontakt kommen mit deutschen Gleichaltrigen.
Der Support ihres Direktors beflügelt die Halstenbeker Teens. Zwar können sich die Heimfelder erneut als Mannschaft durchsetzen, aber die prestigeträchtige Einzelkonkurrenz geht dieses Mal an die Japaner, weil Nanami Hirama cool Runde um Runde gewinnt: ein glatter Durchmarsch, den auch der bereits erwähnte beste Hamburger Caner Kurt nicht stoppen kann.

Das ist der Tag von Nanami Hirama (li.) - als Caner Kurt (re.) seine Niederlage eingesteht. Foto: Jumpei Tainaka
Das ist der Tag von Nanami Hirama (li.) – als Caner Kurt (re.) seine Niederlage eingesteht.
Foto: Jumpei Tainaka

Mindestens genau so wichtig wie die sportliche Seite der Veranstaltung – ein großer Tag für das Shôgi im Norden der Republik, dank Jürgen Woscidlos absolut professioneller Vorbereitung (und auch Schiedsrichter Masaomi Ishii muss nur selten schlichtend eingreifen!) – ist jedoch die Tatsache, dass „junge Japaner und Deutsche beim Schach die Kultur der jeweils anderen Seite kennenlernen“, betont Rainer Kühlke, Leiter der Schule Grumbrechtstraße, in der Schlussansprache. Und sein japanischer Kollege Koichi Kanai – den am Ende selber das Shôgi-Fieber packt, in den Wettkampfpausen zockt er mehrere Partien gegen den hoffnungsvollen Nachwuchs – sekundiert: „Niemals“ hätte er sich „vorstellen können, ausgerechnet in Deutschland mal wieder Shogi zu spielen“.
Zur dritten Runde Shôgi-Battle of The Schools wird sich im Sommer 2015 wieder eine Delegation aus Heimfeld zur Japanischen Schule nach Halstenbek auf den Weg machen.

René Gralla

Zwei Männer, die Shogi-Geschichte geschrieben haben

Wem haben wir es zu verdanken, dass Shogi spannender ist als jede Schachvariante? Weil wir Steine, die wir dem Gegner abgenommen haben, zur Verstärkung unserer eigenen Leute wieder einsetzen dürfen?
Vater dieser lustigen Idee soll Kaiser Go-Nara sein, wie in der Fachliteratur vermutet wird (siehe Peter Banaschak, „Schachspiele in Ostasien“, München 2001, Seite154 f., 155; Trevor Leggett, „Shogi – Japan’s Game of Strategy“, Rutland, Vermont & Tokyo, Japan 1993, page 9). Der 105. Tenno (geboren 1497; regierte von 1526 bis 1557) ließ sich dabei wohl vom Umstand inspirieren, dass ein Samurai, wenn sein Anführer während der damaligen Bürgerkriegswirren in der Schlacht gefallen war, nicht unbedingt Selbstmord begehen musste, sondern durchaus auch einfach die Front wechseln durfte.

Hat die "Drops", das heißt: Wiedereinsetzen gefangener Spielfiguren, in das Regelbuch des Shogi geschrieben: der japanische Kaiser Go-Nara
Hat die „Drops“, das heißt: Wiedereinsetzen gefangener Spielfiguren, in das Regelbuch des Shogi geschrieben: der japanische Kaiser Go-Nara

Eine Innovation, die dem Shogi bis zum heutigen Tag seine unvergleichliche Dynamik verleiht. Und die ein wenig darüber hinwegtröstet, dass besagter Kaiser im Zuge seiner Shogi-Reform, die den Fans die Möglichkeit der Drops beschert hat, zugleich die Japanschach-Armee um einen putzigen Akteur ärmer machte – weil Go-Nara den „Betrunkenen Elefanten“ für alle Zeiten aus den Sets verbannte, jedenfalls hält Peter Banaschak (in: „Schachspiele in Ostasien“, München 2001, Seite 154f., 155) diese Annahme für plausibel. Angeblich soll sich der ehrpusselige Tenno daran gestört haben, dass jenes daueralkoholisierte Rüsseltier in der Anfangsposition direkt vor der Königsfigur mehr oder minder (virtuell) torkelnd in Stellung gehen durfte.
Der Mann hatte offenbar wenig Sinn für Humor. Auch kein Komiker, aber dafür ein Mensch mit großem Herzen – jedenfalls für die Nöte und Sorgen der Spieler – war der Daimyo Tokugawa Ieyasu (1543-1616). Da der Feldherr überzeugt davon war, dass er sich nur deswegen gegen alle Konkurrenten durchgesetzt hatte, weil er Strategie und Taktik regelmäßig am Shogi-Brett übte, erhob der Einiger des Reiches sein Lieblingsspiel 1612 in den Rang eines Profisports, last not least zwecks Schulung zukünftiger militärischer Führer.
Heute haben rund 150 Frauen und Männer das Nipponschach zu ihrem Beruf gemacht, werden vom staatlich unterstützten Shogiverband bezahlt. So dass Japans großes strategisches Spiel jeden Neueinsteiger heimlich träumen lässt – nur noch die Steine setzen zu dürfen und dafür von der Nation einen (nicht gerade knapp bemessenen) Ehrensold zu beziehen.
Ein unglaubliches Versprechen, mit dem der Shogun Tokugawa Ieyasu die Ausnahmestellung des Shogi in Japan begründet hat. Die sich deutlich von der ambivalenten Rezeption des Schachsports in anderen Ländern und Kulturen unterscheidet – wo die Komplexität des Denkspiels zwar anerkannt wird, wo aber dessen Kenner und Könner trotzdem meist als eher kauzige Außenseiter belächelt werden.
Was einem Tokugawa Ieyasu nie in den Sinn gekommen wäre. Die Hamburger Pianistin Shigeko Takeya hat jetzt sein Grabmal in Nikko besucht und fotografiert, ein stimmungsvolles Bild für die Ehrengalerie des Shogi.

René Gralla

Hat aus Shogi vor 400 Jahren einen Profisport gemacht: Grabmal des Shogun Tokugawa Ieyasu in Nikko, Japan. Foto: Shigeko Takeya
Hat aus Shogi vor 400 Jahren einen Profisport gemacht: Grabmal des Shogun Tokugawa Ieyasu in Nikko, Japan. Foto: Shigeko Takeya

NHK World – Japanology Plus: Shôgi

Eine wunderbare Einführung in unser japanisches Lieblingsspiel von NHK in englisch.

Was tun, wenn man eine Partie im Shogi verliert? Einfach den richtigen Moment zur Aufgabe wählen, dann ist man ein „Cool Loser“ … und das verschafft einem mehr Respekt als ein Sieg. Wie’s geht, ist im nachfolgenden Clip (bei 15:00 min) zu erfahren:

Außerdem wird da über ein Denkmal berichtet, dass einem berühmten Spieler, der vor 100 Jahren gelebt hat, mitten in Osaka gesetzt worden ist (bei 1:43 min). Außerdem werden Shogi-Dojos in Osaka vorgestellt, wo die Spieler (berechnet nach Stunden oder zu einem Tagestarif) einen Obolus entrichten, um dort Shogi zu spielen. Und man erfährt (bei 16:12 min), dass in China jetzt auch heftig Shogi gespielt wird, so gibt es im Raum Shanghai ca. 100 Schulen für Shogi.